Das liege nicht alleine an den Kosten für den Treibstoff, die durch den Ukraine-Krieg in der Spitze auf das Achtfache dessen gestiegen seien, was Schulte noch bezahlte, als er die Lkw anschaffte. Denn während die Technik in den Lkw vielleicht schon weit gereift ist, hinke die Infrastruktur hinterher.
Die Probleme beginnen schon beim Tanken. Erst einmal müsse man eine Tankstelle finden, die nicht nur Gas anbietet, sondern auch ausreichend Platz für den Lkw – sonst sieht der Fahrer sich gezwungen, den Auflieger abzusatteln und abzustellen, dann zu tanken und den Auflieger hinterher wieder auf das Fahrzeug zu wuchten. Schulte: „Aktuell haben wir hier in der Region nur eine Tankstelle, an der das möglich ist – und die ist in Soest“. Ergo: Die drei Gas-Lkw sind nur einsetzbar auf Routen, die über Soest führen. Große Umwege zur Tankstelle würde kein Kunde bezahlen wollen. Grundsätzlich könne man die Mehrkosten, die die drei Lkw verursachen, nicht weitergeben.
Dann nehme mit zunehmendem Tanken der Druck an den Säulen ab, der Vorgang zieht sich dadurch massiv in die Länge. Schulte: „Es reicht schon, wenn vorher zwei Pkw dort getankt haben. Dann hat der Druck bereits um ein bis zwei Drittel nachgelassen. Und der Fahrer muss warten.“ Das müsse man sich vorstellen wie bei dem Kompressor, mit dem man an Tankstellen seine Autoreifen aufpumpen kann: „Wenn da einer vor Ihnen alle vier Reifen aufgepumpt hat, dauert es eine Weile, bis wieder genug Druck im Behälter ist. Dort ist das nach fünf Minuten schon der Fall, aber beim deutlich größeren Gastank dauert das eine halbe Stunde. Und die Zeit haben wir nicht.“
Obendrein seien diese Fahrzeuge sehr anfällig für Reparaturen, stünden deutlich häufiger in der Werkstatt. Werneke setzt ansonsten ausschließlich auf einen bestimmten Hersteller von Nutzfahrzeugen. Die drei Gas-Lkw dagegen – auch wenn sie exakt identisch lackiert sind – kommen von einem anderen.
Alles Probleme, derer sich Schulte seinerzeit nicht bewusst war. Zwar sind solche Lkw deutlich teurer in der Anschaffung als Diesel-Fahrzeuge, „aber es gab einen finanziellen Anreiz dadurch, dass sie auch nach wie vor von der Maut befreit sind. Die steigt im kommenden Jahr von 18,3 auf 19 Cent pro Kilometer, das ist jeden Monat eine hohe Rechnung, die wir zur Instandhaltung unserer Straßen zahlen.”
Heute sieht er in der Wasserstoff-Technik den „Antriebsstoff im Schwerlastverkehr der fernen Zukunft“. Die einzige Großtankstelle, die ihm bekannt ist, ist jedoch noch weiter weg als Soest – sie steht in Hamburg.