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Schmierereien nehmen kein Ende: Bahnhof vollgesprüht mit Graffiti 

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Von: Fabian Neuenzeit

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Meterhoch und beidseitig fast über die gesamte Länge des Fußgängertunnels zum Bahnsteig reichen die neuen Graffiti. Auch die Decke wurde nicht verschont. An vielen Stellen tropfte die Farbe auf den Boden.
Meterhoch und beidseitig fast über die gesamte Länge des Fußgängertunnels zum Bahnsteig reichen die neuen Graffiti. Auch die Decke wurde nicht verschont. An vielen Stellen tropfte die Farbe auf den Boden. © Neuenzeit

Wer die Hellwegstadt mit dem Zug erreicht, der wird farbenfroh empfangen, keine Frage. Doch gemeint sind nicht die blühenden Wiesen auf dem Bahnhofsvorplatz. Denn ehe man diese sieht, führt an dem Fußgängertunnel unter den Gleisen her kein Weg vorbei. Und der ist jüngst Ziel einer in diesem Ausmaß für Werl beispiellosen Vandalismus-Aktion geworden. Fast auf seiner gesamten Länge ragen beidseitig meterhohe Schmierereien bis unter die Decke.

Werl - Vom Umfang überrascht zeigt sich auch NRW-Bahnsprecher Stefan Deffner. Am Mittwochmorgen wurden die Vandalismusschäden von Seiten des Unternehmens festgestellt. Eigentlich sei der Werler Bahnhof kein besonderer Graffiti-Schwerpunkt. „Die letzte größere Meldung in Werl ist schon über ein Jahr her“, so Deffner.

Im jetzigen Fall sei klar: Die Schmierereien sollen so schnell wie möglich entfernt werden. Und zwar schon nächste Woche, so der Plan. Wahrscheinlich von einer externen Fachfirma, die über das nötige Equipment und Know-how verfügt. Trotz der Chemikalien, die für die Graffiti-Entfernung verwendet werden, könne man nicht ausschließen, „das man nicht alles hundertprozentig abbekommt“, so der Bahnsprecher. Das hänge unter anderem von Art und Beschaffenheit der betroffenen Oberfläche ab. Und: im Fußgängertunnel am Werler Bahnhof ist so gut wie alles betroffen. An vielen Stellen ist die bunte Farbe von den gefliesten Wänden auf den Boden getropft.

Auch vor dem Kantenschutz aus Metall sowie Verkleidung und Scheiben des Aufzuges machten die Täter keinen Halt. Besonders ärgerlich: das Übel fängt nicht erst im Fußgängertunnel an. Auch das Wartehäuschen in der Mitte des Bahnsteiges ist auf der vom Ausgang abgekehrten Seite völlig zugeschmiert. Die Sicht aus dem Wartebereich heraus ist eingeschränkt. Die Bahn ergänzt daher nicht ohne Grund, dass die Entfernung der Graffiti auch aus Sicherheitsgründen von Relevanz sei. Zum selbst gesteckten Ziel hat die Bahn es sich erklärt, Vandalismusschäden wie diese innerhalb von drei Tagen zu beseitigen, jetzt komme allerdings der Feiertag dazwischen.

Aber: Der „Werler Fall“ hat bei der Abarbeitung solcher Schäden nicht die höchste Priorität. Als erstes kümmere man sich um Graffiti mit verfassungsfeindlichem Gedankengut. Die Täter, die am Bahnhof der Hellwegstadt ihr Unwesen trieben, legten es aber augenscheinlich eher darauf an, in möglichst kurzer Zeit möglichst große Zerstörung anzurichten. Den Treppenaufgang zum Bahnsteig ziert eine dicke wellenförmige Linie entlang des Handlaufs.

Ein Aspekt, der bei Fällen wie diesem immer eine große Rolle spielt, ist der der „sozialen Kontrolle am Bahnhof“, weiß Deffner. Für Laien erklärt er: Je einsehbarer und belebter ein Bahnhof und seine Umgebung ist, beispielsweise durch einen Taxistand, einen Kiosk oder angrenzende Wohnbebauung, desto größer ist die Hemmschwelle, Graffiti zu sprayen. Dass der Fußgängertunnel am Werler Bahnhof dabei nicht gut abschneidet, liegt auf der Hand. Generell gelte: An kleineren Haltepunkten habe man wesentlich häufiger mit Vandalismusschäden zu tun. In dem Zuge weist der Bahnsprecher aber auch die sogenannte „3-S-Zentrale“ des Unternehmens hin.

„Service, Sicherheit und Sauberkeit“, könne jeder Reisende sofort aktiv werden und die an den Bahnhöfen ausgehängte Telefonnummer kontaktieren, um eine Meldung abzugeben. Erfahrungsgemäß seien es in vielen Fällen die ersten Pendler am frühen Morgen, die die Vandalismusschäden entdecken. Für den Werler Bahnhof ist die Dortmunder 3-S-Zentrale zuständig.

Da der aktuelle Schaden von Seiten des Unternehmens noch nicht eingegrenzt ist, lässt er sich auch noch nicht beziffern. Ärgernisse solcher Arten kosten die Bahn aber jedes Jahr mehrere Millionen Euro.

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