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Abriss läuft: Im Denkmal klafft ein großes Loch

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Von: Gerald Bus

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Die Abrissarbeiten am ehemaligen Möbelhaus „Fredrich & Neuschäfer“ haben begonnen, ein alter Anbau ist verschwunden.
Die Abrissarbeiten am ehemaligen Möbelhaus „Fredrich & Neuschäfer“ haben begonnen, ein alter Anbau ist verschwunden. © Gerald Bus

Werl – Der Zahn der Zeit nagt schon seit Ewigkeiten an dem alten Gemäuer. Nun aber nagte auch der Zahn des Baggers – und sorgte für ein sichtbar klaffendes Loch im Denkmal.

Werl - An der Baubrache haben die Abrissarbeiten des ehemaligen Möbelhauses „Fredrich & Neuschäfer“ begonnen. Einer der Anbauten wurde abgerissen, um das ehemalige Haupthaus – das Denkmal – genauer untersuchen zu können.

Dass dabei ein großes Stück Putz abstürzte und ein Loch in die Westwand riss, ist von der Kämperstraße aus weithin zu sehen. Aber damit habe man wegen der großen Risse im Putz und der Schäden in der Bausubstanz rechnen müssen, sagt Stadtplaner Ludger Pöpsel auf Anfrage.

Keine Einsturgefahr

Und da im Innern des Mansarden-Gebäudes Stützpfeiler aufgestellt sind, bestehe keine Einsturgefahr. „Das ist also nicht dramatisch.“ Zuvor hatte die Sorge bestanden, dass Teile des Mauerwerks auf die Kämperstraße stürzen, da die stark angegriffene Westwand nicht standsicher sein könnte. Ein Statiker hat das Gebäude bereits unter die Lupe genommen und Entwarnung gegeben. Nun sollen weitere Gerüste angebracht werden, um die Fassade des Hauses genauer unter die Lupe nehmen zu können.

Ein Teil des Denkmals wurde bei den Abrissarbeiten im Eck beschädigt: Der Putz brach ab und legte eine Ecke frei.
Ein Teil des Denkmals wurde bei den Abrissarbeiten im Eck beschädigt: Der Putz brach ab und legte eine Ecke frei. © Gerald Bus

Durch den bröckelnden Putz ist auch das alte Fachwerk sichtbar geworden. Nach der Sanierung soll das Gebäude aber wieder verputzt werden, das Fachwerk also verdeckt sein, kündigt der Stadtplaner an.

Planänderungen

Einige Änderungen zum Vorhaben sind in die Überarbeitung eingeflossen. Die markanteste, die auch auf das Erscheinungsbild des Gesamtkomplexes großen Einfluss haben wird: Es wird nun doch keine geschlossene Bebauung zur Kämperstraße hin geben.

Einer der geplanten Neubauten entfällt, dafür wird es eine große Grünfläche samt Kinderspielplatz und Bänken zur Kämperstraße hin geben, von der Straße getrennt durch eine mit Grünsandstein verkleidete Mauer. Deswegen wird das denkmalgeschützte Mansarden-Gebäude künftig frei stehen. Das Amt für Wohnungswesen des Kreises Soest habe den Änderungen bereits zugestimmt, sagt Ludger Pöpsel.

Sie waren nötig geworden, weil das NRW-Bauministerium die früheren Planungen einkassiert hatte, da sie in einigen Punkten nicht den Vorgaben der Wohnungsbauförderung entsprachen. Das Ministerium hatte den Plänen „unzureichende Wohnqualität“ attestiert: zu wenig Grünflächen, zu viel Verschattung, Ausrichtung der Wohnungen nach Norden, fehlende Balkone an sanierten Denkmälern, bauordnungsrechtliche Probleme wie fehlender Mindestabstand der geplanten Wohngebäude. Folge: Die Wohnbauförderung des Landes – mehr als die Hälfte der Investitionssumme – wurde versagt.

Nur noch ein Neubau

Jetzt passt alles. Der aktuelle Entwurf sieht nun neben dem Erhalt der zwei Denkmale nur noch einen Neubau im nordwestlichen Bereich des Grundstücks vor. Insgesamt werden 27 Wohnungen unterschiedlicher Größe entstehen, neun in den beiden Denkmälern und 18 im Neubau. Über das grüne Licht aller Beteiligten, vor allem aus dem Ministerium, hatte unsere Zeitung bereits im Mai berichtet. Wolfgang Behr, der das Projekt für die Investoren entwickelt, hatte das auf Anfrage mitgeteilt.

Eine weitere Änderung: Der geplante Treppenaufgang von der Kämperstraße entfällt. An der Nordseite des Mansarden-Denkmals sind ein außen vorgebauter Aufzug sowie eine unterirdische Verbindung zur neuen Tiefgarage geplant. Die Wohnungen des ersten und zweiten Obergeschosses erhalten einen Balkon, über den die Wohnungen per Aufzug erreichbar sind. Durch die geänderte Erschließung der Wohnungen des Neubaus ist nun keine Wohnung mehr ausschließlich nach Norden ausgerichtet.

Parken mit E-Funktion

Westlich wird die Einfahrt zur Tiefgarage des Neubaus sein. 27 Stellplätze für Autos wären eigentlich nötig. Die Tiefgarage sieht aber nur 15 Pkw-Plätze vor, jeder 2. hat einen Lade-Anschluss für die Elektromobilität, „für weitere Bedarfe werden Leerrohre vorinstalliert“. Oberirdisch ist kein Platz für weitere Parkplätze. Also muss der Investor zwölf Stellplätze ablösen.

Für Fahrräder werden zehn Stellplätze in der Tiefgarage sowie 17 oberirdisch vorgehalten.

Politik tagt

Unabhängig von den nun gestarteten Abrissarbeiten geht es im Verfahren um die Neubebauung des Areals der alten Möbelbrache am Eck Kämperstraße/Tütelstraße weiter. Der Planungsausschuss soll in der Sitzung am Mittwoch, 14. September (Beginn um 18 Uhr im Rathaus, Sitzungssaal) die weiteren Schritte auf den Weg bringen.

Die Verwaltung schlägt vor, die Pläne nach den Änderungen nun zur öffentlichen Auslegung freizugeben, da mittlerweile nach einem langen Vorlauf und vielen Problemen alle Vorbehalte zur Entwicklung aus dem Weg geräumt sind. Auch die so genannten „Träger öffentlicher Belange“ sind erneut zu beteiligen. Anfang 2023 könnte dann der Satzungsbeschluss zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan erfolgen – rund zehn Jahre nach Planungsbeginn.

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