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Stadt legt sich fest: „Betreuungshaus“ soll auf den Bolzplatz, Bürger-Protest mit Picknick

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Von: Gerald Bus

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Die Stadt schlägt der Politik vor, das „Betreuungshaus“ aus Kita und OGS auf den Bolzplatz an der Schule zu bauen.
Die Stadt schlägt der Politik vor, das „Betreuungshaus“ aus Kita und OGS auf den Bolzplatz an der Schule zu bauen. © Hans Blossey

Vorlagen gibt es nicht nur beim Fußball, sondern auch in Papierform. Und eine solche hat die Verwaltung nun für den Rat der Stadt erstellt. Aus ihr geht hervor: Nach der Prüfung aller Varianten soll das Büdericher Betreuungshaus nun doch neben der Büdericher Marienschule gebaut werden. Schon ist man wieder beim Fußball: Der vorhandene Bolzplatz muss dafür weichen. Um den wollen aber Bürger kämpfen.

[Update 17.45 Uhr] Werl/Büderich – Das Fußballfeld gehört allerdings der Stadt, das lässt die Verwaltung nicht unerwähnt. Vor allem stellt sie der Politik nicht nur die Ergebnisse vor, sondern hat auch eine Beschlussempfehlung formuliert: für den Kombinationsbau von neuer Kita und OGS (Offener Ganztag) auf dem Feld neben der Grundschule.

Betreuungshaus auf Bolzplatz: Im kommenden Jahr könnte gebaut werden

Wie bei jedem Kick geht es auch um den Faktor Zeit: Unter Betrachtung aller Abwägungen gehe es auf diesem Areal an der Schlesienstraße am schnellsten; noch in diesem Jahr könnten Aufträge erteilt, im kommenden Jahr gebaut werden – für insgesamt rund 3,8 Millionen Euro. Es gehe um eine „schnelle Abhilfe der prekären Betreuungssituation“.

Die nun klar favorisierte Lösung entspricht der, die die Verwaltung schon vor Monaten präsentiert hatte, gegen die sich aber Widerstand im Ort geregt hatte. Es ist anzunehmen, dass auch die neue Vorlage bei den Gegnern des Vorhabens Protest hervorrufen wird. Die Politik muss nun Farbe bekennen: Folgt der Rat dem Beschlussvorschlag der Verwaltung, ist die Sache entschieden.

Kleinspielfeld als Bolzplatz-Ersatz

Als Ersatz für den Bolzplatz neben der Marienschule hatte die Verwaltung schon bei der Ursprungsplanung den Bau eines Mehrzweck-Kleinspielfelds auf dem Schulhof vorgeschlagen. Für diese Maßnahmen steht Geld im Haushalt bereit; das gilt auch für die nötigen Maßnahmen der Verkehrsregelung. Gerade auch das Thema „zusätzlicher Verkehr“ hatten die Gegner des Vorhabens ins Feld geführt – neben der klaren Forderung nach Erhalt des Bolzplatzes als Grünfläche und Treffpunkt im Dorf.

Dabei gab es zwei Varianten, die mitgeprüft worden sind. Vor allem die Alternative des Büderichers Holger Bosmans, der einen Montessori-Kindergarten in Holtum neben der Schützenhalle samt Hortgruppe bauen wollte, wurde geprüft. Es habe im Lauf der Wochen allerdings Anpassungen an jener Planung gegeben, so die Verwaltung. Demnach stand zuletzt für Holtum nach einigen Änderungen am Konzept nur noch eine eingeschossige dreigruppige Kita als Alternative im Raum – unter Verzicht auf die beiden Hortgruppen, weil die Förderfähigkeit fehlt und ein Hort nicht als Ersatz für eine OGS dienen kann.

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Die Prüfung der Verwaltung habe ergeben, dass aber auch dieser reine Kita-Bau in Holtum baurechtlich problematisch sei. Er „widerspricht den Vorgaben des rechtsgültigen Bebauungsplans“, führt die Verwaltung aus.  Heißt: Der Bebauungsplan müsste geändert werden, was wiederum einen größeren zeitlichen Verzug mit sich bringen würde.

Die Stadt geht an dieser Stelle von Baukosten von allein 1,9 Millionen Euro aus. Zieht man den zusätzlich nötigen OGS-Bau hinzu, komme man auf eine Gesamtsumme von 3,9 bis 5,7 Millionen Euro. Zudem seien die eingereichten Konzepte „unvollständig und fehlerbehaftet“. Und: Den derzeit höheren Bedarf an Kita-Plätzen in Holtum bewertet die Verwaltung als „langfristig nicht tragend“. Noch ein Argument bringt die Verwaltung: Die Stadt müsse für die gezahlten Fördergelder bürgen (Patronatserklärung).

