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Ausbildungs-Revolution: Feuerwehr löscht Brände in virtueller Realität

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Von: Daniel Schröder

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Am Interschutz-Stand der Feuerwehr Werl wurde das VR-Training von zahlreichen Feuerwehrleuten ausprobiert.
Am Interschutz-Stand der Feuerwehr Werl wurde das VR-Training von zahlreichen Feuerwehrleuten ausprobiert. © Daniel Schröder

Durch eine neue Technologie soll die Ausbildung bei der Feuerwehr Werl noch professioneller und noch realistischer werden. Wir haben das neue Training in virtueller Realität (VR) getestet.

Werl/Hannover - Es ist eine Art Ausbildungs-Revolution - in virtueller Realität können Brände bekämpft, Feuerlöscher oder Fahrzeug-Pumpen bedient werden: Die Feuerwehr Werl testet das „VR-Training“ seit rund einem halben Jahr. Jetzt stellten die Feuerwehrleute das System auf der Feuerwehr-Weltleitmesse „Interschutz“ in Hannover an ihrem Stand aus - ganz zur Begeisterung der Besucher.

Viele von ihnen wollten sich selbst überzeugen und rückten zur virtuellen Brandbekämpfung vor. Auch der Anzeiger hat das System bei seinem Messe-Besuch getestet und ist überzeugt, dass es in den nächsten Jahren bei vielen Feuerwehren Einzug halten dürfte.

Feuerwehr trainiert in Virtual Reality (VR): Sensoren erkennen die Bewegung des Strahlrohres

Die Elemente sind bekannt: Eine VR-Brille, die den Benutzer binnen weniger Augenblicke in eine andere Welt befördert, Kopfhörer für die Simulation von Geräuschen. Hinzu kommen mehrere Sensoren, die beispielsweise die Führung des Strahlrohres erkennen, das ebenfalls mit Sensoren ausgestattet ist, und mit dem das Feuer bekämpft wird. Hinzu kommen die Atemluftflasche auf dem Rücken und ein C-Schlauch, der an das Strahlrohr gekoppelt wird - wie im echten Einsatz.

Sind Brille und Kopfhörer erst einmal aufgesetzt, dauert es nur eine Sekunde und man vergisst, was um einen herum in Wirklichkeit geschieht. Wer das „VR-Training“ ausprobiert, ist „sofort im Film“. Wir haben das Zimmerbrand-Szenario getestet. Wie in der realen Lage muss der Benutzer darauf achten, ob er die geschlossene Zimmertür vor sich ganz oder nur einen Spalt öffnet oder ob er sich zurückzieht. Diese Entscheidung bestimmt auch im Real-Einsatz über Erfolg oder Misserfolg.

Das Verhalten des Strahls aus dem Hohlstrahlrohr sowie der Flammen und des Rauches wirkt sehr realistisch.
Das Verhalten des Strahls aus dem Hohlstrahlrohr sowie der Flammen und des Rauches wirkt sehr realistisch. © Daniel Schröder

Die Tür wird einen Spalt geöffnet, die ersten Sprühstöße aus dem Hohlstrahlrohr abgegeben. Überall lodern Flammen, ein Bett brennt lichterloh. Hinzu kommt der dichte Rauch, der an der Decke bedrohlich anfängt zu pulsieren. Die Simulation wirkt sehr realitätsnah, ebenso das Verhalten der „Sprühbilder“ aus dem Strahlrohr. Das System erkennt auch taktische Fehler beim Löschen und reagiert entsprechend - beispielsweise, in dem das eigentlich erloschen geglaubte Feuer plötzlich wieder auflodert. Zudem zeigt der Bildschirm an, wie viel Liter Wasser bereits abgegeben wurden.

Feuerwehr trainiert in Virtual Reality (VR): Viele verschiedene Szenarien sind möglich

Die Besucher, die das „VR-Training“ ausprobieren, sind allesamt über die tatsächliche Realitätsnähe begeistert. Neben dem Zimmerbrand können auch andere Szenarien trainiert werden, unter anderem ein brennender Gastank, ein Flächenbrand, der Umgang mit einem Feuerlöscher oder auch die Bedienung der Pumpe des Löschfahrzeugs - beispielsweise für das Training der Maschinisten.

Auch Gasbrände können simuliert werden.
Auch Gasbrände können simuliert werden. © Daniel Schröder

„Wir werden das System jetzt erst einmal für zwei Jahre testen. Wir sind aber jetzt schon mega begeistert“, erklärte Karsten Korte, Leiter der Feuerwehr Werl. Selbst die, die die Idee anfangs kritisch beäugt hätten, seien nach wenigen Momenten der Praxis überzeugt gewesen.

Feuerwehr trainiert in Virtual Reality (VR): „Auch bei uns geht es nach vorne!“

„Virtual Reality“ sei eines der vorherrschenden Themen auf der Messe gewesen, der Zeitgeist sei von den Werlern damit getroffen worden. „Das ist die Zukunft. Die Vermischung solcher Techniken mit der Praxis ist sehr wichtig und wird bei der Ausbildung zukünftig eine große Rolle spielen. Vor allem können wir damit zeigen: Feuerwehr kann auch innovativ sein, auch bei uns geht es nach vorne!“

Feuerwehr trainiert in Virtual Reality (VR): Technik-Preis fängt bei 2000 Euro an

Die Feuerwehr Werl wolle nach der Messe einen Raum im Gerätehaus einrichten, in dem das System der Firma Northdocks ständig aufgebaut bleibt und somit flexibel Ausbildung betrieben werden kann. Die VR-Technik müsse einmalig beschafft werden - der Preis dafür fange bei rund 2000 Euro an. Hinzu kommt eine monatliche Gebühr, die für die Nutzung der VR-Plattform mit all ihren Szenarien gezahlt werden muss. Die Szenarien würden fortlaufend erweitert.

Praktisch sei, so Korte, dass Feuerwehren „ihre“ Strahlrohre nutzen können, die sie sowieso im Einsatz haben und dass die Nutzung unkompliziert sei: „So können auch mal ein, zwei Leute spontan sagen, dass sie Strahlrohr-Training machen wollen.“ Das virtuelle Training wird also dafür sorgen, dass die Feuerwehr in Zukunft in der Praxis mit noch mehr Routine ihre tägliche Aufgabe - den Schutz der Bevölkerung - erledigen kann.

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