Der 23-Jährige zeigt Verständnis für die Beschwerden: „Wir haben wohl unterschätzt, wie weit der Schall trägt. Es war auf gar keinen Fall gewollt, dass wir so viele Leute belästigen.“ Direkt nach der Veranstaltung habe er sich mit einigen Freunden hingesetzt und überlegt, wie man es besser lösen könnte. „Wir hätten sicher die Bühne mehr Richtung Gewerbegebiet ausrichten können“, ist Berendes überzeugt. Außerdem könnte man durch das geschickte Aufstellen von Lautsprecherboxen das Ausbreiten der tiefen Bässe eindämmen.
Ab 20 Uhr sei die Musik deutlich leiser geworden, sagt Berendes, der im Obst- und Gemüsegeschäft seines Vaters eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolviert. Doch das sei keine Reaktion auf die Beschwerden gewesen, sondern habe mit einem technischen Problem zu tun gehabt.
Bei der Stadt ist laut Fachbereichsleiterin Alexandra Kleine kein Sturm der Entrüstung angekommen. Auch der Bereitschaftsdienst des Ordnungsamtes sei am Samstag nicht ausgerückt. Ein Rathausbesucher habe allerdings darum gebeten, solche Veranstaltungen nicht häufiger als einmal im Jahr durchzuführen. Und Kleine sagt: „Wenn es technische Möglichkeiten gibt, die Beeinträchtigung der Anwohner zu verringern, sollte man sie nutzen.“ Auch Pausen im Programm wären wohl hilfreich.
Ein Bekannter, der bei Preußen spielt, habe ihn auf die Wiese neben dem Fußballplatz aufmerksam gemacht, sagt Festival-Veranstalter Fabian Berendes. Der Werler TV stimmte zu. „Wir wollten dem jungen Mann eine Plattform, eine Chance geben“, sagt der Vorsitzende Michael Kuge. Und er habe sich an alle Rahmenbedingen gehalten. Doch auch Kuge räumt ein, den Faktor Lärm vielleicht unterschätzt zu haben. „Wir haben volles Verständnis für Anwohner, die genervt und verärgert sind.“ In der Zukunft müsse man auf diesen Punkt mehr achten.
Berendes findet den Standort an sich eigentlich perfekt für so ein Festival. Er liege etwas abseits, aber doch noch so zentral, dass er auch ohne Auto gut zu erreichen ist. Vom Ordnungsamt aus wären bis zu 500 Personen zugelassen gewesen. Auch wenn er sich ein paar mehr Teilnehmer gewünscht hätte, sei er insgesamt ganz zufrieden.
Die Besucher, die im Schnitt um die 30 gewesen seien und vor allem aus dem Kreis Soest und den Nachbarkreisen kamen, hätten sich darüber gefreut, dass es auch im ländlichen Raum mal so eine Veranstaltung gibt. Und genau das sei seine Motivation gewesen.
Er habe mit Sundate Events nun zwar ein eigenes Unternehmen, wolle das Ganze aber nicht hauptberuflich machen. Er wolle die heimische Kulturszene bereichern und den Leuten zeigen: „Hey, bei uns ist auch was los, man muss nicht bis Dortmund oder Münster fahren.“ Es sei einfach schön, wenn sich Menschen über die Musik kennen lernen. „Und es muss nicht immer Techno sein.“ Auch Veranstaltungen mit anderen Musikstilen wie Jazz oder Rock könnte er sich vorstellen.
Fabian Berendes legt auch selbst als DJ auf. In seinem Freundeskreis werde fast ausschließlich Techno gehört. Die Musikrichtung, die spätestens mit dem Loveparade-Unglück von Duisburg einen ziemlichen Absturz erlebte, werde inzwischen wieder populärer. Berendes glaubt, dass sich darin in Zeiten von Corona und Ukraine-Krieg ein Stück weit auch der Wunsch nach Rebellion und Frieden ausdrückt.
In den vergangenen drei Jahren habe er einige Geburtstage für Freunde organisiert und sich nach und nach eine kleine Fangemeinschaft erarbeitet. Dieses Jahr wollte er dann den Sprung wagen und sein erstes eigenes Festival auf die Beine stellen.
„Sundate“ folgen bei Instagram inzwischen rund 400 Nutzer, die Hälfte davon sei im letzten Monat hinzugekommen. Anfang Juni habe er mit drei weiteren DJs einen Auftritt im „Fusion Club“ in Münster gehabt. Bei Nonsense-Festival in Werl durfte nach Auswahl im Internet auch ein Newcomer starten. Berendes würde sich freuen, wenn Gleichgesinnte aus der Region Kontakt zu ihm aufnehmen. Erreichbar ist er unter info@sundate-events.de.
Nun sei erst mal Sommerpause, für den Winter sucht Berendes noch eine „coole Indoor-Location“. Und 2023 würde er gerne wieder im Sportpark feiern – mit mehr Publikum und weniger Bass-Reichweite.