„Es sind private Gründe für meinen sofortigen Rückzug aus dem Gremium.
Der nun ehemalige Chef der Werler Kaufmannschaft hatte seinen Rückzug zum ersten Tagesordnungspunkt der Vorstandssitzung gemacht. „Es sind private Gründe für meinen sofortigen Rückzug aus dem Gremium“, teilte Zaccheddu mit. Er machte deutlich, dass es keinen Streit oder Ärger innerhalb des Vorstands oder mit Mitgliedern gegeben habe, der ihn zu diesem Schritt veranlasst hat. Dieser Entschluss sei bei ihm schon seit längerer Zeit gereift, da seine privaten Angelegenheiten durch die Arbeit beim Wirtschaftsring nicht mehr seine volle Aufmerksamkeit bekommen hätten. Für ihn sei der Zeitpunkt gekommen, das Amt weiterzugeben. Der Vorsitz im Wirtschaftsring koste viel Kraft und vor allem Zeit, erklärte der 46-Jährige. Wie er weiter mitteilte, sei es schwierig, dieses Amt nur nebenbei auszuführen.
Vor etwas weniger als zwei Jahren hatte Salvatore Zaccheddu den Vorsitz des Wirtschaftsrings übernommen. Eine zu kurze Zeit für eine wirkliche Bilanz, zumal mitten in der Corona-Zeit, die manche Vision und Ankündigung zunichte machte. Eine Neuausrichtung des Verbands sollte es geben, hatte Zaccheddu beim forschen Amtsantritt Ende September 2020 angekündigt. Und er gab ein hohes Tempo vor. Corona und andere Dinge bremsten manche Idee aber aus, vom Weinfest bis zum Tag des Handwerks blieb es bei Ankündigungen.
Der scheidende Vorsitzende unterstrich am Mittwoch, dass für ihn die Arbeit im Vorstand des Wirtschaftsrings „mit viel Herzblut“ verbunden gewesen sei. „Der Wirtschaftsring hat sich dem Wandel der heutigen Zeit gestellt und hat sich entsprechend transformiert, ohne dabei seine Wurzeln zu vergessen. Der Verein steht auf gesunden Füßen und hat die Umstellungen sehr gut gemeistert“, betonte Zaccheddu. Unter ihm seien auch die Mitgliederzahlen des Wirtschaftsrings wieder angestiegen. Die wurden am Donnerstag über den Abschied des Chefs unterrichtet – bis zur nächsten Mitgliederversammlung zu warten war zunächst angedacht, dann aber verworfen worden.
Die Stimmung innerhalb der Stadt und des Wirtschaftsrings schätzt Zaccheddu positiv ein. „Unsere vergangenen Veranstaltungen wie das Moonlight-Shopping, das Siederfest oder auch der Autofrühling sind sehr gut gelaufen, und alle waren mehr als zufrieden“, berichtet er. Nun könne er den Staffelstab an ein selbstbewusstes und breit aufgestelltes Gremium übergeben.
Es gibt aber auch kritische Stimmen im Vorstand, die Zaccheddu eine nicht immer einfache Zusammenarbeit unterstellen. Zudem gab es Pannen – zum Beispiel die verpasste Frist beim Antrag eines verkaufsoffenen Sonntags. Und auch der bei vielen Mitgliedern als unglücklich eingestufter Vorschlag des Vorsitzenden, den Adventsmarkt aus der Stadt in den Kurpark zu verlegen, hatte für Unmut gesorgt.
Grundsätzlich aber wird aus Vorstandskreisen bestätigt: Es gab keinen Zoff, die Begründung Zaccheddus sei nachvollziehbar. Er habe in vielen Bereichen Positives angestoßen, habe viel Zeit in die Arbeit gesteckt, aber den Aufwand offenbar unterschätzt. Und dass er zudem einen Schwerpunkt (auch in der Öffentlichkeitsarbeit) auf seine „Clubhouse“-Facebookgruppe gelegt habe, stieß im Vorstand vermehrt auf Kritik. Die Aktivitäten dort stießen auf Argwohn.
Einiges, was angekündigt wurde, sei letztlich nicht umgesetzt worden. Aber: Die jüngsten Stadtfeste seien gelungen, das jüngste Moonlight-Shopping ein Erfolg gewesen. Dass das künftig bei weiteren Festen auch ohne nun wegfallende Mittel des NRW-Heimatministeriums gelingt, das in einem Jahr 10 000 und in einem 5 000 Euro für die Organisation zuschoss, hofft die Händlervertretung.
Mit seinem bisherigen Vertreter Stefan Kümpel hat der Vorstand des Vereins schnell einen Nachfolger für seinen scheidenden Vorsitzenden gefunden. Fast logisch sei die Nachfolgeregelung, heißt es im Vorstand. Beide haben schließlich in den vergangenen Jahren eng zusammengearbeitet und das Team an der Spitze des Wirtschaftsrings gebildet. Einen klassischen Vorsitzenden habe es nur auf dem Papier gegeben, meint Zaccheddu. Entscheidungen und Absprachen seien immer gemeinsam getroffen worden. Diese enge Zusammenarbeit demonstrierten sie beim Siederfest, als das Duo Zaccheddu/Kümpel an den drei Tagen das gesamte Programm moderierte.
Wir haben große Herausforderungen in der kommenden Zeit vor uns, die wir aber gemeinsam meistern werden.
Stefan Kümpel ist am Mittwoch bereits als neuer Vorsitzender gewählt worden. Er will sich nun ein Vorstandsteam aufbauen, wo die Arbeit breiter verteilt wird. Zwar gibt es jetzt schon Aufgaben, die einzelne Vorstandsmitglieder übernehmen, aber diese Arbeiten sollen auf mehrere Schultern verteilt werden.
Der 39-Jährige führt derzeit Gespräche mit Kandidaten, die sich an der Vorstandsarbeit beteiligen wollen. „Wir haben große Herausforderungen in der kommenden Zeit vor uns, die wir aber gemeinsam meistern werden“, ist sich Kümpel sicher. Der neue Vorsitzende dankte seinem Vorgänger für die geleistete Arbeit und er freut sich über die volle Unterstützung des Vorstandes.