Denn der Besitzer habe es verstanden, das alte Denkmal zu retten und es durch begleitende Bebauung „unter zeitgenössischen Gesichtspunkten neu darzustellen“. Werden die Pläne so umgesetzt, werde es an diesem Bereich der Kämperstraße wieder drei giebelständige Gebäude geben.
Vorgesehen ist, dass das Baudenkmal in der Mitte steht und durch die Sanierung den Schandfleck-Charakter verliert. Rechts schmiegt sich ein Neubau mit sechs Wohneinheiten an, der das Denkmal im hinteren Bereich umrahmt. Dabei entsteht ein Innenhof. Links vom Ensemble soll etwas abgesetzt ein frei stehendendes Einfamilienhaus gebaut werden.
Das Denkmal selber wird aber nicht als Wohnraum genutzt werden, sondern als Fläche für Kellerersatzräume und für die Heizungsanlage, sagt Miracco. Bei der bauhistorischen Untersuchung habe sich ohnehin ergeben, dass das Gebäude einst eher dem Nutzungs- als dem Wohnzweck unterworfen war. Ein Umstand, mit dem die Stadt „gut leben“ kann. Ebenso mit der Tatsache, dass zwei Traufgassen entstehen, wie es sie in der Vergangenheit nun mal gegeben habe, so Pöpsel.
Optisch wird das eine Augenweide.
Johnny Miracco hingegen betont: „Wir haben alles getan, damit wir das realisiert bekommen.“ Nach vielen Gesprächen habe er nun diese Lösung samt Nutzungskonzept bei der Stadt auf den Tisch gelegt, bei der die Neubauten sich optisch an das Denkmal angleichen. „Optisch wird das eine Augenweide“ ist der Werler überzeugt. Allerdings auch eine teure: Miracco geht von einem Betrag jenseits der Millionengrenze aus, den er zu stemmen hat. Vor allem hofft er nun aber auf das Wohlwollen der Denkmalpfleger. Dass die Stadt ihr Einverständnis zeige, freut den Investor.
Zumal das nicht immer so war. Das baufällige frühere Ensemble hatte mehrfach den Besitzer gewechselt, immer wieder gab es Forderungen, die alte Bausubstanz abreißen zu können und das Haus aus der Denkmalliste zu nehmen. Bei einer Durchsanierung bleibe nur sehr wenig denkmalwerte Substanz übrig, sie sei vor allem wirtschaftlich unzumutbar. Die Kosten seien schlicht zu hoch. Aber ebenso beharrlich versagte die Verwaltung ihre Zustimmung zum Abriss. Die Besitzer hätten schließlich vor Abschluss des Kaufvertrags vom Denkmaleintrag gewusst. Zudem verwies die Stadt stets auf die Renditeerwartung des Gesamtprojekts.
Zuletzt hatte es 2020 einen Abrissantrag für das weiter verfallende, aber per Bauzaun abgesicherte Fachwerkhaus gegeben. Der Besitzer hatte da bereits die Auflage der Stadtverwaltung, das Denkmal gegen Witterungseinflüsse sowie das Grundstück gegen unbefugtes Betreten und Vandalismus sichern zu müssen.
Das Ensemble an der Kämperstraße bestand ursprünglich aus drei Häusern und war bereits im Urkataster von 1829 verzeichnet. Ein früherer Besitzer riss vor Jahren die zwei benachbarten Gebäude ab, gegen den Einspruch des Heimatvereins. Der hatte vor allem den Abriss links vom Mittelhaus kritisch gesehen, weil es sich um ein typisches „Auszüglerhaus“ handelte. Nicht erst seitdem galt das frei stehende Denkmal als Zank-Apfel und Schandfleck im Bereich der historischen Altstadt. 2017 stellte die Stadt im Ringen um den Erhalt eine Kompromisslösung in Aussicht: zumindest den Erhalt der Fassade, auch wenn das „aus denkmalpflegerischer Sicht eigentlich nicht zu verantworten“ sei. Man könne sich „vom Denkmal trennen“, wenn der Investor die Fassade erhält oder sie rekonstruiert. Ein Immobilienunternehmen aus Arnsberg plante damals zwei Stadthäuser und ein Mehrfamilienhaus, zog den Bauantrag im März 2018 aber wieder zurück und verkaufte das Grundstück. Erst nach dem Freilegen des zuvor verputzten Fachwerks habe sich das wahre Ausmaß der Schäden am Denkmal gezeigt. Ein Abriss sei der einzige Weg. Die Stadt spielte nicht mit, versagte die Baugenehmigung für den Gesamtkomplex.