Auch vor dem Kantenschutz aus Metall sowie Verkleidung und Scheiben des Aufzuges machten die Täter keinen Halt. Besonders ärgerlich: das Übel fängt nicht erst im Fußgängertunnel an. Auch das Wartehäuschen in der Mitte des Bahnsteiges ist auf der vom Ausgang abgekehrten Seite völlig zugeschmiert. Die Sicht aus dem Wartebereich heraus ist eingeschränkt. Die Bahn ergänzt daher nicht ohne Grund, dass die Entfernung der Graffiti auch aus Sicherheitsgründen von Relevanz sei. Zum selbst gesteckten Ziel hat die Bahn es sich erklärt, Vandalismusschäden wie diese innerhalb von drei Tagen zu beseitigen, jetzt komme allerdings der Feiertag dazwischen.
Aber: Der „Werler Fall“ hat bei der Abarbeitung solcher Schäden nicht die höchste Priorität. Als erstes kümmere man sich um Graffiti mit verfassungsfeindlichem Gedankengut. Die Täter, die am Bahnhof der Hellwegstadt ihr Unwesen trieben, legten es aber augenscheinlich eher darauf an, in möglichst kurzer Zeit möglichst große Zerstörung anzurichten. Den Treppenaufgang zum Bahnsteig ziert eine dicke wellenförmige Linie entlang des Handlaufs.
Ein Aspekt, der bei Fällen wie diesem immer eine große Rolle spielt, ist der der „sozialen Kontrolle am Bahnhof“, weiß Deffner. Für Laien erklärt er: Je einsehbarer und belebter ein Bahnhof und seine Umgebung ist, beispielsweise durch einen Taxistand, einen Kiosk oder angrenzende Wohnbebauung, desto größer ist die Hemmschwelle, Graffiti zu sprayen. Dass der Fußgängertunnel am Werler Bahnhof dabei nicht gut abschneidet, liegt auf der Hand. Generell gelte: An kleineren Haltepunkten habe man wesentlich häufiger mit Vandalismusschäden zu tun. In dem Zuge weist der Bahnsprecher aber auch die sogenannte „3-S-Zentrale“ des Unternehmens hin.
„Service, Sicherheit und Sauberkeit“, könne jeder Reisende sofort aktiv werden und die an den Bahnhöfen ausgehängte Telefonnummer kontaktieren, um eine Meldung abzugeben. Erfahrungsgemäß seien es in vielen Fällen die ersten Pendler am frühen Morgen, die die Vandalismusschäden entdecken. Für den Werler Bahnhof ist die Dortmunder 3-S-Zentrale zuständig.
Da der aktuelle Schaden von Seiten des Unternehmens noch nicht eingegrenzt ist, lässt er sich auch noch nicht beziffern. Ärgernisse solcher Arten kosten die Bahn aber jedes Jahr mehrere Millionen Euro.