Mehrere Hundert Besucher feiern bei Werler Stadtfest

Werl - Lebhafte Diskussionen um Inklusion in allen Bereichen des Alltags sowie der Abbau von Vorurteilen gegenüber behinderten Mitmenschen standen am Sonntag im Vordergrund des bunten Stadtfestes auf dem Werler Marktplatz. 30 Einrichtungen der Behindertenarbeit und lokale Initiativen präsentierten bei strahlendem Sonnenschein ihre Angebote in Werl und machten der Hellwegstadt mit einem bunten Bühnenprogramm ein grandioses Geschenk zum 800-jährigen Stadtjubiläum.
Unter dem Motto „Wir alle sind Werl — und wir veranstalten ein großes buntes Stadtfest“ zeigten neben Wohneinrichtungen, dem Café Dreiklang und Börde-Werkstätten auch Bildungsstätten wie die Bodelschwingh-Schule sowie die heimische Hedwig-Dransfeld-Schule Präsenz. Bei einem Rollstuhl-Parcours konnten sich insbesondere Menschen ohne Behinderung in die Situation von Menschen mit Gehbehinderungen hineinversetzen.
„Wir möchten den Besuchern vermitteln, dass das Fahren mit den Rollstühlen nicht so einfach ist wie es aussieht und Respekt davor schaffen“, erklärte Jörg Schultze, Schulleiter der Hedwig-Dransfeld-Schule. Die Rollstühle seien extra für Jugendliche ohne Behinderung angeschafft worden, damit diese gemeinsam mit behinderten Mitschülern etwa Basketball im Rollstuhl spielen können.
Den Aspekt der Rehabilitation griff hingegen die Werler Justizvollzugsanstalt auf: „Wir versuchen Häftlinge, die noch nie zuvor gearbeitet haben, mit kleinsten Mitteln eine Beschäftigung zu geben. Auch das stellt eine Einschränkung dar“, betonte Werkdienst-Leiter Ralph Wehler. Neben den in der JVA hergestellten Papierpostkarten und Holzpostkarten mit Motiven wie der Saline sowie der Krämergasse präsentierten die Beamten auch einen Gefangenentransportwagen: „Die Bürger kommen mit dem Justizvollzug in der Regel kaum in Berührung, sodass wir Interessierten hier seltene Einblicke in unsere Arbeit geben können.“
Interviews mit Werler Persönlichkeiten
Während die Werler Tafel Currywürste und Bratwürste verkaufte und auf der Suche nach weiteren ehrenamtlichen Mitarbeitern für die Mittagstischausgabe sowie die Lebensmittelausgabe war, beschäftigten sich Interviews mit Werler Persönlichkeiten auf der Bühne damit, ob Menschen mit Behinderung nur auf diese reduziert werden.
Schirmherrin Karina Granitza, die als erfolgreiche Bogenschützin Teil der deutschen Behindertennationalmannschaft und amtierende Europameisterin ist, zeigte beispielhaft, dass auch Menschen mit Behinderung voll im Leben stehen können. „Die hohe Anzahl der vertretenen Vereine überwältigt mich und ich bin froh, bestehende Barrieren hier weiter abbauen zu können“, sagte Granitza.
Wünsche an den Bürgermeister
Um das Leben in der Hellwegstadt anlässlich des 800-jährigen Jubiläums attraktiver zu machen, konnten Kinder und Jugendliche bei der Caritas ihre Wünsche an den Bürgermeister aufschreiben und an einen Baum hängen. Bei der Aktion hofften die Teilnehmer etwa auf Tarzanseile im Kurpark und eine Erneuerung des Spielplatzes am Grüner Weg mit spannenden Spielgeräten.
Ein szenischer Magnet für Erwachsene und Kinder waren insbesondere afrikanische Trommeln der Flüchtlings- und Migrationsberatung der Caritas. Beim Kinder- und Jugendzirkus San Pedro Piccolino konnten sich Kinder am Drahtseil, Trapez und beim Jonglieren ausprobieren. Die Gestaltung individueller Buttons stand beim Stand der Peter-Härtling-Schule im Vordergrund.
Von Ed Sheeran bis Rihanna
Nachdem ein ökumenischer Gottesdienst das Stadtfest eröffnet hatte und die Grußworte von Werler Persönlichkeiten gesprochen waren, startete die Band „Gegenwind“ der evangelischen Kirchengemeinde mit modernen Cover-Songs von Künstlern wie Rihanna und Ed Sheeran in das vielfältige Bühnenprogramm. Weitere Höhepunkte bildeten zahlreiche Tanzgruppen örtlicher Vereine, der Auftritt der Revue AG der Sälzer-Sekundarschule und Auszüge aus dem Musical „Die Schöne und das Biest“ des YoungStage-Musiktheaters.