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Bauruine in Büderich wird zwangsversteigert

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Von: Fabian Neuenzeit

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sechs-Tage-Haus in Büderich verfällt
Eingeworfen sind Fensterscheiben und der Lichtausschnitt der Tür: Der Vandalismus hat am „Sechs-Tage-Haus“ deutliche Spuren hinterlassen. © Fabian Neuenzeit

Es sollte Anfang und Premiere einer blühenden Zukunft des Baugewerbes sein. Das einzige, was heute an dem verfallenden Einfamilienhaus in der Vincenz-Frigger-Straße in Büderich blüht, ist der Löwenzahn.

Werl - Aus dem „Sechs-Tage-Haus“, es sollte damals, medial begleitet, ein Bauzeit-Rekord werden, ist ein 22-Jahre-Haus geworden. So lange rottet die nie bezogene und nicht komplett fertiggestellte Immobilie vor sich hin, sehr zum Ärger der Büdericher. Nach jahrelangem Stillstand kommt nun Bewegung in die Sache.

Die Bauruine, welche 150 Quadratmeter Wohnfläche bietet, wird zwangsversteigert. Der Redaktion liegen gesicherte Informationen vor, dass ein Immobilienmakler den Auftrag dazu von der Gläubigerbank erhielt.

Die Nachfrage ist so hoch, dass für die Zwangsversteigerung die Werler Stadthalle als Ausweichort für das zuständige Amtsgericht angemietet werden musste. Diese findet am 23. Mai (Montag) um 9 Uhr statt. Eine Anwohnerin berichtet, dass das Aufkommen an Interessenten seit Veröffentlichung des Exposés auf einer Immobilienplattform im Internet „enorm“ sei. Im Rahmen der Zwangsversteigerung liegt ein Gutachten eines Sachverständigenbüros vor. Das Zweifamilienhaus mit ausgebauter Dachgeschosswohnung sei im aktuellen Zustand „nicht bewohnbar“, es ist die Rede vom „Rohbauzustand“.

Es seien umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich, um das Gebäude nutzen zu können. Der Verkehrswert des Gebäudes beläuft sich auf 92 300 Euro inklusive des Grundstücks. Der Grundstück-Bodenwert, dieses ist 465 Quadratmeter groß, liegt bei 71 800 Euro. Der Verkaufspreis ist bei 64 600 Euro angesetzt.

In Zeiten von steigenden Grundstücks- und Immobilienpreisen ist das Interesse an der Immobilie immens hoch. Da eine Bebauungsgenehmigung bereits vorliegt, ist auch ein Abriss mit anschließendem Neubau möglich. Denn der kalkulierte Fertigstellungsaufwand des Bestandsgebäudes beläuft sich laut Gutachten auf knapp 180000 Euro, zuzüglich der Abbruch- und Entsorgungskosten schadhafter Baustoffe und der Herstellung der Hausanschlüsse. Daher gibt es Abschläge bei der Verkehrswertermittlung.

Die 22 Jahre Stillstand haben ihre Spuren hinterlassen: Der Putz bröckelt, es gibt Vandalismusschäden und das Dach soll undicht sein. Das führt zu Unklarheiten über die Beschaffenheit des Mauerwerks. „Der Gebäudesockel ist durchfeuchtet“, heißt es weiter. Und: Die nicht unterkellerte Immobilie mitten im Wohngebiet verfügt über keinen Gas-, Wasser- und Abwasseranschluss.

Auch die Elektroinstallation, diese sei größtenteils abgeschlossen, muss überprüft werden. Die Sanitäreinrichtungen sind zwar bereits installiert, jedoch „nicht funktionsfähig“, so das Gutachten. Da das Haus dementsprechend seit über 20 Jahren nicht beheizt wurde, haben sich dadurch „starke Schädigungen des Innenausbaus ergeben“. Türen seien verzogen, Metallteile verrostet und der Estrich „vermutlich durch Feuchtigkeit unterlaufen“, lauten einige Beispiele.

Für Interessenten soll es einen Besichtigungstermin geben „welcher circa zwei Wochen vor der Zwangsversteigerung einmalig stattfinden wird“. Weiter wird im Exposé betont, dass Einzelbesichtigungstermine nicht möglich sind.

Die Zeiten, in denen das Haus mit der kürzesten Bauzeit im sonst so beschaulichen Wohngebiet die größten Probleme bereitet, beispielsweise beim Freischneiden der Gehwege, dort musste das Ordnungsamt bereits vor Jahren aktiv werden, sollen nun vorbei sein.

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