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Aus nach 50 Jahren: Apotheke in der Innenstadt schließt

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Von: Thomas Nitsche

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Nach 50 Jahren schließt im Juni die Sälzer-Apotheke in der Fußgängerzone. Für Inhaber Martin Bauer ist die Apotheke nicht mehr wirtschaftlich weiterzuführen.
Nach 50 Jahren schließt im Juni die Sälzer-Apotheke in der Fußgängerzone. Für Inhaber Martin Bauer ist die Apotheke nicht mehr wirtschaftlich weiterzuführen. © Thomas Nitsche

Die Sälzer-Apotheke an der Walburgisstraße wird im Juni schließen. Dies bestätigte Inhaber Martin Bauer am Wochenende. Wie er berichtet, lasse sich die Apotheke wirtschaftlich nicht mehr weiterführen. Damit endet eine 50-jährige Tradition.

Werl - Seine Mutter Renate Bauer-Hentschel hatte die Sälzer-Apotheke im November 1972 eröffnet. Vor genau 20 Jahren hatte Sohn Martin Bauer die Geschäftsführung übernommen. „Das war für mich eine ganz schwere Entscheidung“, sagt Bauer.

Mit einem Brief, hatte er zum Ende der vergangenen Woche seine Kunden über den Schritt informiert. „Wenn die Kosten regelmäßig steigen und man auf der Einnahmenseite Defizite zu verzeichnen hat, wird irgendwann die Situation unerträglich“, teilt er mit.

Er wollte mit seinem Schritt verhindern, dass irgendwann die Banken kommen und er aufgrund einer Insolvenz schließen muss. „Daher habe ich beschlossen, am 8. Juni dieses Jahres die Apotheke zu schließen“, sagte er im Gespräch.

 Aber wenn man an einen Punkt kommt, dass man als selbstständiger Apotheker weniger verdient als ein angestellter Apotheker, dann muss man sich Gedanken machen.“

Martin Bauer

Martin Bauer machte deutlich, dass er die Umsatzverluste in den vergangenen Jahren irgendwie immer kompensieren konnte. „Wir haben dadurch gespart, dass wir ordentlich ausgeschiedene Mitarbeiterinnen nicht ersetzt haben oder durch strenge Analysen meiner Betriebsausgaben oder durch einen persönlichen Verzicht“, so Bauer. „Aber wenn man an einen Punkt kommt, dass man als selbstständiger Apotheker weniger verdient als ein angestellter Apotheker, dann muss man sich Gedanken machen.“

Als ein Hauptproblem sieht er die nur geringfügige Erhöhung auf den Festzuschlag des Packungshonorars bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in den vergangenen 17 Jahren.

Die entsprechen aus seiner Sicht nicht einmal dem Inflationsausgleich Weitere Faktoren wie die Inflation, Tariflohnerhöhungen, übermäßige Bürokratie, Dokumentationen, erhöhte Liefergebühren und die schlechteren Einkaufskonditionen im Großhandel führten zum Aufzehren des Betriebsergebnis und dem damit verbundenen Apothekensterben. Aus den Berichten des Apothekerverbandes habe er erfahren, dass in Deutschland eine Apotheke pro Woche schließt.

Hausärzte weg, Kunden weg

Ein weiterer Grund für die Aufgabe der Apotheke ist für den 50-Jährigen die Situation der Hausärzte: Alleine in seiner direkten Umgebung haben in den vergangenen Jahren zwei Hausärzte ihre Praxen geschlossen, weil sie keinen Nachfolger gefunden haben. Dadurch seien Patienten und für ihn Kunden weggebrochen. „Auch die Corona-Krise führte dazu, dass vermehrt Patienten ihre Arzneimittel über den Versandhandel beziehen“, so Bauer.

Es habe zwar auch Corona-bedingte Sonderumsätze gegeben, aber diese seien zeitlich begrenzt gewesen. Die Abwanderung der Kunden zum Versandhandel schade den Apotheken hingegen langfristig.
Von der Schließung der Sälzer-Apotheke sind fünf Mitarbeiterinnen sowie eine Reinigungskraft betroffen.

Martin Bauer ist zuversichtlich, dass seine Mitarbeiterinnen zeitnah eine neue berufliche Herausforderung finden. Er selber wird als angestellter Apotheker in der Stern-Apotheke in Ense-Bremen arbeiten.

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