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Nach Zwangsevakuierung: MVGM bittet Mieter von Horror-Wohnungen um Geduld

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Von: Dominik Maaß

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Vermutlich waren es Mieter, die auf diesem Schild ihre Erlebnisse der vergangenen Monate in einem Wort zusammengefasst haben.
Vermutlich waren es Mieter, die auf diesem Schild ihre Erlebnisse der vergangenen Monate in einem Wort zusammengefasst haben. © Maaß, Dominik

Die Reparaturen sollen kommen, doch die Mieter müssen sich weiterhin gedulden. Nachdem MVGM die Wohnungen von Belvona in Werl übernommen hat, werden Schäden zusammengetragen.

Werl – Einen Monat ist es her, dass MVGM die Verwaltung der Häuser im Wohnpark Melsterberg vom umstrittenen Vorgänger Belvona übernommen hat. Viel hat sich für die Mieter seitdem nicht verändert. Immer noch warten viele auf die Beseitigung diverser Mängel in ihren Wohnungen. MVGM verweist auf die Versäumnisse des Vorgängers, bittet um Geduld und will „schnellstmöglich“ handeln.

Zwei Familien aus einem Haus an der Droste-Hülshoff-Straße warten bereits seit einem halben Jahr darauf, dass die Wasserzufuhr für ihre Küchen und Gästetoiletten repariert wird. Auch vom neuen Verwalter haben sie noch keine Rückmeldung bekommen. Auf Anfrage unserer Redaktion teilte Anke Sostmann für das Unternehmen mit, dass der konkrete Schaden in einem Fall bekannt sei und die Reparatur beauftragt. Im Fall der zweiten Familie „wird nun nachgehakt“. Die Schadensmeldung habe MVGM noch nicht vorgelegen.

Dokumentationen über Zustand einzelner Wohnungen liegen nicht vor

Die generelle Entwicklung des Quartiers sei dem Eigentümer und MVGM „sehr wichtig“. MVGM könne aber nur Aussagen zu Wohnungsschäden treffen, die auch angezeigt wurden.

„Sie müssen verstehen, dass es vom Vorverwalter keine Übergabe gab, es liegen keine Dokumentationen über den Zustand einzelner Wohnungen vor“, schreibt Sostmann. „Das muss jetzt in Detailarbeit eruiert werden, alle Mieter sollten sich bei Mängeln in ihren Wohnungen an MVGM richten.“

Erste Begehungen haben stattgefunden: Jeden Tag neue Erkenntnisse

In vielen weiteren Wohnungen im Quartier gibt es Mängel wie unsachgemäß installierte Rohre, defekte Fenster und Schimmelbefall. So bestätigt MVGM: „Es ist richtig, dass in einigen Objekten vermutlich die Stränge (Fallleitungen, Frischwasserzufuhr, Heizungswasser) saniert oder ganz erneuert werden müssen. Hierzu haben Begehungen stattgefunden.“

Über die Zeitschiene für die erforderlichen Arbeiten lasse sich leider noch nichts Konkretes sagen: „Täglich prasseln bei MVGM neue Erkenntnisse über den teilweise schlimmen Zustand einzelner Einheiten ein“, so Sostmann.

Im geräumten Hochhaus fehlen diverse Fensterflügel, Tauben fliegen ein und aus.
Im geräumten Hochhaus fehlen diverse Fensterflügel, Tauben fliegen ein und aus. © Maaß, Dominik

Reparaturen schnellstmöglich beauftragen: Vieles geht nicht von heute auf morgen

Es gehe jetzt darum, Reparaturmaßnahmen und die notwendige Instandsetzungen „zu sinnvollen Paketen zusammenzuführen“ und „schnellstmöglich zu beauftragen“.

Mit Blick auf Vorgängerunternehmen Belvona schreibt die MVGM-Sprecherin: „All das ist in der Vergangenheit nicht passiert.“ Gerade bei Schimmelbefall sei es wichtig, der Ursache auf den Grund zu gehen und nicht einfach nur den Schimmel zu entfernen und zu überstreichen. „So leid es uns tut, aber das geht leider nicht von heute auf morgen. Wir brauchen nachhaltige und dauerhafte Lösungen, um den Menschen vor Ort einen adäquaten und ansprechenden Wohnraum zu bieten.“

Skepsis bei Mietern ist hoch: MVGM hat viele Belvona-Wohnungen übernommen

Nach den Erlebnissen der vergangenen Monate – zum Teil Jahre – ist die Skepsis bei vielen Mietern weiter hoch. Verständnis dafür, dass nun nicht alle Mängel auf einmal behoben werden können, ist durchaus da. MVGM hat deutschlandweit 6000 ehemalige Belvona-Wohnungen übernommen – mit ganz ähnlichen Vorgeschichten wie in Werl.

