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Unternehmen in Werl zieht Konsequenzen: Kein Taxi nach 23 Uhr

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Von: Klaus Bunte

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Mann an Auto
Karl Hermann Loster fehlt das Personal, um an Wochentagen auch nachts abrufbereit zu sein. © kb_Klaus Bunte

Es gibt nur wenige Branchen, in denen es als normal gilt, dass rund um die Uhr jemand im Einsatz ist. Rettungskräfte und Polizei etwa. Oder eben Taxifahrer. In Werl hingegen ist damit nun Schluss: Taxi Loster macht ab sofort sonntags bis donnerstags um 23 Uhr Feierabend.

Werl – „Mir fehlt das Personal“, begründet Karl Helmut Loster die Entscheidung. 22 Fahrer beschäftigt er, davon sind jedoch 15 Aushilfen, nur sieben sind fest angestellt. Loster: „Drei bis fünf Mitarbeiter mehr, dann wäre das alles kein Problem.“

Also zieht er die Reißleine und das bestehende Personal lieber zu den Hauptgeschäftszeiten zusammen, um dort die Nachfrage bedienen zu können. Ausnahmen sind freitags- und samstagabends, vor Feiertagen oder vor Festen. Wer aber zum Beispiel in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ein Taxi braucht, muss es frühzeitig bei ihm vorbestellen. „Aus den Nachbargemeinden bekommen Sie leider auch kein Taxi“, bedauert Loster, das habe die Erfahrung gezeigt.

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Damit verschärft sich die Werler Personenbeförderungsproblematik noch weiter. Denn schon lange ist Loster das letzte verbliebende Werler Taxiunternehmen. 2017 zog sein letzter Mitbewerber Uwe Ziegert final den Zündschlüssel seiner vier Fahrzeuge. Von da an waren auf Werls Straßen drei Taxen weniger unterwegs als zuvor. Loster übernahm einige von Ziegerts Mitarbeitern, meldete jedoch nur ein weiteres Fahrzeug an. Denn: Expandieren ist schwer in der Branche. Es mangelt chronisch an Fahrern: „Denn viel verdient man nicht, und die Arbeitszeiten sind alles andere als attraktiv. Auch der erhöhte Mindestlohn konnte an der Situation nichts ändern und die Bereitschaft erhöhen, nachts und am Wochenende zu fahren, Heiligabend und Silvester.“ Also gerade dann, wenn die anderen feiern und dann mehr denn je ein Taxi brauchen, weil sie selber nicht mehr fahrtüchtig sind.

Grundsätzlich könnten die eingeschränkten Fahrzeiten nun den Job attraktiver machen – wobei genau die sich wieder ändern dürften, wenn Loster neue Fahrer fände.

Dabei ist eine Hemmschwelle schon zum 1. August 2021 gefallen: Zu diesem Zeitpunkt wurde die Ortskundeprüfung abgeschafft. Taxifahrer müssen nicht mehr den ganzen Stadtplan im Kopf haben. Was in Werl noch überschaubar ist, ist in einer Großstadt eine kognitive Höchstleistung. Seither jedoch reicht das Navi, der von sich aus die schnellste Strecke ausspuckt.

Aber auch diese Erleichterung im theoretischen Gesetz brachte keine Erleichterung im praktischen Alltag. So bleibt nur, dem Kunden zu raten, vorausschauend zu planen.

Voraussetzungen für Taxifahrer

Wer Taxifahrer werden will, muss keine Ausbildung dazu machen, nur mindestens 21 Jahre alt sein und über eine Fahrerlaubnis in der Klasse B sowie mindestens zwei Jahre Fahrpraxis verfügen. Dann kann man einen Personenbeförderungsschein beantragen.

Weitere notwendige Dokumente hierzu sind ein gültiger Personalausweis, ein polizeiliches Führungszeugnis, eine Bescheinigung über körperliche und geistige Eignung, eine ärztliche Bescheinigung eines ausreichenden Sehvermögens sowie eine Bescheinigung über Funktions- und Leistungstests. Taxiunternehmer helfen gerne bei der Beantragung. Weitere Infos dazu gibt es beim Kreis Soest.

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