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Solar-Frust bei zwei Sportvereinen: Aufschlag für Tennis-Idee ins Leere

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Von: Gerald Bus

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Bei zwei Werler Vereinen gibt es Solar-Ideen am und auf dem Tennisplatz - und Frust über die Verwaltung.
Bei zwei Werler Vereinen gibt es Solar-Ideen am und auf dem Tennisplatz - und Frust über die Verwaltung. © Maurizio Gambarini dpa

Früher stürmten Sportler voll Energie ans Netz. Aber Tennisplätze sind längst nicht mehr so gefragt. Daher möchte der Werler TV nun das Tennisnetz mit dem Stromnetz tauschen, aus einem Platz ein Solarfeld machen. Auch voll Energie. Aber alle Anläufe laufen ins Leere: Die Stadt reagiere einfach nicht. Ein Vorwurf, den auch Blau-Weiß Büderich äußert. Auch dort gibt es Solar-Ideen am Tennisplatz - aber Ignoranz der Verwaltung.

Werl/Büderich – Christoph Schäl bestätigt die Überlegungen der TV-Abteilung, einen der alten Plätze mit Solarmodulen zu bestücken. Wo einst die Tennissportler den kleinen Filzbällen hinterherjagten, werfen schon seit langem Boule-Sportler ihre Kugeln. Die Tennisabteilung ist lange Vergangenheit. Die noch junge „Boule- und Freizeitsportabteilung“ hat die Anlage im Sportpark übernommen, nach und nach mittlerweile fast zehn Boule-Bahnen errichtet und damit die Hälfte der drei alten Plätzen umgewandelt.

Werler TV: Umnutzung eines Platzes für Photovoltaik

Aber schon vor längerer Zeit kam auch die Idee auf, einen der alten Plätze für Solarkraft zu nutzen. Das habe man bei der Stadt auch vorgetragen – denn die Anlage ist städtisches Eigentum. „Einfach so können wir die also nicht bebauen“, sagt Schäl. Aber eine Reaktion der Verwaltung sei ausgeblieben. Schäl formuliert es etwas deutlicher: „Die Stadt kommt nicht aus dem Quark“. Und das sei doch allemal „erstaunlich“, wo doch nicht erst seit kurzem über die Nutzung regenerativer Energien geredet werde. Auf einen Tennisplatz passe einiges an Solarmodulen.

Wir bräuchten erstmal grünes Licht der Stadt, um uns damit überhaupt richtig beschäftigen zu können

Christoph Schäl, Sprecher „Boule- und Freizeitsportabteilung“ Werler TV

Womöglich könne man den ganzen Sportpark mit seinen vielen Anlagen des Werler TV mit Strom versorgen. „Aber wir bräuchten erstmal grünes Licht der Stadt, um uns damit überhaupt richtig beschäftigen zu können“, sagt der Abteilungs-Sprecher. Gerne sei die Abteilung mit ihren mittlerweile 56 Mitgliedern bereit, Aufgaben zu übernehmen, sich schlau zu machen, auch über die finanzielle Machbarkeit. Aber dass das bei der Verwaltung offenbar auf taube Ohren stößt, ärgert die Sportler. Wenn sie auch selber gerne beim Boule eine ruhige Kugel schieben – angesichts der Energiekrise könne sich eine Verwaltung dieses Aussitzen doch wohl nicht leisten.

Verärgerung auch bei Blau-Weiß Büderich

„Das empfinden wir genauso“, bestätigt auch Lars Seifert von Blau-Weiß Büderich. Die Tennisabteilung des Ortsteils habe exakt die gleichen Erfahrungen gemacht. Schon bei der Versammlung im Vor-Sommer sei die Frage aufgekommen, ob es sinnvoll sein könne, das Dach des Tennisheims mit Solaranlagen zu bestücken. „Ein Mitglied hat sich bereit erklärt, den Kontakt zur Stadt zu suchen“, sagt Seifert, Geschäftsführer der Tennisabteilung. Auch dort gehört die Sportanlage der Stadt, die also nicht übergangen werden kann. „Wir sind nicht entscheidungsfähig“, sagt Seifert.

Sie könnten auch ein Kaugummi nehmen und von Büderich nach Westönnen ziehen – das hätte die gleichen Auswirkungen.

Lars Seifert, Geschäftsführer der Tennisabteilung Blau-Weiß Büderich

Aber was einfach klang – die Frage der Klärung, ob und was da möglich sein könnte – habe sich zum Ärgernis entwickelt. Immer wieder sei jenes Mitglied von der Verwaltung vertröstet worden, eine klare Aussage habe es in all den Monaten nie gegeben – bis der Vereinsbeauftragte schließlich „die Schnauze voll“ gehabt habe, wie Seifert deutlich sagt. Für die offenbar „lange Leitung“ der Stadt findet der Geschäftsführer noch ein anders Bild: „Sie könnten auch ein Kaugummi nehmen und von Büderich nach Westönnen ziehen – das hätte die gleichen Auswirkungen.“ Es wäre ja in Ordnung gewesen, wenn die Abteilung eine ablehnende Entscheidung bekommen hätte. Aber gar keine Rückmeldung? Das können die Sportler nicht verstehen. „Wir werden komplett ignoriert“, sagt ein frustrierter Geschäftsführer der 110 Mitglieder starken BWB-Abteilung.

Stadt kündigt Gespräche mit den Vereinen an

„Wir prüfen derzeit aus städtischer Sicht, wo Solaranlagen überall Sinn machen“, sagt Alexandra Kleine von der Stadtverwaltung auf Anfrage. Den (Tennis-)Ball der Vereine nimmt sie auf: Der Verwaltung tue es leid, wenn Vereine sich in ihrem Bemühen nicht ernst genommen fühlen. Das sei „sicher nicht so“, die Stadt werde die Gespräche mit den Clubs suchen. Aber das Thema Photovoltaik sei ausgesprochen umfangreich, vieles sei zu beachten, auch Fördergelder. „Wir haben es auf der Agenda“. Die Stadt prüfe aktuell, wo Solarmodule auf Dächern städtischer Gebäude Sinn machen. An den Schulen sei das so und auch schon passiert, zudem kämen Feuerwehrgerätehäuser in Frage. „Denn dort wird Energie dauerhaft und jeden Tag benötigt“, sagt Kleine. Auch die Stadthalle werde man nochmals in den Blick nehmen. Früher habe es geheißen, dass Solar dort nicht geht, da die Fachhaut des Flachdachs beschädigt würde. „Aber mittlerweile ist die Technik womöglich weiter.“ Ob der Tennisplatz des Werler TV oder das Dach des Tennisheims Büderich in Frage komme, werden sicher noch geprüft. „Uns liegt auf jeden Fall daran, mit Vereinen ins Gespräch zu kommen“, sagt Kleine – und bestätigt einen Termin am 22. August, von dem Rot-Weiß Westönnen berichtet hat: Dann soll es ein Treffen der Stadtverwaltung mit Vereinen geben, die ihre Flutlichtanlagen auf LED umstellen wollen. Auch das ist eine Klimaschutzmaßnahme. Westönnen zum Beispiel will das seit 2019, berichtet Rainer Wiemer. „Aber eine Umrüstung ist bislang nicht erfolgt.“

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