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Jogginghosen an Schulen: Wer hat in Werl die Hosen an?

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Von: Gerald Bus

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Dürfen Schüler mit Jogginghose in die Schule oder werden sie nach Hause geschickt? Wir haben uns an Werler Schulen umgehört.
Dürfen Schüler mit Jogginghose in die Schule oder werden sie nach Hause geschickt? Wir haben uns an Werler Schulen umgehört. © Klemmer/dpa

Die neue Kleiderordnung einer Schule in Wermelskirchen ist eindeutig: Wer in Jogginghose erscheint, kann gleich wieder gehen. Das sagen die Schulleiter in Werl zum Schlabberlook im Unterricht.

Werl – Die Jogginghose und der Schlabberlook: Wer hat bei der Bekleidung der Schüler im sprichwörtlichen Sinne „die Hosen an“ – und darf entscheiden, was getragen wird? Die Schüler? Oder doch die Schulen? Das von der Sekundarschule Wermelskirchen ausgesprochene Jogginghosen-Verbot für Schüler hat für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Wie die weiterführenden Schulen in Werl dazu stehen, zeigt eine Umfrage an den Schulen.

Jogginghose bei der Jugend beliebt

„An unserer Schule wird das Thema Jogginghosen seit der Gründung immer wieder auf allen Ebenen thematisiert“, sagt Schulleiterin Sandra Schenkel. Dabei gebe es viele verschiedene Sichtweisen und Argumente. „Einerseits wünschen wir uns von den Schülerinnen und Schülern eine ‘angemessene’ Kleidung in der Schule, auf der anderen Seite ist die Jogginghose bei den Jugendlichen beliebt wie nie zuvor“, sagt Schenkel. In der Modewelt gebe es sie inzwischen in allen Varianten und Preisklassen. „Und wenn man in die Vergangenheit zurückblickt, waren Turnschuhe eine sehr lange Zeit verpönt.“ Heute seien sie salonfähig und werden in Form von Sneaker zu Anzug und Kleid getragen. Die Chefin der Sekundarschule merkt an: „Eine Veränderung der Modewelt hat immer in der Gesellschaft für Unverständnis gesorgt. Einiges setzt sich durch, anderes nicht.“

Einerseits wünschen wir uns von den Schülerinnen und Schülern eine ‘angemessene’ Kleidung in der Schule, auf der anderen Seite ist die Jogginghose bei den Jugendlichen beliebt wie nie zuvor.

Sandra Schenkel Leiterin Sekundarschule

Ob die Jogginghose sich durchsetzen werde oder nur eine kurze zeitliche Episode bekomme, werde sich zeigen. Wichtiger sei aber: „Wir beraten unsere Schülerinnen und Schüler weiterhin, angemessen in die Schule zu kommen. Insbesondere wenn es um die Phasen der Berufsorientierung geht, weisen wir verstärkt auf das äußere Erscheinungsbild hin.“ Dabei stelle die Schule vermehrt fest, „dass es den jungen Menschen wichtig ist, wie sie nach außen wirken, sie nehmen unsere Empfehlungen an und setzen diese um.“ Zudem gebe es über die Schülervertretung T-Shirts und Pullover mit selbst entworfenem Schullogo zu kaufen. Das Angebot werde sehr gut angenommen „und verstärkt noch den Nebeneffekt der Identifikation mit der Schule, mit der Schulgemeinde“.

Jogginghose in der Schule: Richtlinien zur angemessenen Kleidung

„Wir haben keine ausdrückliche Kleiderordnung, die Hausordnung geht von angemessener Kleidung aus“, sagt Schulleiterin Anne-Kristin Brunn zur Frage, wie es die Ursulinen bei ihren insgesamt rund 1.200 Schülern halten. Durchaus würden Schüler auch auf ihre Kleidung hingewiesen, „in Einzelfällen angesprochen“. Auch werde im Rahmen von Klassenratssitzungen oder Klassenleitungsstunden die Frage der „angemessenen Kleidung durchaus schon mal thematisiert“. Bisher sei es aber noch nicht notwendig geworden, jemanden vom Unterricht auszuschließen. „Allerdings ist es zum Beispiel im Sportunterricht möglich, dass auch aus Sicherheitsaspekten heraus Kinder ohne entsprechend angemessene Kleidung nicht aktiv teilnehmen können.“ Und wie sieht es mit Jogginghosen aus, mit knappen Tops oder kurzen Röcken, Löchern in den Hosen? „Auch hier werden die Schülerinnen und Schüler durch Gespräche für dieses Thema sensibilisiert“, sagt Anne-Kristin Brunn.

Jogginghose in der Schule: Keine Kleiderordnung im NRW-Schulsystem

Zurzeit werde in verschiedenen Gremien beraten, „ob eine Kleiderordnung sinnvoll sein kann, um für Eltern, Lernende und Lehrende gleichermaßen solche Vereinbarungen transparent zu machen.“ Insgesamt sei es den Ursulinenschulen wichtig, das Thema ganzheitlich unter pädagogischen Gesichtspunkten anzugehen. „Unsere Schülerinnen und Schüler sollen wissen, dass die Wahl der Kleidung Auswirkungen auf die eigene Grundhaltung und Einstellung und auf die Wahrnehmung durch das Umfeld hat. Wie ich mich gebe und wie ich von meinem Gegenüber gesehen werde, wird von meiner Kleidung und meinem Kleidungsstil mitgeprägt“, sagt die Schulleiterin. Deshalb sei es wichtig, Kleidung situativ anzupassen. Eine mögliche Kleiderordnung werde daher weniger eine Liste mit „erlaubter beziehungsweise nicht zugelassener“ Kleidung sein als vielmehr „eine gemeinsame Festlegung auf bestimmte Standards, auf die wir uns an unserer Schule festlegen, weil dies für uns zum Ausdruck des gegenseitigen Respekts und der Wertschätzung dazugehört“.

Auf der anderen Seite ist Kleidung gerade in Zeiten der jugendlichen Entwicklung ein Ausdruck von Individualität und persönlicher Freiheit, die wir am MG hoch schätzen.

Michael Prünte Leiter Marien-Gymnasium

Man müsse zunächst in der Debatte festhalten, „dass im NRW-Schulsystem keine Kleiderordnung vorgesehen ist“, sagt Michael Prünte. Chef des Mariengymnasiums. „Eine Kleiderordnung hätte den Vorteil, dass manche Diskrepanz, die aufgrund von unterschiedlicher Kleidung entsteht, in Schülerkreisen vermieden werden könnte.“ Auf der anderen Seite sei Kleidung aber gerade in Zeiten der jugendlichen Entwicklung „ein Ausdruck von Individualität und persönlicher Freiheit, die wir gerade am Marien-Gymnasium hoch schätzen“, betont Prünte. Wenn durch einheitliche Kleidung ein Gemeinsein und eine „Corporate Identity“, sprich ein identitätsstiftendes Bild der Gemeinschaft Schule herbeigeführt werden solle, „müsste dem ein intensiver Abwägungsprozess in der Schulgemeinde vorausgehen, der natürlich durch entsprechende Beschlüsse der Schulkonferenz herbeigeführt werden müsste“, sagt Michael Prünte. Und ergänzt: „Im Marien-Gymnasium tragen die Schülerinnen und Schüler zum Ausdruck ihrer Zugehörigkeit gerne ihre Schul-T-Shirts und auch ihre Hoodies mit dem Emblem des Gymnasiums.“

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