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„Harter Kampf“ um Edeka-Markt: Bau sprengt den Kostenrahmen

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Von: Gerald Bus

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Das Büdericher Vorhaben ist 1 900 Quadratmeter groß und mit rund 4 Millionen Euro kalkuliert. Die Bau-Angebote liegen aber deutlich höher.
Das Büdericher Vorhaben ist 1 900 Quadratmeter groß und mit rund 4 Millionen Euro kalkuliert. Die Bau-Angebote liegen aber deutlich höher. © Architekturbüro

Dass Lebensmittel teurer werden, merken Kunden bei jedem Einkauf. Dass aber auch der Bau ganzer Lebensmittelmärkte teurer wird, sorgt nun in Büderich für massive Probleme: Die hat Investor Robert Löer am Montag auf Anfrage eingeräumt. Vor allem lasse sich der Bau derzeit nicht wirtschaftlich darstellen, sagte der Unternehmer.

Büderich – Aber das ganze Vorhaben aufgeben sei nicht das Ziel. „Wir kämpfen noch“, sagt Robert Löer. „Und es wird ein harter Kampf.“ Gleichwohl sei er „zuversichtlich“, den Bau realisieren zu können.

Preiswertestes Angebot liegt 1,1 Million Euro drüber

An einem Baukosten-Beispiel macht Löer die Misere deutlich: Als er 2015 in Herne einen Edeka realisiert habe, habe der 2,8 Millionen Euro gekostet bei 2 500 Quadratmetern Größe. Das Büdericher Vorhaben sei mit 1 900 Quadratmetern Größe deutlich kleiner, war aber schon mit rund 4 Millionen Euro kalkuliert, deutlich mehr also. Als jetzt nach der Ausschreibung die ersten Angebote von Generalunternehmern eingingen, da fuhr dem Investor der Schreck in die Glieder: Zwischen 5,1 und 5,9 Millionen Euro lagen die Offerten. Viel zu hoch, um den Neubau wirtschaftlich hochziehen zu können. „Wenn man diese Zahlen hört, weiß man, was am Bau los ist“, sagt der Investor

So kurz vor dem Ziel will ich natürlich nicht aufgeben.

Robert Löer, Investor

Er habe ein Sonderkündigungsrecht, wenn sich der Bau des Lebensmittelmarkts aus wirtschaftlichen Gründen nicht realisieren lässt, sagt Löer zwar. „Aber so kurz vor dem Ziel will ich natürlich nicht aufgeben.“ Schließlich arbeite er seit gut zehn Jahren an dem Vorhaben, der Mietvertrag mit der Edeka ist rund acht Jahre alt. Klar ist aber auch; die Edeka wolle nicht mehr Miete als bislang fixiert bezahlen.

Spiel auf Zeit

Also müsse der Investor nun „alle Register ziehen“ und überlegen, was zu machen ist. „Alles muss auf den Prüfstand.“ Dazu gehört neben der Hoffnung auf noch preiswertere Angebote auch die Überlegung, statt eines Generalunternehmers in die Einzelausschreibung der Gewerke zu gehen.

Zudem plant Löer, auf Zeit zu spielen – in der Hoffnung, dass die Baupreise und Baustoffpreise im kommenden Jahr wieder sinken. Außerdem bestehe die Möglichkeit, dass nach den gestiegenen Zinsen die derzeit sinkende Nachfrage am Bau dafür sorgt, dass Firmen kurzfristig wegen anderer geplatzter Aufträge Kapazitäten frei bekommen. Das bisherige Ziel der Fertigstellung im November 2023 wird zumindest nicht haltbar sein. Aber womöglich klappe es dann zum April 2024, ein gutes halbes Jahr später.

Probleme mit Erde

Weitere Problem sorgen für zusätzliche Verteuerungen. Auch da sucht Löer nach Lösungen, sagt er. So steige das Gelände an der B1/Ecke Kuhweg an. Aber wenn es auf Straßenniveau gebracht werden soll, müssten 7 500 Kubikmeter Erde abgefahren werden. „Also überlegen wir, ob wir das etwas ansteigend lassen können“, sagt der Investor. „Denn dass es so viel Erde ist, das hat uns schon erschrocken.“

Zumindest hat Löer den Vorteil, dass das Grundstück der Familie gehört, man da also anders kalkulieren kann. Es gelte nun, „an allen möglichen Stellschrauben zu drehen“ – um in Büderich nach den vielen, vielen Jahren der Planung doch noch die Nahversorgung sicherzustellen.

Stadtverwaltung ist „nach wie vor optimistisch“

Die Stadtverwaltung ist über die Probleme beim Bau des Edeka-Markts an der B 1 informiert – Ludger Pöpsel zeigte sich daher am Montag nicht überrascht über die Entwicklung. So wie Investor Robert Löer zeigt sich aber auch der Stadtplaner „nach wie vor optimistisch“, dass es doch noch etwas wird mit dem Bau. Anders als zuletzt angekündigt, werde die Verwaltung nun aber doch nicht am 14. Dezember mit dem Durchführungsvertrag und dem Bebauungsplan in den Rat gehen. Was Löer wohl auch hilft: Denn Fristen für die Durchsetzung gehören zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Eine Frist wäre derzeit aber offenbar kontraproduktiv. Dass der Standort in Ordnung ist und die Planung steht, also alles weit gediehen ist, betont Pöpsel. „Wir sind auf der Zielgeraden“ – mit dem nächsten Entscheid im Rat besteht Baurecht. Die von Löer offenbarten Probleme kann der Stadtplaner gut nachvollziehen: „Das ist der aktuellen Marktlage geschuldet.“

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