Weitere Prüfvariante: OGS-Anbau direkt an der Schule, Kita-Bau „irgendwo“

Eine weitere Prüfvariante sah vor, dass der Ausbau des Offenen Ganztags direkt an der Grundschule erfolgt und ein Einzelstandort für eine neue Kita „irgendwo“ im Ort – ohne eine konkrete Fläche im Blick zu haben. Aber es bleibe dabei: Es gebe keine städtische in Frage kommende Fläche für den Kita-Bau und auch keine Alternative, bei der bereits Planungsrecht besteht – womit wieder der Zeitfaktor entscheidend ist. Außerdem werden die Baukosten allein für die OGS an der Schule auf 3,8 Millionen Euro taxiert – genauso viel wie für das gesamte „Betreuungshaus“ samt Kita.

Als „hypothetisch denkbare Fläche“ für den Kita-Neubau nennt die Verwaltung ein Areal neben der Kita Abenteuerland an der Budberger Straße. Aber auch dort gilt: „Das Gelände ist nicht im Eigentum der Stadt, müsste also erst erworben oder gepachtet werden, sofern möglich.“

Eine Unter-Variante beleuchtete auch die Möglichkeit eines solitären Kita-Baus irgendwo im Ort und den Bau des OGS-Gebäudes nur auf einer Teilfläche des angrenzenden Bolzplatzes statt direkt an der Schule.  Kosten für diesen OGS-Bau: zwei Millionen Euro. Die Grünfläche hätte dann in Teilen erhalten bleiben können. Aber auch das wurde letztlich verworfen.

Nun soll es – wenn die Politik dem Beschlussvorschlag folgt – so kommen:

Die neue Kita soll drei Gruppen (55 Plätze) haben. Für den Ganztag müssen 52 zusätzliche Plätze her. Für das „Betreuungshaus“ betont die Verwaltung den Vorteil einer „flexiblen Raumnutzung“.

Der Rat tagt am Donnerstag, 30. März, ab 18.15 Uhr öffentlich im Saal 1 der Stadthalle.

„Protest-Picknick“ auf dem Bolzplatz am Sonntag

Die Büdericher Bürger, die die Bolzplatz-Bebauung ablehnen, planen im Vorfeld der Rats-Entscheidung eine Protestaktion – unabhängig vom Dienstag bekannt gewordenen klaren Votum der Verwaltung, das Betreuungshaus nun tatsächlich auf jene Grünfläche zu setzen. Über die Plattform „Büderich digital“ wird zu einem „Protest-Picknick“ aufgerufen. Demnach sollen am Sonntag, 26. März, um 11 Uhr die Picknick-Decken auf dem Bolzplatz ausgebreitet und die Grünfläche „eingenommen“ werden, so heißt es in dem Aufruf. Er ist zudem versehen mit der klaren Forderung, dass die neue Kita in Holtum gebaut werden solle – und nicht in Büderich. Die Aufforderung an die Bürger: „Bedecken wir den Platz mit möglichst vielen Decken und Tüchern. So soll ein buntes Bild entstehen mit der Botschaft: Dieser Platz ist belegt, eine Kita für Holtum!“ Zudem ist in dem Beitrag bei „Büderich digital“ zu lesen: „Nach vorliegenden Informationen soll diese Alternative kostengünstiger und schneller zu realisieren sein als der Plan der Stadtverwaltung, ein zweistöckiges Betreuungshaus (OGS mit Kita) auf dem Bolzplatz zu errichten.“ Die Argumente für den Erhalt des Bolzplatzes seien „vielschichtig. Es geht primär um den erhöhten Straßenverkehr rund um Schule und Kindergarten, um die Erhaltung der letzten frei zugänglichen Grün- und Bewegungsflächen, Verhinderung einer Versiegelung (Klimaschutz) und letztendlich Erhalt der großen Pausenfläche für die Grundschulkinder.“ Zudem wird auf die Sammlung von 200 Unterschriften gegen die geplante Bebauung verwiesen – und die besser Einbindung der Bürger in die Entscheidungsprozesse gefordert. Autor des Beitrags ist Peter Kothenschulte, der selber mit Andreas Kortmann ein Alternativkonzept zum Erhalt des Bolzplatzes erarbeitet hatte. Mit dem Protest-Picknick wolle man nun vor der entscheidenden Ratssitzung „ein Zeichen setzen“

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