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„Richtig Dampf machen“: Katzen-Vorwürfe und Attacken im Netz erschrecken Feuerwehr

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Von: Gerald Bus

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Alles für die Katz: Mit der Drehleiter ging es am Sonntagabend zur Münstermannstraße - und die aufgeregte Netzgemeinschaft wurde darüber informiert, dass die Helfer nun eine Rettungsaktion starten
Alles für die Katz: Mit der Drehleiter ging es am Sonntagabend zur Münstermannstraße - und die aufgeregte Netzgemeinschaft wurde darüber informiert, dass die Helfer nun eine Rettungsaktion starten © Feuerwehr

Einige fuhren die Krallen aus in den sogenannten „sozialen Netzwerken“ im Kampf für eine vermutlich hilfslos-gefährdete Katze in einem Baum: Die Feuerwehr Werl sah sich in einer Facebook-Gruppe („Werler helfen Werlern“) heftiger Kritik ausgesetzt, dass sie dem verzweifelten Tierchen nicht helfen wolle. Die Feuerwehr ist erschrocken über die Vorwürfe. Denn die Katze saß zwar auf dem Baum. „So etwas tun die“, sagt die Wehrleitung. Aber sie war weder in Not, noch erschöpft.

Werl – Dennoch beugte sich die Wehr dem Druck des Netzes, als die Diskussionen ausartete und der Vorwurf kursierte und fleißig geteilt wurde, die Feuerwehr wolle nicht helfen. „Da haben wir reagiert“, sagt Wehr-Sprecher Kevin Teipel.

Mit der Drehleiter ging es am Sonntagabend zur Münstermannstraße, die aufgeregte Netzgemeinschaft wurde darüber informiert, dass die Helfer nun vor Ort seien und eine Rettungsaktion in rund sechs Meter Höhe starten.

Keine Chance für die Feuerwehr

Es kam, wie es kommen musste: Die Katze kratzte das alles nicht, sie sprang von Ast zu Ast. „Das ist ein agiles, fittes Tier“, sagt Kevin Teipel. Helfen lassen wollte sie sich nicht, einfangen lassen schon gar nicht. Dabei wissen die Helfer: Ein Tier in Panik wäre doch herunter gesprungen oder hätte sich helfen lassen“. In diesem Fall aber war das wie erwartet anders. Keine Chance also für die Feuerwehr, die unverrichteter Dinge wieder abrücken musste und wortwörtlich „für die Katz“ ausgerückt war.

Was die Wehr „erschrocken“ hat, so Kevin Teipel: dass Menschen in den so genannten „sozialen Netzwerken“ ungeprüft einfach Behauptungen weiterleiten, ohne sich an Fakten zu orientieren. Die Diskussion sei geradezu ausgeufert. Dass das im Vorwurf gipfelt, die Feuerwehr wolle in Notlagen nicht helfen und die Rettungskräfte dafür angefeindet werden, sorgt auch in der Wehrleitung für Entsetzen.

Tierrettung gehört natürlich zu unserem Aufgabengebiet.

Kevin Teipel, Sprecher der Feuerwehr Werl

Dabei hatte alles sonntagmorgens seinen entspannten Anfang genommen. Ein Zeuge hatte die Katze im Baum gesehen und die Leitstelle alarmiert. Die habe – „und zwar berechtigt“, so Teipel – darauf hingewiesen, dass es sich nicht um einen Tiernotfall handelt, eine Katze im Baum an sich „nichts Schlimmes“ sei. Der Zeuge möge das doch bitte weiter beobachten und sich später noch mal melden, wenn das Tier hilflos oder erschöpft scheine. Dann werde die Feuerwehr ausrücken. „Denn Tierrettung gehört natürlich zu unserem Aufgabengebiet“, sagt der Sprecher. In der Vergangenheit habe man immer wieder welche aus Notlagen gerettet – auch Katzen.

Diskussion schaukelt sich auf

Als ein Nutzer in die Facebook-Gruppe fragte, ob jemand die Katze im Baum vermisse, nahm mit der Diskussion auch das Unheil seinen Lauf. Ob das nicht ein Fall für die Feuerwehr sei? „Danach hat es sich aufgeschaukelt“, schildert Kevin Teipel, bis zur direkten Attacke an die Adresse der Wehr. Man müsse denen mal „richtig Dampf machen“, schrieb eine Nutzerin. Tierfreundlich sei die Werler Feuerwehr ja nicht. Gar eine Organisation „Baumrettung Katzen OWL“ wurde ins Spiel gebracht.

Der Anrufer, der die Katze gemeldet hatte, versuchte, die emotionalen Wogen bei Facebook zu glätten und stellte den Sachverhalt klar. Die Feuerwehr kontaktierte auch Nutzer und fragte, woher sie ihre Informationen denn hätten. Die ernüchternde Antwort laut Teipel: „Das haben Andere doch gesagt....“

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