Und da im Innern des Mansarden-Gebäudes Stützpfeiler aufgestellt sind, bestehe keine Einsturgefahr. „Das ist also nicht dramatisch.“ Zuvor hatte die Sorge bestanden, dass Teile des Mauerwerks auf die Kämperstraße stürzen, da die stark angegriffene Westwand nicht standsicher sein könnte. Ein Statiker hat das Gebäude bereits unter die Lupe genommen und Entwarnung gegeben. Nun sollen weitere Gerüste angebracht werden, um die Fassade des Hauses genauer unter die Lupe nehmen zu können.
Durch den bröckelnden Putz ist auch das alte Fachwerk sichtbar geworden. Nach der Sanierung soll das Gebäude aber wieder verputzt werden, das Fachwerk also verdeckt sein, kündigt der Stadtplaner an.
Einige Änderungen zum Vorhaben sind in die Überarbeitung eingeflossen. Die markanteste, die auch auf das Erscheinungsbild des Gesamtkomplexes großen Einfluss haben wird: Es wird nun doch keine geschlossene Bebauung zur Kämperstraße hin geben.
Einer der geplanten Neubauten entfällt, dafür wird es eine große Grünfläche samt Kinderspielplatz und Bänken zur Kämperstraße hin geben, von der Straße getrennt durch eine mit Grünsandstein verkleidete Mauer. Deswegen wird das denkmalgeschützte Mansarden-Gebäude künftig frei stehen. Das Amt für Wohnungswesen des Kreises Soest habe den Änderungen bereits zugestimmt, sagt Ludger Pöpsel.
Sie waren nötig geworden, weil das NRW-Bauministerium die früheren Planungen einkassiert hatte, da sie in einigen Punkten nicht den Vorgaben der Wohnungsbauförderung entsprachen. Das Ministerium hatte den Plänen „unzureichende Wohnqualität“ attestiert: zu wenig Grünflächen, zu viel Verschattung, Ausrichtung der Wohnungen nach Norden, fehlende Balkone an sanierten Denkmälern, bauordnungsrechtliche Probleme wie fehlender Mindestabstand der geplanten Wohngebäude. Folge: Die Wohnbauförderung des Landes – mehr als die Hälfte der Investitionssumme – wurde versagt.
Jetzt passt alles. Der aktuelle Entwurf sieht nun neben dem Erhalt der zwei Denkmale nur noch einen Neubau im nordwestlichen Bereich des Grundstücks vor. Insgesamt werden 27 Wohnungen unterschiedlicher Größe entstehen, neun in den beiden Denkmälern und 18 im Neubau. Über das grüne Licht aller Beteiligten, vor allem aus dem Ministerium, hatte unsere Zeitung bereits im Mai berichtet. Wolfgang Behr, der das Projekt für die Investoren entwickelt, hatte das auf Anfrage mitgeteilt.
Eine weitere Änderung: Der geplante Treppenaufgang von der Kämperstraße entfällt. An der Nordseite des Mansarden-Denkmals sind ein außen vorgebauter Aufzug sowie eine unterirdische Verbindung zur neuen Tiefgarage geplant. Die Wohnungen des ersten und zweiten Obergeschosses erhalten einen Balkon, über den die Wohnungen per Aufzug erreichbar sind. Durch die geänderte Erschließung der Wohnungen des Neubaus ist nun keine Wohnung mehr ausschließlich nach Norden ausgerichtet.
Westlich wird die Einfahrt zur Tiefgarage des Neubaus sein. 27 Stellplätze für Autos wären eigentlich nötig. Die Tiefgarage sieht aber nur 15 Pkw-Plätze vor, jeder 2. hat einen Lade-Anschluss für die Elektromobilität, „für weitere Bedarfe werden Leerrohre vorinstalliert“. Oberirdisch ist kein Platz für weitere Parkplätze. Also muss der Investor zwölf Stellplätze ablösen.
Für Fahrräder werden zehn Stellplätze in der Tiefgarage sowie 17 oberirdisch vorgehalten.
Unabhängig von den nun gestarteten Abrissarbeiten geht es im Verfahren um die Neubebauung des Areals der alten Möbelbrache am Eck Kämperstraße/Tütelstraße weiter. Der Planungsausschuss soll in der Sitzung am Mittwoch, 14. September (Beginn um 18 Uhr im Rathaus, Sitzungssaal) die weiteren Schritte auf den Weg bringen.
Die Verwaltung schlägt vor, die Pläne nach den Änderungen nun zur öffentlichen Auslegung freizugeben, da mittlerweile nach einem langen Vorlauf und vielen Problemen alle Vorbehalte zur Entwicklung aus dem Weg geräumt sind. Auch die so genannten „Träger öffentlicher Belange“ sind erneut zu beteiligen. Anfang 2023 könnte dann der Satzungsbeschluss zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan erfolgen – rund zehn Jahre nach Planungsbeginn.