Da stehen wir in der Verantwortung, wir haben belasteten Boden verkauft, auch wenn das vor so langer Zeit passiert ist
„Da stehen wir in der Verantwortung, wir haben belasteten Boden verkauft, auch wenn das vor so langer Zeit passiert ist“, sagt der GWS-Chef. Es handele sich um ein offensichtliches Versäumnis der Vergangenheit, für das die Stadt auch für ihre Reputation gerade zu stehen hat.
Denn klar ist: Sauber war nichts an der Grube. Dass es sich dabei nur um ein Versehen gehandelt hat, glaubt die GWS nicht. „Dafür ist die Menge zu groß.“ Eher bleibt der Eindruck, dass auf dem Baugrund einst Altlasten gesammelt und dann mit einer Erdschicht einfach verscharrt worden sind. Eine Masse, „die über alle Grenzen hinausgeht“, wie Gruschka sagt. Asbesthaltige Auffüllungen fanden sich ebenso wie teerhaltige Materialien und Baustoffe, Schlacke, Gleisbettreste, Fundamentreste, Metallreste. Auf über 1 000 Tonnen summierte sich der „gefährliche Mix“.
Zwei Gutachter waren mit der Aufarbeitung des Falles befasst, einer von der GWS und einer von Kulle beauftragt. Über die Expertise ließ sich der GWS-Aufsichtsrat nun informieren; dabei wurden auch Zahlen genannt, die Kulle unberechtigterweise mehr ausgeben musste für die nicht absehbare Säuberung des Areals auf dem KonWerl-Areal. Dass der Unternehmer nur die Mehrkosten der Entsorgung ersetzt haben wollte, ansonsten viele Kosten selber trug, rechnet Gruschka dem Firmenchef hoch an. „Er hat konstruktiv mitgearbeitet“, lobt er – und räumt ein, dass der GWS der Vorfall „unangenehm“ sei.
Rund eine Million Quadratmeter Fläche galt es damals nach der Aufgabe der Militärfläche aufzubereiten und von Altasten zu befreien. Dass es die ein oder andere kleine Stelle geben könnte, die die Beprobungen nicht erfasst haben, sei immer erwartbar gewesen, sagt Gruschka. Da stehe die Wirtschaftsförderung als Verkäufer der Parzellen bereit, bei der Beseitigung zur Seite zu stehen. Aber dass ein so großes verseuchtes Feld zutage treten würde, habe man zunächst gar nicht glauben können.
Da von einer womöglich bewussten Vertuschung auszugehen ist, wird die GWS versuchen, sich den Schadensersatz vom Verursacher zurückzuholen. Ob Projektsteuerer, Bauleiter oder ausführende Baufirma: Irgendjemand ist für die Verklappung verantwortlich. Und den will die Stadt zur Rechenschaft ziehen. „Denn es gab eine klar definierte Ausschreibung und Auftrag.“ Dass dagegen verstoßen wurde, sei offensichtlich. Rund 60 Lkw-Ladungen verseuchter Boden musste separiert zur Sonderdeponie gebracht werden.
Die GWS hatte jene Firma, die Ende der 1990er Jahre das Areal zur Gewerbenutzung hergerichtet hatte, schon 2022 angeschrieben. Die Firma aus Norddeutschland hatte danach über einen Anwalt wissen lassen, sie warte das Gutachten ab. Nun, wo es vorliegt, leitet die GWS weitere Schritte ein: „Wir klären, was juristisch zu machen ist.“
Der Logistiker ist erleichtert über die Schadensersatz-Zahlung: „Dass die Stadt die Mehrkosten in erheblichem Umfang erstattet, freut und hilft uns“, sagt Firmenchef Torsten Kulle auf Anfrage. „Das entspricht der bisher wahrgenommenen guten Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung und der Stadt, die uns immer geholfen hat.“ Auch nach dem Altlastenfund habe es keinen Konflikt mit der GWS gegeben, da schon früh Unterstützung zugesagt worden sei. Dass das nun so auch kommt, sei umso erfreulicher – und wortwörtlich entlastend.