In Büderich war die Verwaltung zum Umdenken gezwungen, weil das Landesjugendamt eine zweigruppige Einrichtung im Vinzenzhaus ohne größere Investitionen im Gebäude auf Dauer nicht für genehmigungsfähig hält. Eine halbe Million Euro in die Hand zu nehmen, um zehn Plätze zu gewinnen, ergebe aber keinen Sinn, sagte Bogdahn.
Stattdessen habe man den Ausbau-Bedarf des Offenen Ganztags an der Grundschule (OGS) und den Kita-Ausbau zusammengedacht. Das Ergebnis dieser Überlegungen: Auf dem Bolzplatz an der Marienschule soll eine neue dreigruppige Kita entstehen. Es wäre mit der Kita Abenteuerland und dem Katholischen Vinzenz-Kindergarten – nicht zu verwechseln mit dem Provisorium im Vinzenzhaus – die dritte Kita im Ort. Im Obergeschoss des Neubaus soll zudem Platz für die OGS geschaffen werden.
Das vorgesehene Grundstück, das nur 50 Meter vom Vinzenz-Kindergarten entfernt liegt, sei rund 2500 Quadratmeter groß, erläuterte Bogdahn. Als Ersatz für den Bolzplatz soll ein Kleinspielfeld entstehen. Katharina Rittinghaus (Grüne) gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass der Bolzplatz zurzeit ein sehr intensiv genutzter Treffpunkt für Kinder und Jugendliche sei.
Laut Bogdahn hat die Stadt bereits Gespräche mit drei potenziellen Trägern geführt. „Alle drei können sich das gut vorstellen.“ Namen wollte sie aber noch nicht nennen. Ziel sei es nun, dass die aktualisierte Ausbauplanung Ende Mai vom Jugendhilfeausschuss des Kreises beschlossen wird.
Abzustimmen hätten die Kreispolitiker dann auch über eine neue Ausbauplanung für Westönnen. Bislang sollte dort die Katholische Kita St. Cäcilia um zwei Gruppen erweitert werden. Doch seit dem Beschluss des Jugendhilfeausschusses im Jahr 2019 ist dies – auch zum Missfallen der Stadt – nicht passiert.
Bei einem Gespräch beim Propst vergangene Woche habe der Träger, die Katholische Kita Hellweg gGmbH, auf Probleme im Finanzkonzept verwiesen, sagte Bogdahn. Angesichts der aktuellen Bedarfszahlen ist die Stadt inzwischen überzeugt davon, dass Westönnen sogar drei neue Kita-Gruppen vertragen könnte.
Baut die Kita GmbH St. Cäcilia aus, könnte die dritte Gruppe an der Kita Kirchspiel entstehen, so Bogdahn. Alternativ sei aber auch der Neubau einer dreigruppigen Kita mit einem anderen Träger möglich.
Hendrik Weber (SPD) begrüßte die vorgestellten Pläne als „zukunftsweisend“. Allerdings müsse mehr auf die Zeitschiene geachtet werden. Bislang habe sich der Ausbau in Westönnen „wie Kaugummi gezogen“.
Bogdahn sagte, dass die Stadt künftig auf eine zügigere Umsetzung der Ausbaubeschlüsse durch die Träger drängen werde. Natürlich sei das Bauen einer solchen Einrichtung nicht einfach und koste Zeit. Dauere es zu lange, müsse man aber notfalls Beschlüsse auch wieder einkassieren.
Kai Strumann, Abteilungsleiter der Stadt, stellte im Ausschuss den vom Kreisjugendamt übermittelten Stand der Betreuungssituation fürs nächste Kindergartenjahr vor. Demnach haben 60 Kinder keinen Platz in ihren Wunsch-Einrichtungen bekommen. Das betrifft 40 Kinder unter drei Jahren: in der Innenstadt 17, in Büderich/Holtum 10, in Westönnen 12 und in Sönnern 1 Kind. Im Bereich der Über-Dreijährigen, für deren Betreuung Eltern einen Rechtsanspruch haben, sind 20 Kinder betroffen, 8 in der Innenstadt, 3 im Bereich Büderich/Holtum und 9 in Westönnen.
Dem stünden 39 freie Plätze entgegen, allerdings befinden sich diese allesamt in der Innenstadt, 14 freie Plätze für U3 und 25 Plätze für Ü3. Laut Strumann habe der Kreis darauf verwiesen, dass die Platzvergabe noch im Fluss sei. Manche Eltern zögen ihre Anmeldung in Ermangelung ihrer Wunschkita nochmal für ein Jahr zurück, andere nutzten die Angebote der Tagespflege. Insgesamt zeige sich der Kreis optimistisch, für alle Kinder eine Betreuungsmöglichkeit organisieren zu können.
Ausschussmitglied Hubertus Wulf (CDU) sagte, es sei positiv festzuhalten, dass der Rechtsanspruch im Ü-3-Bereich erfüllt werden kann. Fachbereichsleiterin Iris Bogdahn verwies aber darauf, dass die Eltern in den Ortsteilen dafür weitere Wege in Kauf nehmen müssen und es das Ziel sei, die Betreuung wohnortnah zu ermöglichen.
„Wo ist der Bedarf in Hilbeck hin?“, wollte Christin Quint (SPD) von der Stadt wissen. Ursprünglich sollte die Kita Saatkorn um eine Gruppe erweitert werden. Ende März wurden die Pläne zu den Akten gelegt. Fachbereichsleiterin Iris Bogdahn verwies auf die aktualisierte Bedarfsplanung. „Der Elternwille ist sehr flexibel. Lebenssituationen ändern sich.“ Das mache die Planung von Kita-Plätze ja so schwierig.
Bevor ein Träger tatsächlich Geld in die Hand nimmt, werde geschaut, ob die Zahlen noch zur Planung passen. In Hilbeck werde man zum übernächsten Kita-Jahr aber die Gruppenstrukturen so anpassen, das mehr Plätze für kleinere Kinder entstehen. So könnten diese ihre ganze Kindergartenzeit in Hilbeck verbringen.