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Streit um 3-D-Schuldecke: Denkmalamt nennt Mehrkosten von 66.000 Euro „gering“

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Von: Gerald Bus

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Die dreidimensionale Deckenstruktur im Foyer der Walburgisschule ist auf diesem Foto zur Dokumentation gut zu erkennen. Künftig wird sie durch den Einbau von gelochtem Gipskarton flächig sein.
Die dreidimensionale Deckenstruktur im Foyer der Walburgisschule ist auf diesem Foto zur Dokumentation gut zu erkennen. Künftig wird sie durch den Einbau von gelochtem Gipskarton flächig sein. © Stadt Werl

Es hat geknirscht im Gebälk – oder genauer etwas tiefer: In einem Streit um die Decke im Foyer der Walburgisschule haben die Denkmalhüter des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe zähneknirschend eingelenkt und die Stadt Werl sich letztlich durchgesetzt. Dabei ging es um den Austausch der Decke im denkmalgeschützten Haupthaus der Grundschule, die derzeit kernsaniert wird. Und um viel Geld

Werl - Die Stadt wollte die dreidimensionalen Module der Decke aus Brandschutzgründen ersetzen durch gelochten Gipskarton. Aber weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht und Veränderungen nicht einfach so vorgenommen werden dürfen, war der LWL zu beteiligen.

Also schickte die Stadt als Untere Denkmalbehörde dem LWL-Denkmalamt den Entscheidungsentwurf zu mit dem Hinweis, „wie wir das machen wollen“, bestätigt Stadtplaner Ludger Pöpsel. Zwar muss die Stadt mittlerweile nicht mehr das sogenannte „Benehmen“ mit den Denkmalschützern herstellen. Aber nach wie vor kann der LWL eine Prüfung beim zuständigen NRW-Ministerium veranlassen, wenn er Änderungen als nicht vereinbar mit dem Denkmalschutz einstuft.

Diese Module bekommt man nicht einfach so, das hätte einen Mehraufwand von 66 000 Euro bedeutet.

Ludger Pöpsel, Stadtplaner

Mit der Decken-Änderung sei der LWL überhaupt nicht einverstanden gewesen, sagt Pöpsel. Er habe die Decke im Foyer rekonstruiert wissen wollen. Dass diese „gestalterisch schön“ ist, räumt auch der Stadtplaner zwar ein. „Aber diese Module bekommt man nicht einfach so, das hätte einen Mehraufwand von 66 000 Euro bedeutet.“ Denn beim nötigen Abnehmen werden die Module so beschädigt, dass sie nicht mehr nutzbar sind und ersetzt werden müssten.

Der LWL habe die Sache mit den Kosten allerdings anders eingeschätzt: Bei einem Gesamtaufwand für die Schulsanierung in zweistelliger Millionenhöhe sei „der finanzielle Mehraufwand als gering zu bezeichnen“, zitiert Pöpsel aus einem Schreiben aus Münster.

LWL sieht „bauzeitliche Gesamtkomposition“

Das Denkmalpflegefachamt wollte den Erhalt der Deckengestaltung als „bauzeitliche Gesamtkomposition“; diese mache den Mehraufwand notwendig. Aus Sicht der Stadt bleibt aber auch beim Deckentausch der „repräsentative Gesamtcharakter des Foyers“ in dem über 50 Jahre alten Schulgebäude erhalten, die Gesamtkomposition werde nicht gestört, ließ die Stadt den LWL wissen – auch wenn es keine Dreidimensionalität mehr gibt und die neue Decke flächig daherkommt. „Das hat der Landschaftsverband letztlich akzeptiert“, sagt Pöpsel. Die Stadt habe eine Bestandsdokumentation der alten Decke gemacht zur Erinnerung an den Originalzustand.

Nicht der erste Konflikt mit dem Denkmalamt

Fakt ist, dass der Landschaftsverband schon über das Entfernen der ebenfalls dreidimensionalen blauen Fliesen an der Schulfassade nicht glücklich war.

Die Stadt hatte sich aber auch da durchgesetzt, weil sie das wegen der Dämmung im Zuge der energetischen Erneuerung für notwendig hielt. Ebenso klar ist, dass die Stadt es vor Jahren für mehr als unglücklich hielt, dass die Grundschule überhaupt unter Denkmalschutz gestellt werden sollte. Darüber hatte es einen langen und erbitterten Streit mit dem LWL gegeben, an dessen Ende letztlich ein Kompromiss stand: Nur das Hauptgebäude erhielt schließlich den Denkmalschutz-Stempel, nicht der gesamte Komplex.

Der LWL äußert sich nicht zum Decken-Konflikt. Es handele sich aus Sicht der Behörde um ein laufendes Verfahren, teilt LWL-Sprecher Markus Fischer auf Anfrage mit.

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