Die Kröte, die die Kunden schlucken müssen: Der Gashändler darf die extremen Mehrkosten der nun nötigen und deutlich teureren Nachbeschaffung zur Sicherung der Liefermengen weiterreichen an die Abnehmer – also auch die Stadtwerke Werl. Und die hätten gar keine andere Wahl, als das wiederum direkt und komplett an ihre Kunden durchzureichen, sagt Stams. „Aber noch weiß keiner, wie hoch diese Umlage ausfallen wird“, sagt der Stadtwerke-Chef. Das hänge von weiteren Gas-Mengenproblemen und Preisentwicklungen ab. Es könne sich um 1,5, aber auch um 5 Cent pro Kilowattstunde zusätzlich handeln, die Mehrwertsteuer kommt noch obendrauf. So bewege sich der Zusatz-Aufschlag im Bereich zwischen jenen 200 bis 800 Euro für einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 15 000 Kilowattstunden im Jahr. „Da gibt es noch eine große Unsicherheit“, sagt Stams. Zurzeit werde an der Rechtsverordnung gearbeitet. Die Frage ist aber nicht mehr, ob die Umlage kommt – sondern allein, wie umfangreich sie für Endkunden sein wird. Stams betont: „Die Stadtwerke verdienen daran keinen Cent, wir geben das Geld direkt weiter.“
Schon nach der Ankündigung der Stadtwerke vor einigen Wochen, den Gaspreis ab September um 30 Prozent anzuheben und zum Januar dann um weitere mindestens 30 Prozent haben sich viele Kunden beim Energieversorger gemeldet und ihre Monatsabschläge anheben lassen. „Wir schreiben die Erhöhung der Abschläge unseren Kunden nicht vor“, betont Geschäftsführer Robert Stams. „Aber wir appellieren an die Kunden, das zu tun.“ So hätten die Verbraucher zum Ende Januar, wenn die Jahresverbrauchsabrechnungen kommen, einen Puffer geschaffen „und erleben keine böse Überraschung“. Die Stadtwerke sind zu erreichen unter Telefon 0 29 22 / 985-155 (Kundencenter), per Mail unter kundenservice@stadtwerke-werl.de oder direkt im Betrieb an der Grafenstraße 25.
Immerhin gebe es aber auch positive Faktoren. So sei die befürchtete Gasmangellage bislang ausgeblieben, die Liefermengen auch für Werl gelten noch als gesichert. Nun gelte es, zum November die Gasspeicher von aktuell 67 zu 95 Prozent gefüllt zu bekommen – was laut Stams „fast nicht zu schaffen sein wird“. Neue Lieferwege unabhängig von Russland und Einsparungen beim Verbraucher sollen helfen. „Dann haben wir die Chance, ohne Abschaltungen durch den Winter zu kommen“, sagt Stams.
Bei weiter wegbrechenden Lieferungen wird die Regierung die Notfallstufe Gas ausrufen. Für Werl sieht Stams aber auch dann die Endverbraucher als geschützt an. Abgeschaltet würden zunächst hochverbrauchende Industriebetriebe. Die Stadtwerke haben dazu bereits eine Liste mit 30 Betrieben festgelegt, die betroffen wären.