Von der Entbündelung von Realschule und Gymnasium versprechen wir uns eine Schärfung des je eigenen Profils der beiden Schulen.
Auch der Dompropst wendet die Entwicklung ins Positive: „Der praktische Schulbetrieb in zwei voneinander getrennten Schulformen wird erleichtert“, erläuterte Monsignore Joachim Göbel die Entscheidung des Trägers bei einem persönlichen Besuch der Schulgemeinschaft. „Von der Entbündelung von Realschule und Gymnasium versprechen wir uns eine Schärfung des je eigenen Profils der beiden Schulen“, ergänzte der Leiter des Bereichs Schule und Hochschule im Erzbischöflichen Generalvikariat. „Beide Schulen in Werl stehen in der Tradition des ursulinischen Gedankens von Bildung und Erziehung junger Menschen.“ Diese schulische Tradition gelte es „weiter zu führen und den Schulen jeweils ein eigenes Gesicht zu geben.“
Die Entscheidung des Stiftsrates zur Entbündelung teilte Göbel am Montag dem Lehrerkollegium mit; am Abend wurde die aus Eltern und Schülervertretern bestehende Schulkonferenz informiert.
Ab Sommer 2023 wird es auf dem Gelände der Ursulinenschulen damit wieder zwei Schulen und zwei Kollegien geben: Realschule und Gymnasium mit zwei Verwaltungen und zwei Schulleitungen. Wer das sein wird, ist offen. Namen werden bereits gehandelt, gerade auch für die Leitung der Realschule.
Throenle geht davon aus, dass Anne-Kristin Brunn zunächst Leiterin beider Schulen bleibt. Im Januar hatte die Entscheidung aufhorchen lassen, Andrea Frölich habe nach nur gut 15 Monaten die Abteilungsleitung der UR und damit der stellvertretenden Schulleitung der Ursulinenschulen wieder abgegeben. Zu den Gründen gab es damals keine Aussage. Ihre Aufgaben wurden von Brunn und Konrad Beckmann (Abteilungsleiter Ursulinengymnasium) übernommen. Anne-Kristin Brunn war am Montag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Alles war auf Einheit getrimmt. Das durchaus pfiffige Schul-ABC mit den Bezeichnungen für die drei Schulgebäude („Altes Kloster“ fürs A-Gebäude, „Bellevue“ fürs B-Gebäude und „Castellum“ für das C-Gebäude) sollte zeigen: Wir sind zwei Systeme, aber eine Schule, ein Haus. Aber seit geraumer Zeit mehrten sich Nachrichten, dass es knirscht im gemeinsamen Gebälk – und so war die Nachricht des Erzbistums Paderborn von Montagabend erwartbar gewesen.
Eine Rolle rückwärts also, alles auf Anfang. Was nun eher reingewaschen präsentiert wird, hat aber auch klare Züge des Scheiterns. Einst wurde zusammengelegt, was aus Sicht vieler Beteiligter nicht zusammengehörte. Und dass Lehrer beider Kollegien nicht glücklich über das gemeinsame Konstrukt waren, daraus machten sie keinen Hehl. Das bekamen sogar die Schüler gerade in den Anfangsjahren oft genug zu hören. Auffallend ist aber auch seit Jahren, dass viele Schüler nach der 10. Klasse der Realschule und nach der Einführungsphase (10. Klasse UG) lieber zum Mariengymnasium wechseln, als das Abitur im „eigenen Haus“ zu machen. Außerdem stellen Beteiligte der einst lebendigen Kooperation beider Werler Gymnasien mittlerweile ein schlechtes Zeugnis aus.
Es gibt also nach der reinen Nachricht nun einiges ehrlich aufzuarbeiten bei den Ursulinen, deren Ruf lädiert ist. Natürlich geht die Erosion der Religion in der Gesellschaft auch an Schulen mit kirchlicher Trägerschaft nicht vorbei. Wo immer weniger Menschen in der Gesellschaft der Glaube heilig ist, müssen die Ursulinenschulen auch um „Glaub-Würdigkeit“ im wahrsten Wortsinn kämpfen. Und klar ist: Auch diese Schulen baden mit aus, was die Kirchenoberen mit all ihren Skandalen verbockt haben.
Die Stadt Werl ist nun ebenfalls gefragt. Sie muss aufpassen, dass die wankende schulische Balance nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Für noch mehr Schüler hat das MG schlichtweg keinen Platz. Vielleicht sorgen die zwei Beine, auf denen die Ursulinen bald wieder stehen, für Stabilität. Nötig wär’s.
Beim Konstrukt Bündelschule wurde stets auch die dadurch entstehende Durchlässigkeit, sprich der Wechsel von UR zum UG und umgekehrt, betont. „Durch eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit beider Schulen wird es wie bisher möglich sein, die Schüler beider Schulformen bei ihren Schullaufbahnen individuell optimal zu unterstützen“, sagt Diakon Christian Majer-Leonhard nun. Für die Realschule und fürs Gymnasium stehe weiterhin „die einzelne Schülerin und der einzelne Schüler im Fokus der Aufmerksamkeit“ – ganz im Sinne von Angela Merici, der Ordensgründerin der Ursulinen, unterstreicht Majer-Leonhard (Abteilung Schulaufsicht und schulfachliche Beratung des Generalvikariats).
Täglich besuchen 1 200 Schülerinnen und Schüler die Ursulinenschulen, davon 650 das Gymnasium und 550 die Realschule. Die Ursulinenschulen sind in der Regel in jeder Jahrgangsstufe 6-zügig, das heißt je drei Klassen am Gymnasium und an der Realschule in jeder Jahrgangsstufe mit durchschnittlich 28 bis 29 Schülern. Sie werden von 85 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. An den Ursulinenschulen wirken sieben Referendarinnen und Referendare. Zudem gibt es drei Sekretärinnen, zwei Hausmeister, zwei Schulsozialarbeiterinnen. Die Ursulinenschulen haben mit Anne-Kristin Brunn eine Schulleiterin und mit Konrad Beckmann einen stellvertretenden Schulleiter.