Aus dem Briefträger und dem Paketschlepper wird also der Verbundzusteller. „Eine Zusammenführung von Paket- und Briefzustellung, wo immer das geht, ist die ökologisch und ökonomisch sinnvollste Lösung“, sagt der Postsprecher. Sicher wirke der Wegfall des Fahrrades nicht gerade umweltfreundlich. „Aber im Gegenzug fällt ja auch der DHL-Wagen weg.“
Statt dessen sollen kleinere, kastenförmige Verbundfahrzeuge in Werls Straßen zum Einsatz kommen, möglichst elektrobetriebene, wenn die Ladeinfrastruktur das zulasse. „Denn die E-Mobilität wollen wir ausweiten; den Umweltgedanken behalten wir im Auge.“ Während in die Wagen von DHL 200 Pakete passen, sind es in diesen Fahrzeugen nur rund 120. Die Post werde sie Zug um Zug anschaffen.
Durch das Wachstum bei den Paketen brauchen wir dauerhaft mehr Leute.
Das bedeutet zugleich, dass die Zahl der Post-Fahrräder in Werl künftig deutlich sinken wird. Man wolle in der Stadt künftig „so wenig Fahrradzusteller wie möglich“ im Einsatz haben. Es gebe vergleichbare Städte, wo es schon jetzt keinen einzigen Fahrradzusteller mehr gebe. Das sei eine deutschlandweite Tendenz. Das bedeute aber nicht zugleich einen Abbau von Arbeitsplätzen, versichert Ernzer. Im Gegenteil: Zwar sinke das Briefaufkommen seit längerer Zeit stetig, etwa ein bis zwei Prozent pro Jahr. „Aber durch das Wachstum bei den Paketen brauchen wir dauerhaft mehr Leute.“ Die Verbundzustellung sei also keine Rationalisierungsmaßnahme, „es wird keiner rausgeschmissen.“
Wie der Ausbau der Verbundzustellung und der Umfang der Maßnahme umgesetzt werden kann, ist noch in Planung, sagt der Pressesprecher. Vermutlich wird es im Frühjahr 2023 zur Umstellung kommen, wovon die „allermeisten Kunden aber wohl nichts merken werden“, mutmaßt Ernzer. Die Zustellbezirke werden anders zugeschnitten, die Zeiten der Zustellungen werden sich auch ändern, wenn Paket und Brief künftig aus einer Hand kommen.
Vom Werler Briefzentrum an der Runtestraße aus wird den Menschen die Post des Zustellbezirks „59...“ gebracht. Rund eine Million Sendungen pro Tag werden dort bearbeitet. Werl ist eins von 82 Briefzentren in Deutschland. Rund 250 Menschen sind dort beschäftigt. Aber die Zahl der Briefe im Vergleich zum Paket sinkt immer weiter. 2010 waren es noch 21 pro Paket, 2020 noch 8. 2025 sollen es nur noch fünf sein: Es gebe Verschiebungen vom Brief zum Paket, bestätigt die Post. Also richtet sie auch die Briefzentren danach aus. Im Werler Briefzentrum waren auch früher schon warentragende Sendungen und kleinere Pakete mit bearbeitet worden, allerdings von Hand. Im Mai lag der Verbund von Paket- und Briefzustellung deutschlandweit bei 55 Prozent, aber gerade in Ballungszentren sei diese Lösung kaum leistbar. Im ländlichen Bereich, auch in den Werler Ortsteilen, arbeitet die Post schon im Verbund.