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Sterben wird teurer: Bestatter heben bald die Preise an

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Von: Ilka Platzek

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 seit längerem beobachtet die Branche, dass Angehörige an den Beerdigungskosten sparen
Seit längerem beobachtet die Branche, dass Angehörige an den Beerdigungskosten sparen © Müller

Lutz Langschmidt vom gleichnamigen Bestattungsinstitut hat immer noch mit Corona-Sterbefällen zu tun – etwa zwei pro Woche – aber seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine gibt es noch ganz andere Herausforderungen:

Werl - „Die Gaspreise fürs Krematorium werden steigen, die Fahrtkosten sind explodiert und es mangelt an Holz“, listet der Bestatter auf. Schon jetzt würden die Sargfabriken höhere Preise aufrufen und die Lieferanten aller Waren berechnen pro Lieferung entweder pauschal 20 Euro mehr für den Transport oder schlagen 10 bis 20 Prozent auf die Lieferung auf.

Er dagegen nimmt bisher nur 5 Prozent Aufpreis, wenn er Tote in Dortmund, Unna oder auch mal Köln abholen muss. Das nächste, was die Kosten des Bestattungsunternehmens in die Höhe treiben wird, sind die erwarteten Gehaltserhöhungen für die Mitarbeiter sowie „Entlastungen fürs Personal, etwa Tankgutscheine“.

Bestatter Lutz Langschmidt mit Tote-Hosen-Urne.
Bestatter Lutz Langschmidt mit Tote-Hosen-Urne. © Bunte, Klaus

Für die Kunden, sagt der Bestatter, sind die Preise noch stabil, aber nicht mehr lange: Langschmidt geht davon aus, dass auch die Stadt die Preise für Sarg- und Urnengräber erhöhen wird. Er verkauft – noch – vergleichsweise günstige Urnen und Särge aus Lagerbeständen. Muss er nachbestellen, wird’s teurer.

Schon seit längerem beobachtet die Branche, dass Angehörige an den Beerdigungskosten sparen. Dieser Trend werde sich bestimmt fortsetzen: „Wird der Tote vor der Bestattung aufgebahrt, nehmen Angehörige an der Einäscherung teil, werden Zeitungsanzeigen in Auftrag gegeben und Trauerbriefe verschickt, die Kapelle für die Trauerfeier gemietet und hinterher Kaffee angeboten?“ All das treibt die Kosten in die Höhe.

Auch die Bestattungsbranche versucht, ihre Kosten zu senken: „Das Krematorium arbeitet an sechs Tagen in der Woche. Würde es durchlaufen, könnte man 10 bis 15 Prozent Energie sparen“, weiß er. Engpässe bei der Verbrennung wird es übrigens selbst bei Gasknappheit nicht geben: „Das Krematorium ist systemrelevant“, sagt Langschmidt.

Sein Bestattungsunternehmen hat längst eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Im Moment produziert sie Strom satt.

Großhandel

Eingekauft wird möglichst in der Nähe, um Transportkosten zu sparen: etwa bei Silvia Mellmann, die direkt neben dem Werler Krematorium einen Großhandel für Bestattungsbedarf betreibt. „Seit 2021 gibt es Engpässe bei Material und Lieferketten“, sagt sie.

Anfangs lag es noch an Corona. „Seit Kriegsausbruch fehlt zum Beispiel Holz aus der Ukraine.“ Preiserhöhungen sind die Folge. Diesmal sei aber alles anders: „Preiserhöhungen hat es natürlich immer gegeben. Danach waren die Preise aber erst einmal stabil. Dieses Jahr gab es in einigen Bereichen bereits zwei bis vier Preiserhöhungen.“ Stabil seien eigentlich nur die Preise für Hygieneartikel wie Handschuhe. „Alles andere – Stoffe, Folien, Beschläge – ist teurer geworden.“

Viele Händler würden diese Preise nicht sofort an die Kunden weitergeben, sondern erst einmal abwarten. Auch sie sieht schon länger den Trend, an Beerdigungen zu sparen: „Einäscherung statt Erdbestattung, Urne statt Sarg, und wenn Sarg, dann die schlichte Ausführung, nicht Eiche oder Kiefer.“

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