Im Zuge der Berichterstattungen über die Vorwürfe meldeten sich in unserer Redaktion weitere Menschen, zum Beispiel aus Möhnesee, Unna und Dortmund, die sich von dem Beschuldigten betrogen fühlen, darunter auch Architekten.
Peter Wehn von der Kanzlei „Minoggio Wirtschafts- und Steuerstrafrecht“ vertritt den Werler. Der Fachanwalt für Strafrecht und Steuerrecht merkt an, es gehe in der Anklage nicht um 7,5 Millionen, sondern um eine Million Euro. „Der restliche Vorwurf, also 6,5 Millionen, ist verjährt und wird daher nicht überprüft und ist nicht Verfahrensgegenstand.“ In diesem Jahr werde es wohl noch keine Gerichtstermine geben. Zunächst muss die Wirtschaftskammer des Landgerichts nun prüfen, ob sie einen hinreichenden Tatverdacht zur Eröffnung des Hauptsacheverfahren erkennt.
Unterdessen seien im Zusammenhang mit dem Fall die Ermittlungen gegen ein Paar mit Bezug zu Werl als Arbeitsort eingestellt worden, „wie ich erwartet hatte“ , teilte die Anwältin einer Düsseldorfer Kanzlei im Namen ihrer Mandanten am Montag auf Anfrage mit.
Im Oktober 2021 wurden die ersten Vorwürfe gegen den ehemaligen Geschäftsführer einer Firma im Kreis Soest laut: ein Ermittlungsverfahren wegen des Untreue-Verdachts gegen den Werler als Hauptschuldigen und „weitere Beschuldigte“ im Zusammenhang mit der Tätigkeit in jener Firma. Mit Millionenbeträgen soll der Werler als Geschäftsführer hantiert haben, ohne dass sein Arbeitgeber davon wusste. In dem Zusammenhang hatte es im Juni 2021 mehrere Durchsuchungen gegeben, auch in Werl. Dabei wurden Datenträger als Beweise sichergestellt.
Der Beschuldigte ließ sich anwaltlich vertreten, hatte demnach den Sachverhalt gegenüber seinem einstigen Arbeitgeber „selbst offenbart“ und arbeite bei der Aufklärung mit.
Die betroffene Firma hatte nach eigenen Angaben im September 2020 „Kenntnis von finanziellen Unregelmäßigkeiten erhalten“ und juristische Schritte eingeleitet, um Schadensersatzansprüche geltend machen zu können. Im Zuge der Offenlegung kamen weitere Vorwürfe der Veruntreuung von Geldern gegen den ehemaligen Geschäftsführer hinzu. Aus Sicht der Firma habe sich der Ex-Geschäftsführer „in erheblichem Maße persönlich bereichert“.
So soll er Gelder eines Firmenkontos für private Zwecke genutzt haben, unter anderem für den Kauf von Immobilien in einer privaten Beteiligungsgesellschaft. 7,5 Millionen Euro sollen sich allein auf jenem Konto befunden haben, das seit 2012 geführt worden sein soll.
Zudem soll der Mann noch in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer Firmenkäufe getätigt haben, unter Umgehung der zuständigen Aufsichtsgremien. In zwei Fällen soll er Unternehmen in Süddeutschland mit Geldern seiner Firma aufgekauft haben, die sich in wirtschaftlicher Schieflage befanden; insgesamt ging es bei den Ermittlungen also um eine Summe von rund 15 Millionen Euro.
Der Beschuldigte bemühe sich um Schadensregulierung, teilte sein Anwalt damals mit; unter anderem würden mit dem Geld erworbene Immobilien wieder verkauft.