In diesem Jahr aber sollte die Aktion, die vom Azubi-Marktleiter Lukas Kost (22) ausgesucht wurde, besonders sein. Dafür halfen ihm auch die Sozialen Medien. „Wir suchen uns Kunden, die 60 Sekunden Zeit haben, mit einem Einkaufswagen durch den Markt zu laufen und alles in den Wagen zu packen. Wir als Markt bezahlen das dann.“ Diese Idee begeisterte auch Ausbildungsleitung Angela Braun. „Es ist das erste Mal, dass die Kunden eingebunden werden. Die Aktion ist wirklich super.“
Bevor jedoch die Kunden randürfen, musste es einen Testlauf geben, den der stellvertretende Azubi-Marktleiter Serhat Ünver (22) in der Filiale in Bönen absolviert hat. „Das kam so plötzlich, dass man nicht weiß, was man einkaufen soll. Und ich hatte drei Minuten Zeit“, berichtet er seine Erlebnisse.
Stammkundin Rosemarie Fels (80) ahnt von ihrem Glück noch nichts. Sie lässt sich auf die Aktion ein, die Spielregeln kennt sie nicht. Kaum hat sie die Hände am Einkaufswagen im Eingangsbereich, erklärt Kost: „Sie haben jetzt eine Minute Zeit, packen Sie alles in den Wagen, was Sie möchten. Wir bezahlen Ihren Einkauf. Und los!“ Natürlich wird ihr auch gesagt, dass Tabakwaren, Spirituosen und Gutscheine sowie Telefonkarten von der Aktion ausgeschlossen sind. Gemeinsam geht es durch die Regalreihen, die Zeit verfliegt. Und doch freut sich Fels über ihren 29 Euro-Einkauf, der vom Markt übernommen wird. „Ich hab das genommen, was ich gebrauchen kann“, sagt die Dame.
Karina Rupp (33) ist die nächste, auch sie kennt die Aktion sowie Spielregeln nicht. „Man weiß gar nicht, was man kaufen soll“, berichtet sie etwas atemlos. Sie hat sich bergeweise am Süßigkeiten-Regal bedient und freut sich über eine stolze Summe von 92,45 Euro, die übernommen wird. „Meine Tochter hat heute Geburtstag, da wird sie sich sehr freuen“, erklärt Rupp und ist überwältigt.
Doris Hoffmann arbeitet in 60 Sekunden weitläufig ihre Einkaufsliste ab und bekommt Waren im Wert von 26,79 Euro vom Markt geschenkt.
Die Azubi-Aktion ist geglückt und auch die Gesichter der Beteiligten strahlen. „Man war schon mit angespannt und aufgeregt, obwohl man selbst nur hinterherlief“, berichtet Kost und sagt, er habe in der Azubi-Woche viel gelernt. Auch Ünver meint, das Selbstbewusstsein sei gestiegen und die Bindung zu den Kunden enger geworden. Marktleitung Jenny Kahlweiß ist ebenfalls zufrieden. „Klar, der Anfang ist ein bisschen holprig und es geht immer ein bisschen besser, aber es war schon gut.“
Für Braun steht fest, dass diese Azubi-Woche dafür da sei, Fehler zu machen. „Wenn die Probleme zu groß werden, wird auch schon mal leicht in die richtige Richtung gestupst. Aber grundsätzlich sollen die Azubis ihre Probleme selber lösen.“
Kost: „Wir haben in dieser Woche sehr viel Verantwortung und auch Aufgaben von Leitern übernommen, die sehr vielfältig sind.“ In diesem Jahr ist auch erstmalig die Theke von den Azubis geleitet worden. Und als Braun gefragt wird, was es jetzt zu tun gibt, zuckt sie nur die Schultern. „Denkt euch einfach, ich bin gar nicht da“, lächelt sie.