Doch der zumindest augenscheinliche Stillstand im Quartier nährt die Sorgen der Mieter. Nach dem Entrümpeln der zwangsgeräumten Häuser und einigen Sicherungsmaßnahmen an den Gebäuden, habe sich gar nichts mehr getan, habe sich auch niemand mehr vor Ort blicken lassen.

Mangelnde Erreichbarkeit: Erste Mieter beschweren sich

Und positive Erfahrungen mit MVGM, die diesen Sorgen entgegenwirken könnten, gibt es (noch) nicht. Im Gegenteil: Die ersten Mieter beschweren sich bereits über die mangelnde Erreichbarkeit. So zum Beispiel eine Frau, die am Donnerstag über den erneuten Ausfall der Heizung in zwei Häusern am Weberanger klagte.

Ständig lande man nur in der Warteschleife – alle Mitarbeiter seien im Gespräch. In Sorge, über die Feiertage nicht warm duschen zu können und im Kalten zu sitzen, wandte sie sich schließlich an die Stadtverwaltung. Dort habe man ihr immerhin versprochen, sich zu kümmern.

Werbetafeln wurden abgenommen: Hoffnung auf Ende des Horrors

Mit besonderem Argwohn nahmen Mieter in Werl auch zur Kenntnis, dass MVGM weiter auf den Hausmeister-Service Prodomus setzt. Dieser ist schließlich Teil der Belvona-Gruppe und damit für viele nicht Lösung, sondern Teil der bisherigen Probleme. Die Antwort auf die Frage, warum MVGM Prodomus beauftragt hat, steht noch aus.

Zumindest ein Ärgernis sind die Mieter los: Die Belvona-Werbetafeln, die „bezahlbaren Luxus“ und „schöner Wohnen“ versprachen, wurden inzwischen abgenommen. Nur das Namensschild „Wohnpark Melsterberg“ ist noch da. Unbekannte haben es mit dem Wort „Horror“ überschmiert. Seit dem Wechsel des Verwalters gibt es an der Droste-Hülshoff-Straße zumindest wieder die Hoffnung, dass dieser bald ein Ende findet.

Sanierung des Schimmel-Hochhauses: Mehraufwand droht

Die seit Monaten zunehmenden Schadensmeldungen in den Belvona-Häusern fanden Anfang des Jahres ihren Höhepunkt mit der Zwangsräumung des Hochhauses und eines weiteren Mehrfamilienhauses an der Droste-Hülshoff-Straße. Der Besitzer der Gebäude, die „Silver Wohnen 2 GmbH“, hinter der der milliardenschwere Vermögensverwalter Brookfield steht, hat zugesagt, die Gebäude zu sanieren. Verwalter MVGM teilte nun auf Anfrage mit, dass die Aufträge zur Dachsanierung des Hochhauses bereits erteilt seien. Durch das undichte Dach war es über einen längeren Zeitraum zu einem massiven Wassereintritt ins Gebäude gekommen. Ganze Wände sind von Schimmel überwuchert. Mehrere Fensterflügel fehlen und Tauben flattern ein und aus. „Genaue Angaben zur Fertigstellung sind leider schwierig zu treffen, da an der Sanierung verschiedene Gewerke beteiligt sind“, schreibt Anke Sostmann für MVGM. Das Unternehmen geht aber von einer Fertigstellung im Mai oder Juni aus. Auch die Sanierung der Wohnungen sei ausgeschrieben, so Sostmann. „Leider hat sich bei der Mängelaufnahme vor Ort ergeben, dass noch erhebliche sonstige Maßnahmen im Bereich der Balkone und der Fassade hinzukommen könnten.“ Auch für die Sanierung des Mehrfamilienhauses seien die Arbeiten ausgeschrieben und zum Teil vergeben. Zum Zeitpunkt eines Wiederbezugs äußert sich MVGM nicht.

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