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Und wieder schließt eine Post-Filiale: Vertrag gekündigt

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Von: Gerald Bus

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Die Post-Filiale im Möbelhaus Turflon macht Ende Mai dicht. Damit verliert Büderich seine einzige Poststelle.
Die Post-Filiale im Möbelhaus Turflon macht Ende Mai dicht. Damit verliert Büderich seine einzige Poststelle. © Thomas Nitsche

Immer mehr Pakete, immer mehr Retouren: Am Ende wird die Last zu groß – und der Turflon-Chef zieht die Notbremse: Guido Münstermann hat den Vertrag als Kooperationspartner der Post in seinem Möbelhaus gekündigt. Am 31. Mai ist Schluss. Büderich verliert damit seine Post-Filiale.

Werl/Büderich – Diesen Schritt bestätigt Münstermann auf Anfrage unserer Zeitung. „Wir haben uns schweren Herzens dazu entscheiden müssen.“ Und er liefert auch Gründe: Bis zum Jahresende habe sich eine Fachkraft federführend um die Betreuung der in den Kiosk- und Lottoshop integrierten Post-Filiale gekümmert. Dann aber schied diese Fachkraft aus – und das Turflon-Kassenteam habe die Arbeit seither übernommen.

Die Mitarbeiter können die zusätzliche Arbeit nicht mehr schultern, man kann das nicht einfach nebenbei machen.

Guido Münstermann, Geschäftsführer des Möbelhauses Turflon

„Aber diese Mitarbeiter können die zusätzliche Arbeit nicht mehr schultern, man kann das nicht einfach nebenbei machen“, sagt Münstermann. Arbeit und Aufwand seien zu groß. Zumal gerade die Paketeflut in Volumen, Gewicht und Umfang immer größer geworden sei. Daran habe das Team zuletzt (zu) schwer zu tragen gehabt. Was hinzukomme: Von der Entlohnung des Dienstes durch die Deutsche Post könne man auch keinen Mitarbeiter bezahlen.

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Turflon-Chef: „Keine Chance auf Fortsetzung“

Also zog der Turflon-Chef die Reißleine – und kündigte den Dienstleistungsvertrag nach vielen Jahren Betrieb. Es gebe nach langen Überlegungen „keine Chance auf Fortsetzung“, betont Guido Münstermann, der das Aus bedauert. Denn er wisse um die Bedeutung für das Dorf und das Einzugsgebiet. Kiosk und Lottostelle bleiben aber im Möbelhaus.

Post bedauert den Schritt: „Wollen auf jeden Fall einen Standort in Büderich haben“

Die Post äußert Bedauern über diesen Schritt. „Wir müssen uns nun um einen neuen Partner und neuen Standort bemühen“, sagt Postsprecher Rainer Ernzer auf Anfrage. In Werls größtem Ortsteil müsse es eine Post-Filiale geben, daran gebe es keinen Zweifel: „Wir wollen auf jeden Fall einen Standort in Büderich haben.“ Die Anlaufstelle bei Turflon nutzten auch Kunden aus Budberg und Holtum. Ernzer versichert, dass die Post gerne am Standort festgehalten hätte, die Kündigung aber vorliegt.

Wirtschaftlich gesehen funktioniert das nur als Kombination.

Rainer Ernzer, Sprecher der Deutschen Post

Dabei weiß auch der Sprecher: Mit dem Postgeschäft alleine lässt sich nicht ausreichend viel verdienen; es braucht einen Partner, der das in sein bestehendes Geschäft integriert. „Wirtschaftlich gesehen funktioniert das nur als Kombination“, sagt Ernzer. Grundsätzlich laufe das gut so, es gebe deutschlandweit 13 000 dieser Kooperationspartner. Die Integration des Postgeschäfts in ein Hauptgeschäft diene durchaus auch der Belebung.

Ob und wo das in Büderich funktionieren kann, weiß auch Ernzer nicht. Interessenten können sich unter deutschepost.de/partner-werden schlau machen über die Konditionen. Dort kann man auch seine Kontaktdaten hinterlassen.

Post hat eine Filialnetz-Pflicht

Grundsätzlich hat die Post eine Filialnetz-Pflicht. Demnach muss es in Orten mit über 2 000 Einwohnern mindestens eine Filiale geben. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hatte aber jüngst von Problemen bei der Erfüllung der Vorschriften berichtet und aus einem Schreiben der Bundesnetzagentur an ihren Beirat zitiert. Demnach seien der Aufsichtsbehörde Ende Januar in Deutschland 174 Standorte bekannt gewesen, die trotz staatlicher Vorschrift unbesetzt waren.

Post-Filiale fehlt auch in Westönnen

Ende Dezember waren es nur 140 gewesen – das Problem habe sich also verschärft. Es gebe aber kaum Möglichkeiten für die Behörde, für Abhilfe zu sorgen. Um die Aufsicht zu verbessern, bräuchte es eine Anpassung des Gesetzes. 25 dieser Besetzungslücken hat es laut dpa zuletzt in NRW gegeben, darunter auch die in Werl-Westönnen.

Nun folgt mit Büderich bald eine weitere.

Hoffnung für Westönnen: „Wir haben Standorte im Blick“

Was auf Büderich nun zukommt, ist in Westönnen schon passiert: Seit der Schließung von „Doros Schreibwaren“ an der Breiten Straße im Sommer 2022 steht Werls zweitgrößter Ortsteil schon ohne Post-Filiale da. Post-Sprecher Rainer Ernzer kann keine Neuigkeiten vermelden. Zuletzt hat die Post sich erneut an die Stadtverwaltung gewandt mit der Bitte um „Amtshilfe“, bestätigt zwar Bürgermeister Torben Höbrink auf Anfrage. Die Stadt könne aber allenfalls unterstützend tätig werden, in dem sie Kontakt zu Grundstücks- oder Gewerbeeigentürmern vermittelt. „Für Westönnen kann ich sagen: Wir haben Standorte im Blick“, sagt der Verwaltungschef. Dass nun auch in Büderich das Aus der Post bevorsteht, vernimmt Höbrink mit Bedauern. Aus der Westönner Erfahrung zeige sich: „Es ist schon wichtig, eine Anlaufstation zu haben.“

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