Dabei sei er „in keiner Weise“ Impfgegner und werde sich sofort impfen lassen, sobald von seiner Hausärztin das Signal kommt, dass der aus seiner Sicht geeignete Impfstoff vorliegt. Der Pfarrer bestätigt seinen Skepsis gegen die bislang verabreichten Impfstoffe gegen das Coronavirus. „Es kann doch nicht sein, dass wir alle in Impfstoffe getrieben werden, die ihren Zweck nicht erfüllen.“ Wulfestieg hält einen Totimpfstoff für vertrauenswürdiger auch bezüglich seiner eigenen Krankenakte: Der klassische Impfstoff mit komplett abgetöteten oder zumindest teilgetöteten Viren sei aus seiner Sicht der richtige für ihn.
Zugelassen sei der Impfstoff bereits, nun hoffe er auf zügige Verfügbarkeit und dass der Staat jenen Impfstoff zur Verfügung stellt. Dann könnte er wieder vollumfänglich arbeiten. Bis dahin muss er warten – und hoffen, dass seine Entscheidung die Kirchengemeinde nicht zu extrem belastet. Bislang zumindest spüre er keine Spaltung, Zoff oder Unverständnis, obwohl die Impfdiskussion um das Coronavirus so viel Sprengstoff hat. „Dieser Spaltpilz ist erschütternd.“
Christoph Lichterfeld, Vorsitzender des Presbyteriums, bestätigt die schwierige Situation in der Gemeinde, die aber durch das Einspringen der pensionierten Pfarrer Dagmar Zitzmann-Rausch und Norbert Ziegler kompensiert werden könne. „Der Betrieb unserer Kirchengemeinde ist also gesichert.“ Man habe die Gemeinde über den Stand der Dinge informiert, dass Wulfestieg bislang nicht immunisiert sei.
Grundsätzlich bemüht sich Lichterfeld um „Neutralität“, will die Entscheidung seines Pfarrer-Kollegen, sich bislang nicht impfen zu lassen, nicht werten. Nur so viel: „Ich halte die Entscheidung des Presbyteriums für richtig.“ Fakt sei aber auch, dass es bislang eben keine Impfpflicht gebe und es in der Entscheidung jedes Einzelnen liege, wie er verfährt. „Er hat das Recht, sich so zu entscheiden.“
In der Tat habe es aber die dringende Empfehlung der Landeskirche gegeben, nicht immunisierte Pfarrer nicht einzusetzen, „aus Fürsorge für ihn selbst, aber auch für die Gemeindeglieder“, sagt Lichterfeld. Also habe das Presbyterium Wulfestieg im Dezember freigestellt von Aufgaben, wo er Kontakt zu Menschen hat: Gottesdienste, Bestattungen, Geburtstagsbesuche, Konfirmandenunterricht. Sein Gehalt bekommt der Pfarrer aber weiter; so weit es geht, soll er von Zuhause aus arbeiten. Klar sei, dass sich die Sache hinziehen kann, das weiß Lichterfeld als Presbyteriums-Vorsitzender.
Er betont aber auch, „dass nichts zwischen uns steht“. Die Debatte spalte die Gemeinde nicht. „Warum sollte das auch so sein? Wir müssen damit leben“, sagt Christoph Lichterfeld. Die Gesellschaft sei in der Corona-Frage schon gespalten genug. „Irgendwann wird es eine andere Empfehlung der Landeskirche geben – oder Lutz Wulfestieg ist immunisiert“, hofft der Pfarrer. Letztlich sei aber nichts vorgefallen, dass der Amtskollege grundsätzlich kein Pfarrer mehr sein kann, „sondern nur, dass er seiner Arbeit derzeit nicht nachgehen darf.“ Das sei wie beim Führerschein, bei dem man vorübergehend mit einem Fahrverbot belegt werden könne – nur dass es sich um diesen Fall eher um ein „Pfarrverbot“ handelt.... Alle News zur Corona-Pandemie im Kreis Soest lesen Sie hier.