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Preisanstieg in den Gärtnereien droht: Blumen und Töpfe kosten mehr

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Von: Ilka Platzek

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Susanne Peppersack, Floristin beim Pflanzenhof Klemke, zeigt Hortensien aus der eigenen Zucht.
Susanne Peppersack, Floristin beim Pflanzenhof Klemke, zeigt Hortensien aus der eigenen Zucht. © Platzek

Wer nicht an den Blumen sparen will, der muss ab nächstes Jahr tiefer in die Tasche greifen. Warum Pflanzen jetzt noch nicht von den Preissteigerungen betroffen sind.

Werl – Derzeit steigen fast überall die Preise. Aber wie sieht es bei Blumen, Pflanzen und Co. aus? Wir haben nachgefragt:

Marcus Klemke und seine Frau Nicole betreiben Gartencenter in Werl und Soest. Dort sind die Preise für heimische Pflanzen gleich geblieben. Das gilt aktuell für Geranien, Petunien, Gartenkräuter und Hortensien, die er entweder selbst züchtet oder regional einkauft. Das spart Kraftstoff.

Teurer geworden sind mediterrane Pflanzen wie Oliven, Feige, Zitrus und Oleander: „Das liegt an den Frachtkosten“, erklärt er. „Noch kaufen die Kunden Blumen wie jedes Jahr“, sagt der Geschäftsmann. „Ich nehme aber an, dass sie schon bald an Blumen sparen werden.“

Erde, Töpfe, Dünger – alles wird teurer

Erde, Töpfe, Dünger – alles sei teurer geworden. „Es ist politisch gewollt, dass den Blumenerden weniger Torf beigemischt wird. Noch sind es 50 Prozent, nächstes Jahr nur noch 35 Prozent – der Umwelt zuliebe.“

Das mache sie deutlich teurer. Dass diese Preise noch nicht beim Verbraucher angekommen sind, liegt daran, „dass die Pflanzen, die wir jetzt verkaufen, im vergangenen Jahr eingetopft worden sind.“ Also noch zu günstigeren Preisen.

Alles, was aus dem Ausland kommt, kostet mehr

Bereits jetzt kostet alles, was aus dem Ausland kommt, deutlich mehr: „Bei den Deko-Artikeln, also bei Keramik und kleineren Werkzeugen, haben wir ein Lieferkettenproblem. Man weiß nicht, wann See-Container ankommen.“

Allein Keramiktöpfe kosten bereits 25 bis 40 Prozent mehr. „Wir geben die Preissteigerungen aber nicht eins zu eins an die Kunden weiter, denn wir wollen sie nicht erschrecken.“

Energiesparende Maßnahmen

Bei Klemke wird der meiste Umsatz mit lebenden Pflanzen gemacht: Da der Familienbetrieb vieles selbst produziert oder regional einkauft, spart er Transportkosten.

Größere Baumschulware dagegen bezieht er aus Norddeutschland oder den Niederlanden. Auch Gärtnereien leiden unter den gestiegenen Energiekosten.

„Wir senken unsere Heizkosten um bis zu 30 Prozent, indem wir mit einem computergesteuerten Energieschirm arbeiten, der die Gewächshäuser mit Stoffpolstern beschattet. Und im Winter verwenden wir Noppenfolien auf den Außenseiten der Scheiben, um die Wärme besser zu halten.“

Preistreiber werden nicht verwendet

Kunstdünger (unter anderem aus der Ukraine) und Nährsalze – beides Preistreiber – verwendet der Geschäftsmann nicht: „Da sind wir seit fünf Jahren von weg. Wir benutzen überwiegend Naturdünger aus Deutschland.“

Klemke geht davon aus, dass im kommenden Jahr vieles teurer wird. Insofern sollte man besser jetzt in den heimischen Garten investieren.

Pflanzen kosten bei Friedhofsgärtnern genauso viel

Thomas Schäfer, Friedhofsgärtner in Werl, sieht das ähnlich. Auch bei ihm kosten die Pflanzen aktuell nicht mehr als im Vorjahr. Er ist im Familienbetrieb aufgewachsen und findet: „Die Preise für Blumen waren unglaublich lange stabil. Erst durch Corona sind die Preise angestiegen, denn es wurde weniger produziert. Landwirtschaftliche Arbeitskräfte aus Rumänien und Bulgarien blieben weg, das Warenangebot wurde knapper und teurer.“

Um Heizkosten bei der Pflanzenproduktion zu sparen, sind Gärtner findig: „Dann werden zum Beispiel die Geranien später produziert, aber mit geringeren Energiekosten. Oder man greift auf weniger wärmeintensive Kulturen zurück. Außerdem kann man in den Gewächshäusern die Isolierung länger dranlassen.“ Wasser sammelt der Werler Betrieb in Regentonnen. Die meisten Gärtner hätten ihren eigenen Tiefbrunnen, weiß Schäfer.

In diesem Jahr seien die Transportkosten gestiegen, aber er kauft regional ein. Lieferkettenprobleme werde es spätestens in der Vorweihnachtszeit geben. „Ob Lichterketten und Weihnachtsmänner aus China rechtzeitig ankommen, wissen wir noch nicht. Es wird wohl insgesamt weniger Dekoartikel geben.“

Mindestlohn lässt Preise wohl steigen

Als künftigen Preistreiber sieht er die Erhöhung des Mindestlohns: „Wenn der Abstand zwischen unseren Löhnen und dem Mindestlohn schrumpft, wollen die Floristen und Gärtner auch mehr Geld haben.“

Diese Kosten wird er an die Kunden weitergeben müssen, aber dieses Jahr gehe das nicht. „Die Rechnungen für die Grabpflege sind geschrieben. Nach dem ersten Halbjahr 2023 sehen wir weiter.“ Schäfer rechnet aber auch damit, dass die Kunden ihr Geld eher in Heizkosten als in Pflanzen investieren. „Dann könnte es Überkapazitäten geben.“ Die dann wieder auf die Preise drücken würden.

Im Moment hat der Werler Friedhofsgärtner volle Auftragsbücher und genießt die „Wertschätzung“, die die Kunden ihm neuerdings entgegenbringen: „Sprach man früher über Grabpflegekosten, gab es häufig Diskussionen über den Preis, gerne verbunden mit: ‚Schnell, schnell. Bis dann und dann muss es fertig sein.’ Heute akzeptieren die Leute die Preise und die Zeiten, die wir ihnen nennen.“

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