Am Dienstagmorgen sei der Schaden von Seiten des Unternehmens festgestellt worden, erklärt DB-Sprecher Stefan Deffner. Abermals gelte: „Der Fokus liegt darauf, das Graffiti zu entfernen.“ Jedoch mit einem wesentlichen Unterschied zum Fall von vor zwei Wochen. Da war die beschmierte Fläche zwar noch größer, ein tieferer Sinn ging aus den Graffiti für Laien allerdings nicht hervor.
Jetzt steht im Fußgängertunnel in großen Lettern „A.C.A.B.“. Die Parole richtet sich gegen Polizisten, wird bei der Bahn daher mit verfassungsfeindlichen Symbolen wie Hakenkreuzen gleichgesetzt. Das bedeutet: Die Entfernung der neusten Schmierereien hat höchste Priorität.
Wie üblich, leitet die Bahn auch entsprechende rechtliche Schritte ein. „Die Täter können 30 Jahre lang dafür haftbar gemacht werden. Das ist kein Kavaliersdelikt“, so Deffner.
Auch aus sicherheitsrelevanten Gründen zieht die Bahn aus den jüngsten Vandalismus-Schäden am Werler Bahnhof Konsequenzen. Man wolle eine höhere Präsenz zeigen.
„Die Bestreifung durch die DB-Sicherheit wird erhöht.“ Das Unternehmen des Bahn-Konzerns ist als Sicherheitsdienstleister für die Bewachung und den Schutz zuständig.
Die Entfernung der Schmierereien kostet die Bahn einiges. Im vergangenen Jahr hat es am Bahnhof der Hellwegstadt vier größere Fälle von Vandalismus gegeben, die Bahn spricht von einem „mittleren fünfstelligen Betrag“. Dieses Jahr sind es nun schon drei, „im Juni“, betont Deffner.
Für die diesjährigen Einsätze stünden die Kosten noch nicht fest, es sei aber von „einem ähnlichen Niveau auszugehen“, wohlgemerkt in weniger als der Hälfte der Zeit.
Schließlich ist die Entfernung der Schäden, wobei auch Chemikalien zum Einsatz kommen, echte Handarbeit. Dieser Anstieg sei in vielerlei hinsicht ärgerlich, auch, weil die ständige Schmiererei das Erscheinungsbild des Bahnhofs trübt.
„Das sorgt dafür, dass man sich unwohl fühlt“, weiß der Bahnsprecher. Doch eine Lösung für den momentanen Dauer-Stress in Werl scheint vielversprechend, auch, wenn es noch keine konkreten Pläne gibt.
In zahlreichen anderen NRW-Städten hat die Bahn Profi-Sprayer engagiert, die Wände wie in der Fußgängerunterführung in Werl mit professionellem Graffiti versehen. Oft wählt man dafür Motive, die die jeweilige Stadt und ihre Umgebung widerspiegeln. Denn: „der erste Eindruck zählt“, sei das auch im Interesse der Bahn.
Neben der optischen Aufwertung steckt allerdings noch eine andere Intention dahinter. „Unter Sprayern gibt es einen Ehrenkodex, dass Graffiti von anderen nicht übersprüht werden“, erklärt Deffner. Außerdem würden die Profis spezielle Lacke verwenden, von denen sich, wenn es doch dazu kommt, Schmierereien besser entfernen lassen.
Graffiti für weniger Graffiti: ob das bald auch in Werl gilt, steht allerdings noch nicht fest. Von Seiten des Unternehmens ist ein solches Projekt in jedem Fall „vorstellbar“. In anderen Städten wurden dafür finanzielle Mittel des Landes NRW verwendet.
Jetzt gilt es zunächst, die Wände wieder weiß zu bekommen. Schon die Reinigungsarbeiten vergangene Woche haben gezeigt: Hundertprozentig lassen die Schmierereien sich nicht beseitigen. Fugen, Elektrokästen und Co.: Wie gut sich die Farbe entfernen lässt, hängt von der betroffenen Oberfläche ab. Einige Reste von vor zwei Woche sind immer noch zu erkennen.