Noch im März hatten die Stadtwerke angekündigt, für dieses Jahr die Preise nicht erhöhen zu wollen – allerdings mit der wohlweislichen Einschränkung, dass es keine geopolitischen Verwerfungen gibt wie zum Beispiel einen Lieferstopp von Russland. Dann, so hieß es damals, werde der Energieversorger die Situation neu bewerten müssten. Genau das ist jetzt passiert: Die Russen drosselten die Zufuhr, die Preise an den Börsen schlagen Purzelbäume.
Dass im Gegenzug in Werl aktuell mehr Gas verbraucht wird als an Margen für das gesamte Jahr 2022 eingekauft – rund 5 Prozent über der geplanten Einkaufsmenge für das Jahr liege man aktuell, nicht zuletzt durch die Industrie – mache nun einen Zukauf an Mengen nötig. Und das zu aktuell horrenden Preisen, erläutert Stams. Daher sähen sich die Stadtwerke Werl „gezwungen“, zum 1. Januar den Gaspreis um rund 30 Prozent anzuheben. Im Monat macht das bei einem Durchschnittsverbrauch von 15 000 Kilowattstunden Mehrkosten von 35 Euro aus, bei vier Monaten bis Jahresende also 140 Euro. Der Grundpreis bleibt unverändert.
Es werde aber keine automatische Anpassung der Abschläge geben, sagt Stams. Kunden könnten sie aber auf Anfrage erhöhen, um kein böses Erwachen zu erleben, wenn die Preisanpassung mit der Jahresverbrauchsrechnung Anfang 2023 präsentiert wird. Den Zählerstand müssen die Kunden bei einem Antrag auf Abschlagserhöhung nicht angeben.
Fangt an, Energie zu sparen!
Damit aber nicht genug: Die hohen Preise im Einkauf an den Börsen für die Folgejahre machen einen weiteren kräftigen Preis-Anstieg beim Gas zum Januar um weitere rund 30 Prozent absehbar nötig, auch wenn das noch geschätzte Werte sind. Seit dem Sommer 2021 habe sich der Einkaufspreis an den Gas-Börsen für das Lieferjahr verfünffacht, rechnet der Stadtwerke-Chef vor. Nach wenigen Wochen der Stabilität im Mai und Juni kam die Drosselung der Lieferungen aus Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs – und erneute Preissprünge an den Börsen um 20 Prozent. Faktoren, die eine Erhöhung des Preises auch für die Endkunden unausweichlich machen.
Ein laut Stams „schwacher Trost“, aber immerhin: Die Preistendenzen für Gas an den Börsen weisen für 2024 und 2025 auf Entspannung, sodass dann auch wieder sinkende Preise für Endkunden möglich sind. „Aber es wird nicht zurückgehen auf das Preisniveau von vor einem Jahr.“
So bleibt ein Appell an die Kunden: Gas sparen, wo immer das geht. „Jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht wird, ist die beste Kilowattstunde.“ Spartipps finden sich auf der Homepage der Stadtwerke. Stams mahnt die Werler eindringlich: „Fangt an, Energie zu sparen!“
Beim Strom gibt es zumindest ein lachendes Auge: Der bundesweite Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Juli wird ein entlastender Faktor – was allerdings zu Schönrechnerei verführen kann. Denn wer nun glaubt oder gar vermeldet, dass dadurch der Strompreis sinkt, sagt den Kunden nur die halbe Wahrheit. Zwar sei es lau Stams richtig, dass ohne die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz der Preis sinkt, und zwar um gut 4 Cent pro Kilowattstunde, also rund zehn Prozent. Bei einem Durchschnittshaushalt (3 500 Kilowattstunden Jahresverbrauch) sorgt das für Entlastungen von rund 80 Euro bis Jahresende. Aber das ist maximal ein Puffer vor der Preiskeule zum Januar, wenn die zuletzt hohen Strom-Bezugspreise durchschlagen.
Daher raten die Stadtwerke ihren Kunden, die Entlastung nicht sofort durch ein Senken der Abschläge einzusparen, sondern sie stehen zu lassen. Bei der Jahresverbrauchsrechnung werde der Einsparbetrag eigens ausgewiesen, und selbstverständlich werde der EEG-Wegfall komplett und automatisch an die Kunden weitergegeben. Daher sparen es sich die Stadtwerke wortwörtlich, zum Wegfall der Umlage nun alle Kunden anzuschreiben. „Natürlich können Kunden nun ihre Abschläge reduzieren, aber das empfehlen wir nicht“, sagt Stams. Sein Rat: „Sparen Sie das Geld, was Sie in Kürze gut gebrauchen können.“
Denn: Ab Januar muss es einen kräftigen Dreh auch an der Strom-Preisschraube geben. Stand heute mit der noch vorhandenen EEG-Umlage, werden das rund 20 Prozent sein; nach Wegfall der EEG-Umlage wird die Erhöhung aber geschätzt rund 30 bis 35 Prozent betragen.
Wie erwartet werden auch die Stadtwerke Werl den Wasserpreis erhöhen. Nach der Ankündigung der Erhöhung von Gelsenwasser, das die Werler Ortsteile versorgt, zieht der für die Kernstadt zuständige Versorger nach: Um netto 23 Cent (15 Prozent) pro Kubikmeter soll das verkaufte Wasser ab 1. Juli teurer werden. Der Grundpreis bleibt unberührt. Berechnet man ihn mit ein, liegt das Plus bei rund 7 Prozent. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 100 Kubikmetern (Zwei Personen-Haushalt) macht die Preiserhöhung etwa 2 Euro im Monat aus, bei Familien seien es rund 2,70 Euro im Monat, rechnet Stadtwerke-Chef Robert Stams vor. Der Wasserbezugspreis, Kosten für Personal und Material machen den Anstieg laut Stams unausweichlich. „Zuvor hatten wir acht Jahre lang Preisstabilität.“