Anderes Ende des Marktplatzes, gleiche Situation: Wegen ganz verschiedener Einflussfaktoren müssen die Werler auch bei einigen Blumen am Pflanzen-Stand Plattfaut aus Süddinker tiefer ins Portemonnaie greifen. Die Gründe reichen von höheren Energiekosten für die Treibhäuser bis hin zu den Transportkosten. Und: „Auch der Dünger ist teurer geworden“, erklärt Verkäuferin Gisela Wittstock-Hill.
Der Preisanstieg lasse sich pauschal kaum beziffern, „aber 20 Cent sind es schon“. In diesen Zeiten nicht für jeden hinzunehmen, muss schon für Lebensmittel, an der Zapfsäule und beim Heizen deutlich mehr ausgegeben werden. „Einigen Kunden sind Blumen zu teuer geworden“, könnten diese es sich schlichtweg nicht mehr erlauben. Einziges Mittel in dieser Zeit: Verständnis für den jeweils anderen haben. Und das haben die Werler Wochenmarkt-Besucher reichlich, zieht Wittstock-Hill dahingehend ein positives Zwischenfazit. „Sie reagieren sehr verständnisvoll.“ Doch auch andere Marktentwicklungen zeigten sich im Moment. „Die letzten zwei Jahre haben die Kunden die Gärten schön gemacht, nach Corona steht jetzt Urlaub wieder an erster Stelle“, so die Erfahrungen der vergangenen Wochen.
Zu den regelmäßigen Kunden am Blumenstand zählt auch Eveline Eulitz, nach wie vor. Als Marktbesucher müsse man sich entscheiden, was einem wichtig ist. „Da freut man sich umso mehr über die Sachen, die man sich früher öfter gegönnt hat“, reichen dafür auch Kleinigkeiten, die noch vor einigen Monaten viel selbstverständlicher waren. „Qualität hat immer ihren Preis“, blickt Eulitz auf das farbenfrohe Blumensortiment.
Auch die Kunden am Käsestand von Christiane Kaiser nehmen die Preissteigerungen bislang gelassen hin. Wie hoch diese ausfällt, das variiert von Sorte zu Sorte. Besonders betroffen: Bergkäse, mit bis zu 25 Prozent, weiß die Fachfrau. „Seit Kriegsausbruch ist weniger los“, seien die Marktbesucher allgemein zurückhaltender geworden. Dreimal in der Woche ist Kaiser zudem auf dem Wochenmarkt in Hamm, „da merkt man das auch deutlich“.
Weniger stark fällt das dort aus, wo Grundnahrungsmittel über die Verkaufstheke gehen. So der Fall bei Heinrich Luig und Janine Weiss-Büttner, die die Ware des Hühnerhofs Luig aus Wickede-Wiehagen auf dem Werler Markt anbieten. „Ei wird immer gebraucht.“
Auswirkungen bei der Kundenzahl gebe es bisher keine, ebenso keine Gewinneinbußen. „Die Leute wissen eben Bescheid, dass alles teurer wird“, so Luig. Bei den Eiern heiße das konkret, dass man den Einzelpreis von 22 auf 25 Cent und bei XL-Eiern von 28 auf 35 Cent erhöhen musste. Doch nicht auf einen Schlag, sondern seit Kriegsausbruch immer wieder minimal. „Um weiterhin gute Qualität liefern zu können“, erklärt Luig. Doch man müsse immer mehr rechnen, neben den Futtermittelpreisen beispielsweise auch bei den Verpackungen.
Einen normalen Eierkarton hat man früher für rund zehn Cent bekommen, „inzwischen sind es zwanzig“. Grund für die Verdopplung ist die Papierverknappung., denn große Teile werden eigentlich in der Ukraine produziert. Trotzdem lief das Ostergeschäft gut. „Die Leute lieben frische Ware“, hat sich daran nichts geändert. Einzelne Kunden hätten sich zwar beschwert, im Großen und Ganzen reagierten diese aber mit viel Verständnis. „Es ist halt eine Ausnahmesituation“, ergänzt Verkäuferin Janine Weiss-Büttner.
Frische Ware, die bietet auch Obst- und Gemüsehändlerin Hildegard Keggenhoff reichlich an. Im Allgemeinen steigen die Preise zwar, nach den Feiertagen seien sie beispielsweise bei Spargel und Erdbeeren aber schon wieder gesunken. Wer lokale Produkte einkauft, der macht es richtig. Da fielen nun mal kaum Transportkosten an. Tipp der Fachfrau: Auch wer saisonal kauft, kann einiges sparen. „Zum Beispiel bei Rhabarber oder Porreegemüse“, weiß Keggenhoff. Dass die Politik aktuell einen Wegfall der Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse in Betracht zieht, findet sie gut. Agrarminister Cem Özdemir möchte aus der aktuellen Situation heraus so auch für mehr gesunde Ernährung sorgen.
Abhilfe der Politik, das wünschen sich auch Christine und Walter Klüner, die seit 35 Jahren im Markthandel tätig sind, an ihrem Stand in der Fußgängerzone modische Accessoires und Nützliches aller Art verkaufen. Noch verkaufen sie vorhandene Ware, sind so von den Preiserhöhungen verschont geblieben.
Beim anstehenden Nachschub sieht das anders aus. „Die Großhändler haben schon angekündigt, dass die Preise um bis zu 20 bis 30 Prozent steigen werden.“ Bis zu einem gewissen Maß müsse man das dann auch an die Kunden weitergeben. Die Klüners sind froh, aus Werl zu stammen und so kaum Anfahrtskosten für den Verkauf auf dem Wochenmarkt anfallen. Doch bei größeren Märkten, diese seien nach Corona jetzt wieder möglich, sieht das anders aus. „Da kann der Anreiseweg kostspielig werden.“
Genau wie sie ist auch Marktbesucher Manfred Klapper oft auf dem Wochenmarkt. Die steigenden Preise seien zwar ärgerlich, das halte den Werler jedoch nicht davon ab, dort einzukaufen.
Konsens unter Verkäufern und Kunden ist das Ziel, sich gegenseitig die Treue zu halten. Gemeinsam könne man sich am besten mit der vorherrschenden Situation arrangieren. Dass auf dem Werler Marktplatz keiner etwas für die steigenden Preise kann, das wissen alle. An einem Strang zu ziehen, auch unter den Händlern, sei das Gebot der Stunde.