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Vorschläge der Gaskommission: Stadtwerke sehen „gute Entlastung der Kunden“

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Von: Dominik Maaß

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Energieversorger geht von durchschnittlich zwei Prozent Mehrkosten aus.
Die Stadtwerke raten ihren Kunden weiterhin zum vorsichtigen Dreh am Thermostat (Symbolbild). © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Stadtwerke-Geschäftsführer Robert Stams sieht in den Vorschlägen der Gas-Kommission eine „gute Entlastung der Kunden“. Er lobt das „pragmatische“ Vorgehen der Experten, übt aber auch Kritik am weiteren Verfahren. Stams hofft, dass die nun im Zwischenbericht vorgestellte Grundkonstruktion der Gaspreis-Bremse die nun folgende politische Diskussion überdauert.

Werl –Die Expertenkommission hat einen einmaligen Abschlag-Erlass im Dezember und einen Preisdeckel ab März vorgeschlagen. Positiv zu sehen sei, dass sie dabei „größtenteils gerecht, mit Augenmaß und schnell“ zu ihrem Zwischenbericht gekommen ist, sagt Stams. Der Stadtwerke-Chef hält es auch für ein „wichtiges Signal, dass Geschwindigkeit und Umsetzbarkeit mehr im Vordergrund standen, als eine komplexe Regelungstiefe, die alle Feinheiten und Gerechtigkeiten abdecken kann“.

Nicht glücklich findet Stams, dass bereits der Zwischenbericht veröffentlicht wurde und somit nun der Kritik und Erwartungshaltung aller ausgesetzt ist. Er hätte es im Sinne eines reibungsloseren Ablaufes für zielführender erachtet, wenn die Kommission sich zunächst im kleineren Kreis mit den Entscheidern der „Ampel“ abstimmt und dann das Endergebnis vorlegt.

„Pragmatischer Weg“

Stams wünscht sich, dass der nun eingeschlagene „pragmatische Weg“ beibehalten wird. Sicher sei die Kritik „zum Teil gerechtfertigt“, seien die Vorschläge „keine perfekte Variante“. Insgesamt würden die Kunden durch das Paket aber wirksam entlastet. Allein der Verzicht auf einen Abschlag senke die Jahresrechnung um ein Zwölftel.

Hinzu komme die gerade erfolgte Senkung der Mehrwertsteuer, die ungefähr zehn Prozent ausmache. Es werde also durchaus etwas getan, um die Kosten abzumildern. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass die Mehrkosten durch den Staat nicht komplett aufzufangen sind.

Aus Sicht des Energieversorgers hält Stams die Vorschläge auch für praktisch umsetzbar. Für den Erlass der Dezember-Abschlagszahlung würden die Stadtwerke Anfang Januar auf das Einziehen der entsprechenden Lastschriftmandate verzichten.

Kunden, die ihre Abschläge per Dauerauftrag oder monatlicher Überweisung bezahlen, müssten den Auftrag für den einen Monat stoppen oder die Überweisung unterlassen. Wenn der konkrete politische Beschluss vorliegt, würden die Kunden über das genaue Vorgehen aber noch informiert.

Abrechnung wird komplizierter

Abrechnungstechnisch komplizierter für die Stadtwerke würde der ab März geplante feste Gaspreis von 12 Cent pro Kilowattstunde für Privatkunden, so Stams. Dieser liege in der Mitte zwischen den aktuellen Preisen von 20 bis 25 Cent und den Preisen vor Beginn des Ukraine-Kriegs von 5 bis 7 Cent. „Auf dieses Preisniveau werden wir aber auch künftig nicht mehr zurückkommen.“ Das Gas, das nun zum Beispiel aus Norwegen und den Vereinigten Staaten komme, sei in Produktion und Transport einfach teurer als russisches Gas.

Komplizierter wird die Abrechnung vor allem deshalb, weil der Preisdeckel nicht für den Gesamtverbrauch eines Haushaltes gilt, sondern nur bis zur Marke von 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs. Für jede Kilowattstunde darüber würde der aktuelle, teurere Marktpreis berechnet.

So soll der Gaskunde weiter zum Sparen animiert werden. Ein Signal, das Stams wichtig findet: „Wir müssen uns alle weiter anstrengen.“ Die genaue Systematik sei bislang noch nicht klar. Die künftige Abschlagszahlenberechnung werde auf jeden Fall komplexer und auch für die Kunden schwieriger zu durchschauen sein.

Wichtig aus Sicht der Stadtwerke ist, dass der Staat für beide Stufen Vorauszahlungen an die Versorger zusichert. Andernfalls drohten Liquiditätsengpässe. Schließlich gehe es um Millionenbeträge.

Abschaltungen: Vorsichtige Entwarnung

Die Pläne für den Ernstfall liegen bereit. Kommt es zu einer Gas-Mangelsituation gibt es eine Abschalt-Reihenfolge für die 30 verbrauchsstärksten Unternehmen in Werl. Doch Stadtwerke-Chef Robert Stams sieht Anzeichen für eine vorsichtige Entwarnung. Die Gasspeicher seien für diese Jahreszeit sehr gut gefüllt, die im Vergleich zu den zwischenzeitlichen Höchstständen wieder gesunkenen Energiepreise deuteten auf eine „gewisse Entspannung im Markt“.

Vorausgesetzt, es gebe keinen besonders kalten Winter, würde er zurzeit die vorsichtige Einschätzung wagen, dass man ohne Abschaltungen durch den Winter kommt. Trotzdem gelte: „Der Griff zum Thermostat muss weiter ein vorsichtiger sein.“ So habe der kalte September zu einem überdurchschnittlich hohen Verbrauch geführt. Und Deutschland müsse ja nicht nur durch diesen Winter kommen, sondern auch den nächsten im Blick haben. „Die beste Kilowattstunde ist die, die eingespart wird.“

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