Ganz still war es in der Stadthalle auch beim Anzeiger-Besuch. Durch die menschenleere Halle, vor und hinter der Bühne, führte Jörg Henne gemeinsam mit Fachbereichsleiterin Alexandra Kleine. Von der großen Bühnentechnik bis zu den kleinen Finessen in der Technik-Schaltzentrale, dem „Herzstück“ der Stadthalle, ob Karneval, Konzert oder Kabarett: Hinter einem Auftritt steckt weit mehr Vorbereitung und Arbeit, als sich so mancher vorstellen mag. Die erste Überraschung lässt nicht lange auf sich warten. Lichtschalter? Fehlanzeige!
Die Steuerung der Beleuchtung läuft voll digital über ein Tablet, ebenso wie die Beamertechnik. Schon nächstes Jahr soll beim Licht auf moderne LED-Technik umgestellt werden. Die Fördermittel seien beantragt und die Ausschreibung laufe, so Kleine. Die Alternative mit weniger Energieverbrauch sei ein Baustein zu einer klimafreundlichen Stadthalle sein, genau so wie die anstehende Erneuerung der Belüftungsanlage. Allen ist klar: Um mithalten zu können, muss man in der rund 40 Jahre alten Halle an der Schützenstraße bei Technik und Co. am Ball bleiben. Und dafür arbeiten einige: Klemens Alscher als Haustechniker und Mario Schockenhoff als Veranstaltungstechniker, beide mit Meistertitel. „Zwei grundverschiedene Bereiche“, sagt Henne. Eine gute Zusammenarbeit folglich elementar.
In puncto Zukunftsfähigkeit soll noch mehr in Gange kommen. „Das Thema W-Lan ist in Arbeit“, so Kleine. Auch die Modernisierungsarbeiten, für die man während der Corona-Zwangspause endlich Zeit fand, werden zu Ende geführt, darunter der im Keller gelegene Teil des Backstage-Bereiches. Wie schon direkt hinter der Bühne, verschwindet auch dort das „schöne 70er-Jahre grün“ zugunsten einer modernen hellen Optik, schmunzelt Kleine. Neu installiert wird auch eine Rampe, über die schwere Technik-Koffer direkt auf die Bühne geschoben werden können.
Die Stadthalle soll „für jede Größe gewappnet“ sein und sich für ganz verschiedene Anlässe eignen. Denn: Sie hat einen „kulturellen Auftrag“. Nicht nur in der Stadt, sondern mit und für die Stadt in ihrer ganzen Vielfalt soll die Halle und ihr Programm etwas bieten. Vieles müsse Corona-bedingt erst wieder anlaufen. Die Pandemie hat gezeigt, dass Unterhaltung nicht selbstverständlich ist, sowohl auf Seite der Besucher, wie auch auf der der Künstler. „Die Leute wollen die Unbeschwertheit zurück, uneingeschränkt geht das aber noch nicht“, sagt Henne, der seinen Posten erst im Herbst vergangenen Jahres übernommen hat. Auf die Frage, was sein schönstes Stadthallen-Erlebnis war, entgegnet er: „Positives Feedback“. Wenn Kinder die Halle nach einer Veranstaltung lachend verlassen und wiederkommen möchten, das freue ihn immer sehr. Auch: Die lockere und langjährige, mit vielen schon fast freundschaftliche Zusammenarbeit mit Künstlern und Verbänden.
Viele würden anrufen und sagen: „Wir machen es so, wie beim letzten Mal“. Das sei eine Belohnung und Bestätigung für die Organisatoren. Denn die müssen sich viele Frage stellen: Welche Bestuhlung? Welche Mikrofone? Muss eine Tribüne, beispielsweise für verschiedene Preisklassen bei einer Theatervorstellung, aufgebaut werden? Es wird klar: Eine Stadthalle braucht auch für die Lagerung solcher Teile viel Platz. Knapp 1 000 Stühle, die lassen sich nicht einfach stapeln und in die Ecke stellen. Und auch nicht in den Keller: Denn neben der Besucher-Gadrobe werden auch die vier Kegelbahnen dort noch regelmäßig genutzt.
Einen Knackpunkt gibt es: Die Werler Stadthalle hat eine Gasheizung. „Wenn der Gashahn abgedreht würde, hätte man ein Problem“, sind sich Henne und Kleine einig. Zum Winter werde es gesetzliche Vorgaben geben, wie Veranstaltungshallen mit Raumtemperaturen umgehen müssen. Daran werde man sich halten. „Keinen Schnellschuss machen“ und sich in engem Austausch mit den Stadtwerken auf alle Szenarien vorbereiten, lautet der Plan.
Die Werler Stadthalle ist Teil des Stadtentwicklungskonzepts. Bewusst habe man sich entschieden, dabei nicht nur die Halle selbst, sondern auch das „Drumherum“ in den Blick zu nehmen. Mit Kapelle, gutem Baumbestand und Co. hätte der Bereich viel Charme, so Kleine. In Zukunft sollen deshalb Flächen entsiegelt und so ein neuer Aufenthaltspunkt in Innenstadtnähe entstehen. Wieder gelte: Stadt und Stadthalle, beide profitieren voneinander.