Damals, bei ihren Recherchen vor Ort, hätten die in der AG Aktiven festgestellt, „dass es sich bei dem von den Wasserbauern des Kreises Soest als naturnah bezeichneten Ausbau um ein ausgesprochenes Negativbeispiel handelt“. Man habe zu dem Schluss kommen müssen, dass dieser „gründlich misslungen“ war und „damit wieder ein wertvolles Reststück Natur im Raum Werl, das als Naherholungsgebiet sehr beliebt war, verloren gegangen ist“.
Auf die nun durchgeführten Renaturierungsarbeiten blickt Dalhoff mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Die Maßnahme sei der richtige Schritt, dennoch ein enormer Eingriff und an gleicher Stelle wie vor über 30 Jahren in seiner Ausführung wieder ein Negativbeispiel. Wermutstropfen sind „in dieser Tragödie“ laut dem Soester besonders die entstehenden Kosten.
Auch wenn die Intention nachvollziehbar sei, ließen sich zahlreiche Parallelen zwischen den beiden eigentlich gegenteiligen Maßnahmen erkennen.
„Mit großem finanziellem Aufwand wurden Eisvogelbrutplätze und -jagdreviere vernichtet.“ Seiner Meinung nach ist der wahre Grund für Sinn und Unsinn der Arbeiten in den 80ern klar: „Hier ging es also nicht um angeblichen Hochwasserschutz, sondern um die weitere absurde Steigerung der Agrarüberproduktion. Auch die als Ausgleichsmaßnahme deklarierten, an riesige Tennisplätze erinnernden ‚Feuchtbiotope‘ führten in der nunmehr ausgetrockneten Aue kein Wasser.“
Ein weiteres Beispiel von damals, was Dalhoff bis heute im Kopf geblieben ist: Von der Fesselung ebenfalls betroffen gewesen, das war auch die Gräfte von Haus Koeningen. Deren Wasserspiegel sank. Daher äußerte die MG-Umwelt-AG die Sorge, dass „sich möglicherweise die Eichenfundamente dieses Anwesens so verändern könnten, dass man sich um den Bestand des historischen Gebäudes Sorgen machen müsste“.
Was den Marien-Gymnasiasten damals besonders sauer aufgestoßen ist: „Von derselben verantwortlichen Behörde wurde auf der anderen Seite des Kreises zur selben Zeit ein beispielhaftes Renaturierungsprojekt mit Millionenaufwand an der Rosenau durchgeführt.“
Auch über den Mühlenbach hinaus macht Dalhoff sich Gedanken: „Das Schicksal des Mühlenbachs an der südlichen Gemeindegrenze von Welver war und ist bedauerlicherweise überall präsent. Der vergangene Sommer hat uns drastisch vor Augen geführt, mit welchen Folgen wir aufgrund der Nichtbeachtung ökologischer Grundregeln in der Vergangenheit für die Zukunft der Erde werden rechnen müssen.
Dieses Mal ist der Kreis Soest ja noch vergleichsweise relativ glimpflich davongekommen, sieht man von den beträchtlichen Schäden im Ortsteil Soest-Hattrop einmal ab. Aber die sintflutartigen Regenfälle, die in kurzer Zeit Straßen, Gärten, Parks und Felder unter Wasser gesetzt haben, haben uns eine Ahnung unserer Hilflosigkeit trotz all unserer technischen Möglichkeiten gespiegelt.“
Ein Ende des „erbarmungslosen Vernichtungs-Feldzugs gegen die Natur“ ist nach Dalhoffs Auffassung nicht einmal ansatzweise in Sicht, „obwohl gerade auch der Verlust der Biodiversität eine existenzielle Bedrohung für uns Menschen darstellt. Ganzheitliches und vernetztes Denken scheinen uns nahezu vollständig verloren gegangen zu sein“.
Was damals schon im schulischen Kontext der AG am Werler Gymnasium galt, ist heute aktueller denn je: Die natürlichen Lebensgrundlagen schätzen zu lernen und ihnen den notwendigen Respekt entgegenbringen. „Wir sind nämlich mittlerweile an einem Kipp-Punkt angelangt, an dem nur ein konsequent achtsamer Umgang mit unserem Planeten die sich abzeichnende Apokalypse hoffentlich noch verhindern kann“, sagt der Soester.
Die Natur sei viel zu oft „Freiwild für jedermann“. Kritisch blickt Dalhoff da auch auf die rechtliche Frage. Aktiengesellschaften, Konzerne und Co.: All diese „unbeseelten Rechtssubjekte“ würden trotz dessen als juristische Person Rechte genießen. „Warum dann nicht auch Bächen, Flüssen und Bäumen Rechte zuerkennen?“, so der Soester.
Das Hin und her, dessen Ausgang den Umwelt-Engagierten von Beginn an klar war, sei neben der hohen Belastung für die Natur vor allem eins: Eine „unverantwortliche Verschwendung von Steuergeldern“.
Trotz allem: Dalhoff, der heute noch als Künstler aktiv ist, erinnert sich gerne an die Zeit „seiner“ Umwelt-AG zurück. Nicht zuletzt Preise und Auszeichnungen sprechen dafür, dass es auch eine erfolgreiche war. Zumindest, wie wir heute wissen, hätte die Zukunftsvision zum Mühlenbach kaum wahrer sein können.