Nun hatten ukrainische Familien, die noch in der Heimat verweilten, einen Kontakt nach Deutschland. Unter ihnen war auch Svitlana Prutehykova aus dem Ort Yuzhnoukrainsk in der Region Mykolaiv im Süden des Landes. Im ein paar Ecken ist sie verwandt mit der Familie im Lindenhof. So verließ sie im April des vergangenen Jahres mit ihrer vierjährigen Tochter Veronika das vom Angriffskrieg der Russen gebeutelte Land.
Schnell wurde sie in Hilbeck aufgenommen und fand eine private Unterkunft, in der sie heute noch wohnt. Wenn sie an die Anfangszeit zurückdenkt, bekommt sie noch Tränen in die Augen. „Wir sind hier herzlich und mit offenen Armen empfangen worden“, berichtet sie. Sie war bei ihrer Ankunft erstaunt, wie gut schon alles organisiert war. „Hier sind alle freundlich und bemüht“, teilt sie mit. Und das ist bis heute so geblieben.
Sie ist glücklich, dass sie im kleinen Dorf in Hilbeck wohnt. Das Leben in einem kleinen Ort kennt sie aus ihrer Heimat. Aber am schönsten für sie ist es, dass hier jeder jeden kennt und Svitlana Prutehykova auch schon viele Dorfbewohner kennengelernt hat. „Wenn ich hier spazieren gehe, kenne ich schon einige Bürger und die kennen mich auch“, so die Ukrainerin. Ihre Tochter Veronika besucht den Hilbecker Kindergarten und ist dort integriert.
In ihrer Schulzeit hatte Svitlana Prutehykova schon Deutschunterricht. Diese Sprachkenntnisse hat sie deutlich verbessert, indem sie Deutschkurse besucht hat. Damit kommt sie schon gut zu Recht in ihrer neuen Umgebung. Doch ihr Ansporn ist es, auch in Deutschland arbeiten gehen zu können. Da sie in der IT-Branche tätig war, will sie weiter Deutsch lernen, damit sie einen Job in ihren Bereich findet.
Wie Svitlana Prutehykova sind die in Hilbeck lebenden Ukrainerinnen den Dorfbewohnern sehr dankbar und wollen nun etwas zurückgeben. Deshalb helfen die Frauen ehrenamtlich in der Kleiderkammer aktiv mit.
Auch Olesia Surazchevska, die mit ihrer Mutter Oksana derzeit in Hilbeck lebt, zeigt ihre Dankbarkeit. Die aus Charkiw stammende Frau ist überglücklich über die Aufnahme und Herzlichkeit der Hilbecker. „Als wir hier ankamen, hatten wir wenig und konnten uns in der Kleiderkammer bedienen“, berichtet sie.
Nun wollen sie was zurückgeben und der Kleiderkammer helfen, dass auch andere Ukrainer hier Kleidung finden. „Deswegen arbeiten wir jetzt hier ehrenamtlich mit“, sagt sie. Wie Katja Wieschhoff erzählt, kommen schon viele Ukrainer aus der Umgebung nach Hilbeck. Aber die Frauen denken auch an die Männer in der Heimat und besonders an die Soldaten an der Front.
Olena Horbatiuk ist mit zahlreichen ukrainischen Frauen, die in Deutschland untergekommen sind, organisiert. Gemeinsam sammeln sie in Deutschland Kerzenwachs und kleine Konservendosen. Die in Hilbeck lebenden Ukrainerinnen schmelzen den Kerzenwachs ein und mit einem Docht kommt der Wachs in die Dosen. Diese werden an einer zentralen Stelle in Dortmund gesammelt und zu den Soldaten geschickt. Dabei hilft auch Olesia Surazchevska mit. „Damit haben die Soldaten Licht und etwas Wärme“, berichtet sie.
Am Freitag, 6. Januar, haben die Ukrainerinnen zusammen das Weihnachtsfest gefeiert. Die Geschenke für die Kinder gab es nach ukrainischem Brauch am 19. Dezember. Auch am ersten Weihnachtstag saßen die Familien zusammen und begingen das Weihnachtsfest. Aber immer mit einem Blick in die Heimat und der Hoffnung, dass der Krieg bald vorbei ist.