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Stadt warnt: Spiegel gaukeln „falsche Sicherheit“ vor - das hat Konsequenzen

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Von: Gerald Bus

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Schon 2019 war der Spiegel an der Sponnierstraße beschädigt, nun ist er ganz weg – erstmal.
Schon 2019 war der Spiegel an der Sponnierstraße beschädigt, nun ist er ganz weg – erstmal. © bus_Bus, Gerald

Schneewittchen hat schlechte Erfahrungen gemacht – und war ihres Lebens nicht mehr sicher, als der Spiegel der bösen Stiefmutter die Wahrheit verkündete. Im Märchen sagte der Spiegel, was Sache ist. Aber das wahre Leben ist kein Märchen. Und die Verkehrsspiegel tun nicht immer die Wahrheit kund. Vielmehr ist die Stadt überzeugt, dass sie nicht wirklich sicher sind – weil der Schein trügt, sie eher sogar Gefahren bergen und „falsche Sicherheit vorgaukeln“. Das hat Folgen.

Werl - Denn die Verkehrsteilnehmer in Werl sollen ihres Lebens sicher sein. Daher will die Verwaltung abgängige Verkehrsspiegel möglichst nicht mehr ersetzen. Das hat Clarissa Stich, Leiterin des Ordnungsamts, auf Anfrage mitgeteilt.

53 Spiegel hängen in Werl

„Wir gehen nun grundsätzlich restriktiv mit diesen Spiegeln um“, sagt sie. Das heiße nicht, dass es generell keinen Ersatz gibt, wenn Beschädigungen vorliegen. Aber einen Austausch werde es dann nicht mehr automatisch geben, sondern eine Einzelfallprüfung: Muss ein Spiegel an dieser oder jener Stelle wirklich sein?

Die Verwaltung ist überzeugt: Oftmals mache das gar keinen Sinn, seien die Spiegel verzichtbar. 53 davon gibt es in Werl und den Ortsteilen, oft an unübersichtlichen Einmündungen oder Ausfahrten. „Aber diese Spiegel bringen eine Menge Probleme mit sich“, sagt Clarissa Stich – auch für die Stadt. Denn die Kommune sei in der Verkehrssicherungspflicht. „Wir müssen also regelmäßig prüfen: Sind sie richtig angebracht? Sind sie beschlagen? Sind sie beschädigt durch Vandalismus?“ Vor allem aber hätten Experten festgestellt, dass die Spiegel „nicht den richtigen Eindruck von den tatsächlichen Gegebenheiten zeigen“, sagt Stich.

Das könne zu Fehleinschätzungen führen. Geschwindigkeit, Abstände – all das werde verfälscht widergegeben; Radler seien womöglich gar nicht zu sehen, zudem gebe es tote Winkel. Daher gelte bei unübersichtlichen Verkehrssituationen, dass sich Fahrzeugführer vorsichtig in die Straße eintasten oder gar einweisen lassen sollen. Dass Letzteres kaum möglich ist, wenn jemand allein unterwegs ist, weiß das Ordnungsamt.

Schon lange sieht die Stadtverwaltung jene Spiegel mit Argwohn. Lange wurde über Sinn und Unsinn diskutiert – zumal sie keine Verkehrszeichen im Sinne der Straßenverkehrsordnung sind. Aus der Gesamteinschätzung wird die Verwaltung Verkehrsspiegel demnach eher nicht ersetzen, sich aber jedes Mal die Situation vor Ort anschauen. Clarissa Stich verspricht aber: „Wir werden Spiegel, die jetzt hängen und in Ordnung sind, nicht abbauen.“

Auffallend sei aber auch, dass sich Bürger nicht melden, wenn ein Spiegel defekt oder beschmiert ist – erst bei einem Abbau. „Da stellt sich also auch die Frage, ob sie wirklich genutzt werden.“

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