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Radfahrer geben Werl die Note 4

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Von: Dominik Maaß

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Radfahren in Werl ist aus der Perspektive derjenigen, die sich an der ADFC-Umfrage beteiligt haben, nicht immer ein Vergnügen.
Radfahren in Werl ist aus der Perspektive derjenigen, die sich an der ADFC-Umfrage beteiligt haben, nicht immer ein Vergnügen. © Dominik Maaß

Die Werler sehen die Rahmenbedingungen fürs Fahrradfahren in ihrer Stadt eher kritisch. Beim Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) gaben sie der Wallfahrtsstadt insgesamt nur die Note 4,2.

Werl - Damit landet Werl im bundesweiten Vergleich im hinteren Mittelfeld, auf Platz 340 von 447 der fahrradfreundlichsten Städte zwischen 20 000 und 50 000 Einwohnern. Die beste Note in dieser Kategorie erhielt Baunatal (2,5). Am schlechtesten schnitt Kulmbach ab (4,81). Die bundesweite Durchschnittsnote liegt bei 4,0.

Für Werls Klimaschutzmanager Christopher Beyer zeigt die Durchschnittsnote, dass Werl beim Radfahrnetz ganz ähnliche Probleme hat, wie viele andere Kommunen. „Wir wissen, dass wir da einen Bedarf haben. Deshalb haben wir ja auch ein Nahmobilitätskonzept aufgestellt.“

Dieses soll als Handlungsrahmen helfen, die Situation gerade auch für Radfahrer nach und nach zu verbessern. Oft gebe es aber auch Grenzen des Machbaren, sagt Beyer. Als Beispiel nennt er die Hedwig-Dransfeld-Straße, die schlicht zu schmal sei, um Radfahrern einen angemessenen Platz einzuräumen.

Radweg nach Niederbergstraße kommt nicht

Das Nahmobilitätskonzept der Stadt Werl enthält auch diverse Vorschläge für eine Verbesserung des Radverkehrs. Erste konkrete Maßnahmen seien bereits in der Umsetzung, sagt Klimaschutzmanager Christopher Beyer. Als Beispiel nennt er die „Fahrrad frei“-Schilder, die die Nutzung der Wirtschaftswege für Radler legalisieren und so auch Lücken in den überregionalen Radrouten schließen. Im Laufe des Jahres sollen zudem die 20 abschließbaren Fahrradboxen für den Werler Bahnhof kommen.

Bei einer Abfrage durch den Kreis Soest hat die Stadt Werl zudem den Bedarf für den Neubau von zwei Radweg-Teilstücken angemeldet. Optimistisch ist Beyer beim Lückenschluss des Radweges entlang des Iwering zwischen der B63 und Budberg. Aus dem zweiten gewünschte Lückenschluss am Bergstraßer Weg werde hingegen nichts, sagt Beyer. Der Neubau scheitere dort am nicht möglichen Landerwerb. Zum generellen Stand beim Nahmobilitätskonzept will Beyer in der Sitzung des Planungsausschusses am 6. Juni (18 Uhr, Mensa Sekundarschule) informieren.

Zur Einordnung der Ergebnisse der ADFC-Umfrage müsse man auch berücksichtigen, dass sich tendenziell eher diejenigen beteiligen, die auf Schwachstellen hinweisen wollen, sagt Beyer. Die Umfrage könne auf Probleme aufmerksam machen, sei aber nicht repräsentativ.

Werl erstmals vertreten

Werl ist bei der zehnten Auflage der bundesweiten Umfrage erstmals mit ausreichend Teilnehmern vertreten. Mindestens 50 müssen mitmachen, damit die Stadt in die Wertung gelangt, 93 Werler machten sich im vergangenen Jahr die Mühe, die 32 Fragen zum Radverkehr in ihrer Stadt zu beantworten.

Unzufrieden sind Werls Radfahrer demnach vor allem mit der zu geringen Breite von Radwegen, der Führung des Radverkehrs an Baustellen, mit der mangelnden Werbung für das Radfahren und mit der fehlenden Verfügbarkeit von Leihrädern.

Der Umfrage zur Folge fühlen sich etwa drei Viertel der Radler beim Radfahren nicht sicher. Annähernd für die Hälfte der Befragten bedeutet Radfahren in Werl eher Stress. Und 80 Prozent sind der Meinung, dass in jüngster Zeit in Werl kaum etwas für den Fahrradverkehr getan wurde.

Positiv: Geöffnete Einbahnstraßen

Eher positiv bewertet werden hingegen die für Radfahrer in Gegenrichtung geöffneten Einbahnstraßen, das Fahren im Mischverkehr mit Autos, die generelle Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer und die gute Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Rad.

Jörg Schad vom Werler ADFC freut sich über die hohe Zahl an Umfrage-Teilnehmern und findet das Resultat wenig überraschend: „Werl reiht sich in das Ergebnis von Kreis und Land ein und ist damit noch ein großes Stück von einer fahrradfreundlichen Stadt entfernt.“

Schad sieht in der Wallfahrtsstadt viele „Stressfaktoren“ für Radfahrer, zum Beispiel eine wenig durchgängige Radwegführung, zu schmale und oft holperige Radwege, auf Radwegen haltende oder parkende Autos, Baustellen, die zum Absteigen oder Schieben zwingen, und Ampelschaltungen, die nicht an den Radverkehr angepasst sind.

Schad ist überzeugt: „Die in Werl wohnenden Menschen wollen eine bessere Radinfrastruktur!“ Werl biete schließlich sehr gute Voraussetzungen für das Radfahren: eine überschaubare Größe, gut zu bewältigende Entfernungen und keine großen Höhenunterschiede. „Wir wünschen uns für Werl, dass die Förderung des Radverkehrs im Rathaus Chefsache ist – mit der notwendigen Unterstützung aus der Politik.“

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