Forstleute pflanzen mehr als 26.000 Bäume

Nachwuchsarbeit im Akkord: Der Kommunalbetrieb Werl packt bei der Aufforstung mächtig an.
Werl – Alle eineinhalb Meter setzt Forstwirt Michael Neuhaus den Erdbohrer an, Forstwirtschaftsmeister Arne Krätzig und Azubi Jonas Stöppelmann lassen in jedes der Löcher ein kleines Bäumchen gleiten und treten die Erde um die jungen Rot-Erlen und Douglasien fest. Bis zum Mittag haben die drei so gut 1000 neue Bäume gepflanzt. Die Forstleute des Kommunalbetriebs leisten im Stadtwald in diesen Tagen Nachwuchsarbeit im Akkord.
33 000 neue Bäume pro Jahr – diese Zielvorgabe soll im vierten Jahr in Folge erfüllt werden. Der Großteil davon kommt im Frühjahr in die Erde, rund 6000 Bäume folgen im Herbst. „Die Bedingungen sind nach den Regenfällen in den vergangenen Wochen perfekt. Wir haben eine sehr gute Bodenfeuchte“, sagt Betriebsleiter Jürgen Staubach. Und wohl wissend, dass das der Durchschnitts-Werler nicht so gerne hören wird, fügt Staubach mit einem Lächeln hinzu: „Es wäre schon gut, wenn es nach dem Pflanzen bald noch mal Regen gibt.“
Eine schöne, aber erfüllende Schinderei
An diesem Morgen hat sich das Team des KBW eine etwa ein Hektar große Fläche nahe der Autobahn vorgenommen. Früher standen hier Fichten, bis Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer ihnen den Garaus gemacht haben. Nun pflanzt das KBW-Trio immer abwechselnd eine Reihe Douglasien und eine Reihe Rot-Erlen. Zwischen den Reihen bleibt jeweils zwei Meter Platz, um die Pflege der Kulturen und später die Holzernte zu erleichtern. An den Rändern kommen noch Esskastanien und Wildkirschen hinzu. Insgesamt rund 3000 junge Bäume.
Eine ganz schöne Schinderei, aber eine durchaus erfüllende, finden die Forstarbeiter: „Wenn wir nächster Jahr wiederkommen und alles ist grün, haben wir alles richtig gemacht“, sagt Krätzig. Und Azubi Stöppelmann, bereits im dritten Jahr seiner Ausbildung, hat seine Berufswahl bislang nicht bereut: „Man sieht auf jeden Fall, was man geschafft hat. Ich könnte mir nicht vorstellen, den ganzen Tag auf einem Stuhl im Büro zu sitzen.“ Das Arbeiten im Team und an der frischen Luft mache ihm Spaß, sagt der 18-Jährige. Und gerade beim Pflanzen junger Bäume komme das Gefühl hinzu, mit Blick in die Zukunft etwas Sinnvolles zu tun.
Doch die Arbeit fängt nicht mit dem Pflanzen an und sie hört nicht mit dem Pflanzen auf. Im Vorfeld musste die Fläche bereits vom sogenannten Schlagabraum, zum Beispiel dem alten Kronenholz, befreit und gemulcht werden. Und wenn die Bäume nach dem Pflanzen sich selbst überlassen blieben, hätten sie gegen die wuchernden Brombeeren keine Chance. „Schon im Herbst wäre hier alles überwuchert“, sagt Staubach. Der gute Bördeboden biete den Brombeeren zu gute Bedingungen. Die ersten drei Jahre fährt deshalb zweimal im Jahr die Mähraupe durch die Reihen.
Neuer Wald soll besser für zukünftige Herausforderungen gewappnet sein

Auch wegen der aufwendigen Pflege ist das Aufforsten eine teure Angelegenheit. Etwa 10 000 Euro pro Hektar müssen man an Investition rechnen, bis der Baumnachwuchs aus dem Gröbsten heraus ist, erläutert Staubach.
In diesem Frühjahr sollen innerhalb von zwei Wochen zehn bis zwölf Hektar aufgeforstet werden, verteilt über den gesamten Wald. Größere Flächen befinden sich am Oevinghauser Hang und an der B63 Richtung Wickede, kleinere nahe dem früheren Camp-Gelände, am Golfplatz und eben in der Nähe der A445.
Neben Douglasie, Rot-Erle, Esskastanie und Wildkirsche setzt der Kommunalbetrieb beim Aufforsten auch auf Arten wie Stiel- und Rot-Eichen, Hainbuchen und Küstentannen.

Staubach hofft, dass der „neue Wald“, den Herausforderungen der Zukunft besser gewachsen ist. Positive Indizien gibt es. Zum Beispiel Douglasien, die vereinzelt schon vor 60 Jahren im Stadtwald gepflanzt wurden und sich – anders als die meisten Fichten – auch heute noch bester Gesundheit erfreuen. Und noch etwas macht Hoffnung: Trotz der zum Teil langen Trockenperioden habe das Aufforsten in den zurückliegenden drei Jahren bislang gut funktioniert, sagt Staubach. Zumindest in den entscheidenden Momenten nach dem Anpflanzen habe man doch meist Glück mit den Niederschlägen gehabt. Die Ausfallquoten bei den neuen Pflanzen lägen im Schnitt unterhalb von zehn Prozent.
Noch gute zwei Jahre lang will der Kommunalbetrieb die derzeitige Schlagzahl beim Aufforsten halten, dann wären die größten Wunden im Wald mit jungen Bäumen geschlossen.
