Die Wartezeiten für Kunden lassen sich dennoch pauschal kaum eingrenzen. „Es besteht natürlich ein Unterschied, ob ein Gerät ersetzt oder ob eine ganz neue Anlage geplant wird“, sagt Schriek. Doch die Sorge, vor den Wintermonaten nicht fertig zu werden, kann er den Kunden nehmen. Noch sei es zu schaffen, eine solche Umrüstung abzuschließen, bevor es richtig kalt wird.
Wie stark die Nachfrage bei den Alternativen zu Gas- und Ölheizungen in Werl seit Ausbruch des Ukraine-Krieges angezogen hat, das lasse sich bei Kaspar Dröge aktuell noch nicht beziffern. „Doch der Krieg ist ein deutlicher Verstärker“, ist sich Schriek sicher.
Heizungs-Umrüstungen seien ein Thema, über das man sich viel zu lange keine Gedanken gemacht hat. „Jahrzehntelang hat man es, auch in der Politik, liegen lassen“, so der Heizungs-Fachmann. Das falle uns jetzt auf die Füße. „Und auch die starke Abhängigkeit von russischem Gas, zeigt sich nun extrem“, ergänzt er.
Der Anstieg der Nachfrage fing an, als die breite Masse mitbekommen hat, dass die Gaspreise hochgehen und die Preise an den Zapfsäulen steigen, erinnert sich Schriek. „Vor allem aber, als Russland mit den Sanktionen belegt wurde.“
Außerdem seien viele Kunden hellhörig für die Heiz-Alternativen geworden, als einige Billiganbieter im Gassektor wegen der aktuellen Situation pleite gegangen sind. „Und die Kunden deswegen in die Grundversorgung gerutscht sind“, erklärt Schriek. Was den Heizungstechnikern zusätzlich volle Auftragsbücher beschert: Die Umrüstung auf Alternativen wird gefördert. „Bis zu 50 Prozent im Bestand“, so der aktuelle Stand. Insgesamt gebe es im Moment daher sehr viele Anreize für die Kunden, sich von Gas- und Ölheizungen zu trennen.
Dass die Nachfrage extrem hoch ist, sei auch unter Kollegen und Mitbewerbern Konsens, gibt Theodor Schriek weiter. „Das ist überall das gleiche.“
Da stimmt auch Hendrik Greune, Büro-Angestellter bei Greune Haustechnik, zu. Besonders hinter den Wärmepumpen seien im Moment alle hinterher. „Pelletheizungen eher weniger, weil sie sehr teuer sind“, fasst Greune die momentane Situation zusammen.
„Seit Kriegsausbruch haben wir definitiv zwei bis drei Anfragen mehr pro Tag“, ergänzt er. Der enorme Anstieg der Nachfrage sei deutlich zu spüren.
Doch von Öl- und Gasheizungen auf die Alternativen umsteigen, das geht nicht überall. „Manche Gebäude sind nur bedingt umrüstfähig. Das variiert von Fall zu Fall“, erklärt Greune. Dort, wo eine Umrüstung möglich ist, hänge die Dauer der Umbaumaßnahme von der Art der Anlage ab.
Auch die Lieferzeiten bereiten den Heizungstechnikern nach wie vor Probleme. „Mit denen war es aber schon vor Kriegsausbruch schwierig, im Prinzip seit Pandemiebeginn.“
Fazit aus Unternehmersicht: Eigentlich sei die gestiegene Nachfrage für Haustechniker und Heizungsbauer etwas Positives, wegen des fehlenden Personals in der gesamten Branche könne das aber nur in Teilen ausgeschöpft werden.
Auch Dominik Stebbe-Bremen, einer von zwei Geschäftsführern der H&S Heizungs-, Sanitär- & Kaminofentechnik GmbH, nennt konkrete Zahlen: Waren es vor Kriegsausbruch in der Regel zwei Anfragen pro Tag für die modernen Heizungs-Alternativen, „sind es jetzt bestimmt zehn täglich“. Dieser enorme Anstieg ging vor rund zwei Wochen los, erinnert sich Stebbe-Bremen. „Als die Leute wegen der steigenden Preise nervös wurden.“
Eine hohe Nachfrage an Pelletheizungen und Wärmepumpen habe es aber schon länger gegeben. „Die Auftragslage ist seit Jahren gut, vor allem bei den Anlagen mit regenerativen Anlagen“, sagt der Geschäftsführer. Durch den Ukraine-Konflikt und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Konsequenzen sei diese Entwicklung erneut verstärkt worden.
Die Telefon bei dem Unternehmen an der Unionstraße stünden nicht mehr still.
Neben den Anreizen durch die teils hohe Förderung, die gebe es inzwischen seit drei Jahren, herrsche bei den Kunden im Moment eine ganz klare Einstellung vor. „Ich will weg von den Energieträgern Öl und Gas“, gibt Stebbe-Bremen diese wieder. Der Haken bei der Umsetzung: „Bestimmt 70 Prozent der Gebäude werden so beheizt“, so eine Schätzung des Fachmanns.
Wie lange sich die Werler bei dem Wunsch nach einer neuen Heizungsanlage gedulden müssen, dazu kann auch Stebbe-Bremen kaum eine pauschale Antwort geben. „In etwa dauert es vier Monate, bis die Anlage fertig installiert ist“, so die Einschätzung. Bei der aktuellen Auftragslage könnte man alle geplanten Maßnahmen noch vor den kalten Wintermonaten durchführen. „Zur Zeit“, schränkt Stebbe-Bremen ein. Man wisse schließlich nicht, wie weit die Nachfrage noch ansteige.
Auch erste Materialknappheiten, zum Beispiel bei den Stahl-Bauteilen von Heizungen, bekomme man bei H&S inzwischen „schon wieder“ zu spüren. Zuletzt hatte sich diese Problematik wieder entspannt. „Vergangenes Jahr haben wir teilweise bis zu drei Monate auf Bauteile gewartet“, erinnert sich Stebbe-Bremen. Das habe sich zunächst wieder relativiert, war zeitweise deutlich entspannter. „Aktuell warten wir zwischen 14 Tagen und vier Wochen auf die Teile.“
Insgesamt, so der Konsens unter den Heizungsbauern in der Hellwegstadt, wird die Nachfrage weiter sehr hoch bleiben. Der ungewisse Blick in die Zukunft, wie es mit den russischen Gaslieferungen weitergeht, wird weitere Werler auf den Plan rufen, ihre Heizungen umzurüsten, so die Prognose der Unternehmen.
Beim Heizen unabhängig von Gas und Öl sein, das wollen aktuell mehr Menschen denn je. Zu den populärsten Alternativen gehören vor allem zwei: Bei einer Pelletheizung werden in einem Holzkessel „Pellets“, also kleine Presslinge aus Holzspänen und Sägemehl, vergast. Eine solche Anlage zählt zu den erneuerbaren Energiequellen.
Die Wärmepumpe überträgt thermische Energie, je nach Art, aus der Umgebungsluft, dem Grundwasser oder der Erde. Unter dem Einsatz von Strom wird die Wärme so verdichtet, dass sie zum Heizen und zur Warmwasser-Versorgung genutzt werden kann. Wärmepumpen sind wartungsarm, erzeugen selbst keine Emissionen und halten lange.
Zusätzlich zum Anreiz der Unabhängigkeit von Gas und Co. winken bei einer Umrüstung auch hohe Förderungen. Bei Pelletheizungen können das, sofern im Bestand, bis zu 45 Prozent sein. Es gibt verschiedene Förderprogramme.