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Eltern müssen warten: Stadt nimmt Anmeldezahlen für Schulen unter Verschluss

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Von: Gerald Bus

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Unterrichtsmaterialien und Masken liegen während einer Pause auf einem Tisch in einem Klassenraum einer Grundschule. Am Montag (31. Mai) kehren die Grundschulen in Brandenburg nach dem Kabinettsbeschluss vollständig wieder in den Präsenzunterricht zurück, eine Woche später die weiterführenden Schulen (7. Juni). Voraussetzung dafür ist ein Wert von weniger als 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen in dem Landkreis, und zwar an drei Tagen in Folge. Dies war nach Woidkes Angaben am Dienstag in zwei Dritteln der Kreise und kreisfreien Städte der Fall. Die Maskenpflicht drinnen und draußen bleibt bestehen, auch die Testpflicht. Ohne Nachweis gibt es Distanzunterricht.
Wie viele Kinder welche Grundschulen im Sommer neu besuchen, ist in Werl noch völlig unklar. © Patrick Pleul/dpa

Die Stadt nimmt die Anmeldezahlen unter Verschluss. Zwar sind die Anmeldungen zu den fünf Werler Grundschulen schon lange gelaufen. Aber für welche Schule sich die Eltern entschieden haben, dazu sagt die Verwaltung trotz mehrfacher Anfrage nichts.

Werl - „Vor März wird es dazu keine Informationen geben“, sagt Stadtsprecherin Alexandra Kleine. Schließlich wisse man noch nicht, welche Schüler womöglich noch zurückgestellt werden und wie die Untersuchungen zur Schulfähigkeit ausfallen.

„Die Zahlen sind also nicht valide“, sagt Kleine. Es gebe dem entsprechend noch keine Aufteilung in Klassen. „Zahlen teilen wir also erst mit, wenn sie verbindlich sind.“

Dann sind sie allerdings bereits bereinigt und haben weniger Aussagekraft, ist doch die Stadt seit Jahren bemüht, Schülerströme so zu regulieren, dass die drei Innenstadtschulen gleichmäßig besetzt sind. Dort sollen nicht mehr als 25 Kinder in einer Klasse starten und nicht mehr als drei Klassen pro Schule. Offiziell wird die Begrenzung in der Kernstadt mit dem „hohen Anteil von Kindern mit erhöhtem Sprachförderbedarf“ begründet.

Dahinter steckt aber vor allem das Bemühen, alle Schulen möglichst gleich zu füllen. Heißt: Maximal 75 Kinder können an der Walburgis-, Norbert- und Petrischule starten. In den Ortsteilen Büderich (Marienschule) und Westönnen (St.-Josef-Schule) gibt es die Klassenzahl-Begrenzung auf 25 nicht, da die Ortsteilschulen im Grundschulalter als geschlossener Sozialraum verstanden werden müssten.

Eltern mit Kindern im schulpflichtigen Alter waren aufgefordert, bei der zentralen Anmeldung bei der Stadt auch einen Zweitwunsch anzugeben – falls der Erstwunsch nicht realisierbar ist. Grundsätzlich gilt in Werl, dass Kinder in die am nächsten gelegene Grundschule aufgenommen werden sollen, zudem gibt es Faktoren wie Geschwisterkinder.

Dem Vernehmen nach gibt es an fast allen Grundschulen noch ausreichend Kapazitäten. 13 Eingangsklassen sah die kommunale Klassenrichtzahl zuletzt vor. Offenbar reichen die Anmeldezahlen derzeit nur für elf.

KOMMENTAR: Ignoranz den Eltern gegenüber – im Bemühen um beschönigte Zahlen

Die Stadt hat viel in ihre Grundschulen investiert und manche Mauer gezogen für die Schule von Morgen. Gut so. Dass sie nun aber auch im übertragenen Sinn vehement mauert, und zwar bei den Anmeldezahlen, könnte befürchten lassen, dass Anmelde-Schieflagen das beschlossene Schülerlenkungssystem als unzureichend ins Wanken bringen. Weil nichts passt. Aber so ist es wohl nicht. Eher handelt es sich um pure Ignoranz den Eltern und der Öffentlichkeit gegenüber im Bemühen, nur beschönigte Zahlen öffentlich zu machen. Auch das aber ist nicht gut. Denn das Vertrösten auf den März schafft vermeidbare Unruhe unter den Eltern, die ein Recht darauf haben, früh zu wissen, welche Schule ihr Kind besuchen wird. Die Stadt stößt diesen Eltern vor den Kopf. Ohne Not. Vor allem erweckt die Verwaltung den Anschein, den reinen Elternwillen vertuschen zu wollen. Die reinen Anmeldezahlen drücken genau das aus: Was Eltern wollen. Die schöngefärbte Zahl im März hingegen wird zeigen, was die Stadt schulpolitisch daraus gemacht hat. Im Ergebnis steht dann doch nur das: Was die Stadt will.

Schüler, die zu wenig sagen, bekommen oft auf den Zeugnissen die Quittung. Dass die Stadt sich nun in Schweigen hüllt, damit stellt sie sich selbst ein schlechtes Zeugnis aus. Ein Armutszeugnis!

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