Direkt neben dem Ehrenhain für die Opfer von Krieg, Vertreibung und Gewalt im Süden werden die Bäume gepflanzt. Dabei kommt eine weitere Besonderheit zum tragen. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat an dieser Stelle schon einmal eine solche Wiese existiert. Rotarier Albrecht Köchling kann dazu das Wissen um eine Bleizeichnung vom Künstler Sponnier von 1947 beisteuern. „Im Obsthof/am Boskoophang“ hat er diese Zeichnung genannt.
Vor der Erweiterung des Friedhofs um dieses Areal 1969 wurde dort lange ein Steinbruch betrieben. Das abgesenkte Gelände zeugt noch heute vom damaligen Abbau. Aus der Existenz des Steinbruchs wird auch die Vermutung gestützt, dass sich dort Arbeiter und Bürger mit Obst versorgten.
Und so soll es nach dem Wunsch der Rotarier wieder werden: Die öffentliche Obstwiese soll zugleich einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten. Präsident Dr. Christian Haarmann vom Rotary-Club Werl war es ein besonderes Anliegen, etwas für den Baumbestand in der Stadt zu tun. Die „Aufwertung des urbanen Raums“ stellt er in den Vordergrund. Dem pflichtet auch Kommunalbetriebsleiter Jürgen Staubach bei: „Das hat perspektivisch gesehen einen hohen ökologischen Wert.“ Da Straßenbegleitbäume strittig sind, hat der Kommunalbetrieb die Alternative auf der ungefähr 1600 Quadratmeter großen Fläche des Friedhofs gefunden. Die Option fand sofort Anklang.
Auf Grundlage der Verfügbarkeit hat sich der Kommunalbetrieb für folgende Obstbaum-Sorten entschieden, die zukünftig auf dem Werler Parkfriedhof beheimatet sein sollen: 4 Albrecht von Preußen, 5 Florina, 3 Roter Boskoop, 3 Luxemburger Renette, 3 Berlepsch, 1 Ingrid Marie, 6 Goldparmäne, 1 Winterglockenapfel, 2 Holsteiner Cox, 5 Jakob Lebel, 2 Gravensteiner, 2 Jamba, 2 Dülmener Herbstrose.
Nach dem Friedhofsentwicklungskonzept von 2012 soll dieser Bereich als Fläche für Gräber aufgegeben werden. Durch den Wandel in der Bestattungskultur, weg von der Erdbestattung hin zu zur Urnenbestattung, die deutlich weniger Fläche benötigt, sah man in diesem Bereich jetzt neue Chancen. „Ökologische Belange sollen nach und nach soweit möglich einfließen“, sagt Staubach zur Entwicklung. Der Parkfriedhof hat schließlich einen nicht unerheblichen Anteil an der städtischen Grünfläche.
„Im Grunde geht es zurück zu den Wurzeln“, sagt der Rotarier und ehemalige Werler Bürgermeister Michael Grossmann: 1969 habe man den Bedarf zur Erweiterung von städtischen Bestattungsflächen gesehen. Jetzt entwickelt man das Gelände zurück.
Die Rotarier wünschten sich „gerne alte Sorten“, so Haarmann. Diesem Wunsch konnte der KBW entsprechen. Von den hochstämmigen Apfelbäumen wird nicht nur eine Sorte gepflanzt (siehe Infokasten).
Der KBW wird sich in die Pflanzung und spätere Pflege einbringen. „Die Rotarier werden sich auch zukünftig verantwortlich fühlen “, sagt Grossmann. Man werde das Gedeihen im Blick behalten und sich auch im Falle eines Ausfalls weiter engagieren.
Seit Jahren hat sich der Rotary Gemeindienst der Unterstützung sozialer und gemeinnütziger Projekte verschrieben. „Für die Werler Bevölkerung eine greifbare Aktion“ anzustoßen sei Wunsch und Ziel zugleich gewesen, sagt Michael Grossmann.
Am 25. Februar um 11 Uhr werden die Rotarier selbst Hand anlegen. In Kooperation mit dem Kommunalbetrieb werden die Bäume gesetzt. Der KBW wird bereits vorbereitend tätig und wird die Pflanzlöcher ausheben.