Der Fahrer habe ihr immer nur gesagt, dass er gleich nach Hilbeck zurückfahre. Die Elfjährige sei erst eineinhalb Stunden später „völlig verstört und verweint“ zuhause angekommen. Golz hatte sich zwischendurch auch an die RLG gewandt und erfahren, dass der Fahrer wegen einer Straßensperre beziehungsweise eines Unfalls einen schnelleren Weg nehmen sollte. Doch die 46-Jährige sagt, sie habe sich auch bei der Polizei erkundigt. Abgesehen vom normalen Stau auf der B63 habe es an diesem Tag keine besonderen Vorkommnisse gegeben.
Annette Zurmühl von der Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (RLG) bestätigte auf Anfrage, dass die genannte Fahrt der Linie R41 am 3. November wegen des hohen Verkehrsaufkommens auf der B63 den Linienweg „unplanmäßig geändert hat und nicht alle Haltestellen in Hilbeck bedienen konnte“.
Dies dürfe – wie im konkreten Fall – nur in Absprache mit der Leitstelle geschehen, um Fahrtausfälle auf den nachfolgenden Linien zu verhindern. In solchen Situationen werde die R41 in Hilbeck über die Straße „Im Oberdorf“ in Richtung Allen umgeleitet, die dort befindlichen Schulbushaltestellen würden dann alternativ angefahren, erläutert Zurmühl. „Dieses gewährleistet, dass die Bedienung von Hilbeck auch bei Verkehrsstörungen weitestgehend sichergestellt ist.“ Das Fahrpersonal sei aber „zwingend angewiesen“, die Fahrgäste darüber zu informieren.
„Unserer Leitstelle ist bewusst, dass sich aus diesen ungeplanten Umleitungen für die Fahrgäste eine schwierige Situation ergibt, die sich aber aufgrund der mitunter sehr problematischen Verkehrssituation auf der B63 nicht gänzlich vermeiden lässt.“ Gerade für Kinder hätten die Fahrer eine besondere Fürsorgepflicht. Das werde in regelmäßigen Fahrdienstgesprächen thematisiert. So sollten Kinder nicht alleine gelassen werden und bei schwierigen Situationen möglichst im Bus verbleiben, wenn sie beispielsweise bei einem verpasstem Ausstieg orientierungslos sind. Auch wenn das Ticket fehlt, würden Kinder trotzdem mitgenommen.
Im konkreten Fall hat der Fahrer nicht richtig reagiert. Hier erwarten wir mehr Sensibilität und Einfühlungsvermögen und entschuldigen uns deshalb ausdrücklich bei dem betroffenen Kind und seiner Mutter.
„Im konkreten Fall hat der Fahrer nicht richtig reagiert“, so Zurmühl. „Hier erwarten wir mehr Sensibilität und Einfühlungsvermögen und entschuldigen uns deshalb ausdrücklich bei dem betroffenen Kind und seiner Mutter. Wir werden den Vorfall intern aufarbeiten und nachdrücklich darauf hinweisen, dass insbesondere Kinder rücksichtsvoll behandelt werden müssen und ihnen aktive Unterstützung zuteil werden muss, wenn es zu besonderen Situationen kommt.“ Insbesondere soll auf die alternative Ausstiegsmöglichkeit in Hilbeck an den Schulbushaltestellen entlang der Umleitungsstrecke hingewiesen werden.
Zumindest gefühlt kommt es in jüngerer Zeit häufiger zu Beschwerden über Busunternehmen. Doch das Beschwerdemanagement der RLG verzeichne keinen signifikanten Anstieg, schreibt Annette Zurmühl. In Zeiten mit hohem Verkehrsaufkommen wie in der Vorweihnachtszeit komme es allerdings häufiger zu Verspätungen oder verpassten Anschlüssen. Dasselbe gilt auch bei Baumaßnahmen, die mit Haltestellensperrungen oder Umleitungen einhergehen. „Darauf reagieren die Kunden naturgemäß mit Beschwerden.“ Grundsätzlich seien in der Branche viele Unternehmen mit Personalknappheit konfrontiert, so Zurmühl.
Der Fachkräftemangel kann dabei auch zu Fahrplanreduktionen führen, was bei Kunden „verständlicherweise“ für Unmut sorge. Auch bei der RLG sei die Personalsituation „angespannt“. Bedingt durch kontinuierliche Fluktuation werde an allen RLG-Standorten immer wieder Fahrpersonal gesucht. „Bisher gelingt es uns, das komplette Fahrplanangebot zu fahren. Es gibt keine Fahrplanreduktionen oder geplante Fahrtausfälle“.
Engpässe, die zum Beispiel krankheitsbedingt auftreten, fangen wir durch Personal aus der Verwaltung oder den Werkstätten ab.“ Drüber hinaus würden gegebenenfalls Fahrleistungen an Auftragsunternehmer vergeben. „Trotzdem sind, insbesondere bei kurzfristigen Krankmeldungen, punktuelle und vorübergehende Fahrtausfälle nie gänzlich auszuschließen.“