Mit dem Wechsel in der Geschäftsführung endet eine Ära bei den Standard-Metallwerken. War doch Werner Steinweg fast 53 Jahre im Unternehmen tätig, davon nahezu 30 Jahre in der Geschäftsführung. Als 16-Jähriger begann er 1969 die Ausbildung, es begann eine Karriere in der Firma, die so nicht geplant war. Der damalige Chef Dr. Horst Ulmke nahm den jungen Steinweg unter die Fittiche, schickte ihn nach zwei Jahren Abendschule zum Erwerb von Sprachen ins Ausland ins Pariser Büro der Firma, übergab ihm mehr und mehr Verantwortung. 1993 wurde er Geschäftsführer, damals im Team mit Rüdiger Siepmann und Heinz-Udo Obens – bis zur schwärzesten Stunde der Firma, der Insolvenz 2009 im Zuge einer kollabierenden Weltwirtschaft. Hans Wilms rettete das Unternehmen, übernahm die Firma. Die Zahl der Mitarbeiter schrumpfte von 540 auf 270 – schlaflose Nächte für Steinweg, der in der Geschäftsführung blieb, inklusive. „Manchmal muss man halt Entscheidungen treffen, die weh tun“, sagt er heute. Aber er ist unverändert dankbar für das Engagement des Unternehmers Wilms. „Er hat uns alle Freiheiten gegeben, uns zu entfalten – und er hat uns die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt, als wir tot waren.“ Die Metallwerke rappelten sich wieder auf, wuchsen langsam, aber beständig wieder heran auf mittlerweile wieder 400 Stamm-Mitarbeiter. Auch denen zollt Steinweg Respekt und Dank: Ohne das Engagement jedes Einzelnen könne man nicht viel ausrichten.
Nun aber heißt es ein großes Stück weit loslassen für den dreifachen Familienvater und mittlerweile fünffachen Opa. Noch ist er dreimal die Woche im Betrieb und schaut auf weitgehend glückliche Zeiten zurück. „Für mich war Arbeit nie Last, sondern größtenteils Lust“, sagt der 68-Jährige. Auch daher empfinde er „Glück und Dank“.
Fliessner und Steinweg zeigen sich unisono optimistisch, was die Zukunft der Standard-Metallwerke GmbH betrifft. Aber natürlich gebe es Unwägbarkeiten, sei es nun die anhaltende Chipkrise oder die ungebremste Corona-Pandemie. Das Potenzial für weiteres Wachstum sei aber vorhanden, der Bereich der Weiterverarbeitung und die Wertschöpfungstiefe am Standort sollen ausgebaut werden. „Und wir wollen uns nicht nur als Produzent, sondern auch als verlässlicher Entwicklungspartner etablieren“, sagt Dominik Fliessner. Ein paar Mitarbeiter mehr sind realistisch, große Sprünge aber nicht.
Das gilt auch für den Umsatz. 100 Millionen Euro waren es im Vorjahr, durch das die Standard „besser als gedacht“ gekommen sei, besser auch als noch 2020. Für das laufende Jahr sind die Ziele vergleichbar, mit Vorsicht gesteckt wegen all der Unwägbarkeiten. Aber es gebe positive Anzeichen, dass sich das erste Halbjahr günstiger entwickelt als erwartet. „Die Auftragsbücher im ersten Quartal sind gut gefüllt.“
Bleiben die weichen Faktoren, die die Firma zum attraktiven Arbeitgeber machen sollen: in einem Betriebsklima, in dem die Sorgen und Nöte der Mitarbeiter ernst genommen werden und in dem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie keine Worthülse sein soll. Die Standard hat sich von jeher als Familie verstanden. Und sie fördert ihre eigenen „Kinder“: Es gibt 26 Azubis, zu 80 Prozent werden sie übernommen. Ein Weg, um Fachkräftemangel zu begegnen. Dass allein das nicht reicht, zeigt die Tatsache, dass die Firma unter anderem aktuell Fachkräfte für den Vertrieb sucht.
Was bleibt, sei die „Kultur bei der Standard“, auf die schon Steinweg setze: Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit. Auch unter neuer Führung.
Dominik Fliessner ist verheiratet und hat ein Kind. Der 38-Jährige ist seit 2013 bei den Standard-Metallwerken, startete dort als Projekt-Manager. Zuvor hatte er eine Ausbildung zum konstruktions- und fertigungstechnischen Assistenten sowie ein Maschinenbaustudium mit Abschluss Diplom-Ingenieur absolviert, erste Berufserfahrung gesammelt und später ein berufsbegleitendes Studium technische Betriebswirtschaftslehre mit Abschluss MBA durchlaufen. An einem lauen Spätsommerabend 2016 hatte ihn Werner Steinweg gefragt, ob er sich vorstellen könnte, ihn zu beerben. „Ich war überrascht, aber mir war auch schnell klar, dass ich da Lust zu habe“, sagt der Mendener. Dabei sollten auch die Erfahrungen als Teamleiter helfen. Seit 2019 war Dominik Fliessner Assistent der Geschäftsführung, quasi die rechte Hand. Nun hat er die Standard-Leitung in beiden Händen, steht seit Januar in der Gesamtverantwortung des Unternehmens.