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Teil-Aus für die Stadtbusse wird geprüft: Umstieg auf Kleinbusse bei Bedarf

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Von: Gerald Bus

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Busse von Breitenbach fahren nicht nur im Stadtverkehr, sondern auch in der Region. Auf den Stadt-Linien werden Änderungen geprüft
Busse von Breitenbach fahren nicht nur im Stadtverkehr, sondern auch in der Region. Auf den Stadt-Linien werden Änderungen geprüft © bus_Bus, Gerald

Abschied von der „Linientreue“? Für den Stadtbusverkehr Werl gibt es Überlegungen einer Umstellung mit weit reichenden Folgen. Schon bald könnten außerhalb der Stoßzeiten im Schülerverkehr keine Stadtbusse mehr durch Werl kurven. Eine Alternative ist möglich. Sie nennt sich „On demand“-Verkehr: ein bestellbarer Kleinbus mit acht Sitzen.

Werl – Der fährt dann bei Bedarf, um von einer bestimmten Haltestelle zu einer anderen zu fahren, innerhalb der Stadt unter Einbezug der Ortsteile – aber unter Verzicht des Linien-Gedankens.

„Es ist noch ein ganz frühes Stadium der Prüfung“, sagt Nikolai Weber, Chef der Verkehrsgesellschaft Breitenbach, die die Stadtbus-Linien betreibt. Die Stadt habe eine entsprechende Anfrage gestellt, entschieden sei nichts. Aber er sagt auch: „Mittelfristig ist es in einem ländlichen Raum wie Werl eher wahrscheinlicher, dass es so kommt.“ Die Frage, wie das aufzuziehen wäre, steht aber im Raum. Und sie ist knifflig.

Der Öffentliche Personennahverkehr ist in Werl im Prinzip tot, die Busse fahren nur weiter, weil die Fahrer nun mal da sind.

Nikolai Weber, Geschäftsführer der VG Breitenbach

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Denn außerhalb der Stoßzeiten im Schülerverkehr kurven die Busse oftmals ganz leer oder nur mit Einzel-Fahrgästen durch die Stadt. Die großen Gefährte seien schwach frequentiert, „und sie fahren in Werl oft nur, weil der Fahrer eh da ist“, sagt Weber. Der Breitenbach-Chef sagt es deutlich: Eigentlich gebe es in Werl gar keine richtigen Stadtbusse, auch wenn das von Breitenbach so bezeichnet wird. Die Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sei in der Wallfahrtsstadt sehr gering, „in Werl ist das im Prinzip tot, die Busse fahren nur weiter, weil die Fahrer nun mal da sind“.

Schülerverkehr macht Umstieg knifflig

Aber das gilt eben nicht für den ebenfalls von Breitenbach bedienten Schülerverkehr. Von 6 bis 8 Uhr und 11 bis 16 Uhr seien massiv Schüler in den Bussen unterwegs, dann quillen sie über. Die sprichwörtliche „tote Hose“ herrscht in den Zwischenzeiten: Von 8 bis 11 und ab 16 Uhr bis Tagesende ist nichts los im Bus.

Da liegt auch das Problem, das Weber sieht, sollte eine Umstellung auf Kleinfahrzeuge in schwach genutzten Zeiten kommen: Die Busse gibt’s dann schließlich dennoch. Ein Umstieg auf Kleinbusse würde also zunächst zusätzliche Kosten verursachen – ein Nachteil. Allerdings fährt Breitenbach seit geraumer Zeit wegen fehlender Fahrer nur einen Notfahrplan. Dass für einen Achtsitzer ein Personenbeförderungsschein benötigt würde und kein Bus-Führerschein, könnte ein Schritt gegen den Personalmangel sein – ein Vorteil. „Es hängt also viel mit dran“, sagt der Breitenbach-Chef.

Grundsätzlich sieht Weber aber einen „Mehrwert“ im Bestellen eines Kleinbusses per Telefon oder App und macht das an einem Beispiel deutlich: Wer vom Justus-Liebig-Platz zum Kaufland per Stadtbus wolle, müsse am Bahnhof umsteigen: Oft genug aber sind die Schranken geschlossen, der Anschlussbus dann weg – „und dann steht man da“.

Kleinbus zu Bus-Tarif

Ein On-demand-Kleinbus würde durchfahren, zu Bus-Tarifen, von Haltestelle zu Haltestelle. Und auch, wer seinen Zug erreichen müsse, sei flexibler, wenn er den Kleinbus ordert. Natürlich würde das für Bürger eine Umstellung bedeuten, sagt Weber. „Aber Verlierer gibt es dabei nicht, nur Gewinner.“ Der Verkehr werden individueller, die Alternative „on demand“ (auf Bestellung) sei attraktiv.

Kreis-Ausschuss tagt zum Thema

Das Thema steht an diesem Donnerstag auch auf der Tagesordnung des Kreis-Ausschusses für Verkehr und Mobilität. Dort geht es um die „Stärkung der Mobilität im Kreis Soest“. In der Maßnahmenliste für 2023 taucht auch Werl auf mit dem „Ersatz der schwach nachgefragten Stadtbusses“ und einer Umsetzung im dritten Quartal des Jahres. Im Ausschuss geht es auch um die Finanzierung zusätzlicher Leistungen im ÖPNV. Pro Jahr will der Kreis dafür 500 000 Euro in den Haushalt des Kreises aufnehmen. Dabei gehe es auch um die Erreichung klimapolitischer Ziele.

Kurzfristig solle 2023 das On-Demand-Angebot „Helmo“ ausgedehnt werden und eine Verknüpfung des On-Demand-Verkehrs auch mit dem Schnellbuskonzept erfolgen. Heißt: Der Kreis übernimmt Teile der Mehrkosten, die durch die Umstellung auf bedarfsgesteuerte Verkehre entstehen.

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