Nach Informationen unserer Zeitung hätte Neuhaus nun auch gern die andere Hälfte gekauft, um dann über die gesamten 48 000 Quadratmeter für Solarenergie verfügen zu können. Dann aber kamen als „Mitbewerber“ die Stadtwerke Werl ins Spiel, die ebenfalls Interesse an einer Investition in Photovoltaik haben und nun dem Vernehmen nach den Vorzug für die zweite Hälfte bekommen sollen.
Namen wollen zwar weder die Stadtverwaltung, noch die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung (GWS) nennen. Aber Stadtplaner Ludger Pöpsel bestätigt auf Anfrage, dass die Verwaltung für den Planungsausschuss am 14. September eine Mitteilung plane, bei der es um eine Solarfreilandanlage geht – und zwar ergänzend zum schon veräußerten 2,4-Hektar-Areal auch für das westlich angrenzende Grundstück, das (noch) der GWS gehört.
Ludger Pöpsel hält das Vorhaben für „planungsrechtlich genehmigungsfähig“ und auch unproblematisch, da es für das Grundstück schon lange einen Bebauungsplan mit Bebauungsrecht für eine gewerbliche Nutzung gibt. Und auch die Nähe des Krematoriums stelle kein Problem dar. Denn ein Solarfeld passe zum gesetzlich vorgeschriebenen beschaulichen Umfeld.
GWS-Chef Adrian Gruschka bestätigt ebenso laufende Gespräche in der Angelegenheit – und teilt ergänzend mit, dass die Solar-Parzelle der Stadtwerke womöglich etwas kleiner werden wird, da auch zwei Handwerksbetriebe Interesse an Teilen des Grundstücks geäußert haben.
Beide möchten über rund 4 000 Quadratmeter verfügen, um am Bergstraßer Weg anzusiedeln. Und sie würden laut Gruschka den Zuschlag bekommen, wenn sie kaufen wollen. Es handelt sich um einen Betrieb, der in Werl mehrere kleine Standorte habe und sie nun bündeln will; zudem möchte ein Betrieb von außerhalb nach Werl umsiedeln. Kommt das so, dann werden diese Parzellen aus dem Gesamtgrundstück gelöst. Dann hätten die Stadtwerke 16 000 statt 24 000 Quadratmeter Fläche für ein Solarfeld zur Verfügung.
Die Neuhaus Gruppe äußerte sich am Montag nur knapp – Ralf Neuhaus bestätigte das Interesse am Grundstück; es gebe aber einen Mitbewerber, die Stadtwerke.
„Wir haben die Hand gehoben und unser Interesse bekundet“: Stadtwerke-Geschäftsführer Robert Stams bestätigt, dass der Energieversorger ein Solarfeld am Bergstraßer Weg errichten will. Dazu ist der Kauf des Areals von der Wirtschaftsförderung (GWS) vorgesehen. Es gebe allerdings noch Unwägbarkeiten. Zwar schätzen die Stadtwerke ein solches Solarfeld als rentabel ein. „Und über ein eigenes Solarkraftwerk Strom zu erzeugen ist preiswerter als die derzeitigen Kosten für Einkäufe an den Strombörsen“, sagt Stams. Dort hat sich der Preis innerhalb eines Jahres gut verzehnfach. Aber: Niemand wisse, wie sich der Preis weiter entwickelt. Womöglich sinke er wieder auf altes Niveau, dann wäre ein Solarfeld ein Zuschussgeschäft. Also muss es eine Wirtschaftlichkeitsberechnung geben, sagt der Geschäftsführer. Die Investitionskosten werden der möglichen Stromkostenentwicklung entgegengestellt.
Pro 10 000 Quadratmeter müsse man mit rund einer Million Euro Investitionssumme rechnen. Die Solarmodule einer solchen Fläche könnten rund 400 Standardhaushalte (2 500 KWh) versorgen.
Stams lässt aber auch nicht unerwähnt, dass die Stadtwerke gerne „grünen Strom“ vor Ort selber produzieren wollen. In Zeiten von Klima- und Stromversorgungsdebatte sei das nötig. Daher suchen die Stadtwerke auch nach weiteren Grundstücken für größere Photovoltaikflächen.
Zunächst hofft Stams aber nun auf das Feld am Bergstraßer Weg. „Unser Wunsch ist, möglichst schnell nach vorn zu kommen“, 2023 sei ein „ehrgeiziges Ziel“. Hinzu kommt die Planung für die Stromleitungen zum Umspannwerk zur Einspeisung. Ein zusätzliches Umspannwerk planen die Stadtwerke zwar ebenfalls am Bergstraßer Weg. Aber bis das gebaut wird, werden noch etliche Jahre ins Land gehen.