Wie sich Werl auf den Blackout vorbereitet

Vom Funkgerät bis zum Defibrillator: Sollte es zum Katastrophenfall kommen, werden die Feuerwehrgerätehäuser und die Meldestellen in Werl und den Dörfern mit dem nötigen Material ausgestattet, damit Helfer kommunizieren und helfend eingreifen können.
Werl – Lernen – das müssen alle. Und dazugelernt haben die Werler auch: Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass Strom da ist oder ein Sturm den Menschen nichts anhaben kann. Das, so Wehrleiter Karsten Korte bei einem Informationstreff im Büdericher Gerätehaus, müsse wieder selbstverständlicher in die Köpfe, bei Groß und Klein. Dabei nimmt er auch die Schulen in die Pflicht: „Ich hoffe, dass der Katastrophen- und Bevölkerungsschutz wieder Thema in den Schulen wird.“
Was früher gang und gäbe war, muss nun wieder neu vermittelt werden: Es gibt keine absolute Sicherheit; die Menschen müssen zumindest vorbereitet sein auf den Notfall – und dann wissen, was zu tun ist, zum Beispiel im Fall eines kompletten dauerhaften Stromausfalls („Blackout“) oder den Folgen eines Sturms oder Starkregens.
Dazu hat die Stadt ein Katastrophen-Konzept erstellt. Zentrale Bausteine: Alle Feuerwehrgerätehäuser werden zu „Leuchttürmen“ als Anlaufstellen für die Bürger im Notfall. Zudem gibt es vier „Meldestellen“ in öffentlichen Gebäuden, die Bürger aufsuchen können, wenn sie sich in einer Notlage befinden oder andernorts Einsatzkräfte benötigt werden: Petri-Grundschule Werl, DRK-Heim Werl, Dorfgemeinschaftshaus Niederbergstraße und Marienschule Büderich.
Problem Beatmung
Beim Infotreffen im Gerätehaus machten Stadt und Feuerwehr deutlich, wie viele Aspekte es zu beachten gibt. Zum Beispiel seien mobile Pflegedienste kontaktiert worden, um in Erfahrung zu bringen, wo Menschen wohnen, die beatmet werden müssen. Eventuell, so Alexandra Kleine von der Stadtverwaltung, wird es dazu eine ergänzende Abfrage bei Ärzten geben.
Denn klar ist: Wo Strom fehlt, können lebensrettende Geräte nicht arbeiten. Im Krankenhaus gibt es Notstromaggregate. Aber es gibt auch Beatmungspatienten, die in den eigenen vier Wänden wohnen. Sie benötigen Akkus, um sich im Notfall helfen zu können, und müssen diese auch an den „Leuchttürmen“ oder Meldestellen aufladen lassen können.
Die Not-Anlaufstellen für die Bürger werden im Fall der Fälle rund um die Uhr mit mindestens zwei Kräften besetzt sein, vorwiegend aus der Feuerwehr.
Sofortmaßnahmen
Die Einsatzkräfte seien alle in der Lage, Sofortmaßnahmen im medizinischen Notfall durchzuführen, verspricht Karsten Korte, „auch wenn nicht alle Stationen mit Rettungssanitätern besetzt sind“. Zudem werde es auch an den Meldestellen Defibrillatoren geben, um Menschen wiederbeleben zu können.
Das DRK-Heim wird mit Rotkreuz-Helfern besetzt, die Petrischule übernehmen die Malteser, so sieht es das Konzept vor. Alle Helfer stehen unmittelbar ehrenamtlich bereit, sollte ihr Einsatz nötig sein. „Aber es bleibt wichtig zu wissen, dass es sich nur um Notfallpunkte handelt“, sagt Karsten Korte. Womöglich würden diese Stellen gar nicht häufig aufgesucht – auch das sei ein Lernprozess.
Trinkwasser sicher
Die Stadt hat von den Stadtwerken die Rückmeldung bekommen, dass auch im Falle eines dauerhaften Stromausfalls die Versorgung der Menschen mit Trinkwasser für 72 Stunden sichergestellt ist.
Auch den Ortsvorstehern komme für den Katastrophenfall eine wichtige Rolle zu, weil sie gut vernetzt und ortskundig sind und die Menschen in ihrem Dorf gut kennen. Darauf wurden sie nun beim Infotermin im Büdericher Gerätehaus vorbereitet. Gerade für den Fall, dass eine Notlage länger andauern sollte, sei es hilfreich, wenn die Dorf-Bürgermeister in Gerätehäusern oder Meldestellen vor Ort sind, zumal dann womöglich weitere Hilfen über Vereine oder Schützenbruderschaften angeleiert werden müssten. Daher sollen die Ortsvorsteher mit ihrer „Orts- und Personenkenntnis“ eingebunden werden in den erweiterten Krisenstab. So oder so sei im Katastrophenfall gegenseitige Hilfe gefragt, sagt der Wehrleiter. Alles aber könne man nicht planen, auch Improvisation wird nötig sein, sollte es je zum Katastrophenfall kommen.
Oberbergstraße
Es helfe ja schon, der Bevölkerung im Vorfeld zu zeigen, dass dann Helfer für sie bereitstehen, lobte Westönnens Ortsvorsteher Martin Beudel. Das Konzept sei gut. Wichtig sei ihm allerdings, auch den Menschen in Oberbergstraße zu vermitteln, dass an sie gedacht ist. In dem Ortsteil gibt es keine Meldestelle; die nächste liegt in Niederbergstraße. Die Feuerwehr werde Oberbergstraße aber gesondert im Blick halten, versprach Korte – zumindest durch verstärkte Kontrollfahrten. Für mehr Meldestellen fehle das qualifizierte Personal.
Dass es in Niederbergstraße in der Meldestelle „Alte Schule“ keine Notstromanlage gibt, darauf verwies Ortsvorsteher Steffen Hünnies. In solchen Fällen werde ein Feuerwehrfahrzeug vorfahren, dass über seine Anlage die Versorgung sichert, versprach Korte.