Wie die Türen und Stahlgitter vor den alten Toiletten in das neue Graffiti-Kunstwerk mit eingearbeitet werden können, überlegt der Saline-Verein noch. Bisher sind die nämlich noch beschmiert.
Man ist froh, dass bei der Umsetzung so viele an einem Strang gezogen haben.
Eine Werler Malerfirma machte die Grundierung der Außenwände und die Stadt legte rund um die Siedehütte eine Schotterumrandung an, um die Wände gegen aufsteigende Feuchtigkeit zu schützen. Ein Anfang: Schließlich hat der Saline-Verein große Pläne für die Siedehütte. Die Innenmodernisierung steht noch aus, auch die Holzelemente an der Fassade sollen aufgearbeitet werden: So soll die Siedehütte bald auch für private Feiern, Hochzeiten und Co. vermietet werden. Diese Woche waren nun aber erst einmal die Profi-Sprayer da.
Damit die arbeiten können und deren Arbeit auch für Kurpark-Besucher sichtbar ist, wurden die Böschungen rund um die Siedehütte zurückgeschnitten. Mit mehreren Koffern voll mit Spraydosen und Material hatten diese seit vergangenem Dienstag viel zu tun.
Eiskalt war es in der vergangenen Woche. Schlecht für die Sprayer. Eigentlich sollte die Grundfarbe gestrichen werden, spontan musste sie aber gesprüht werden. „Weil die Wasserkristalle in der normalen Farbe sonst gefrieren und platzen“, so die Experten.
Für Roger Berndt, Kai David und Fabian Brückner von „More than words“ aus Dortmund war es eine Rückkehr in die Hellwegstadt: Neben verschiedenen Stromkästen ist es vor allem das Riesen-Graffiti an der Schwimmbad-Fassade, das in Werl schon ihre Handschrift trägt.
Auf der blauen-grauen Grundfarbe, für die sich der Verein mehrheitlich entschieden hat, entstanden Motive, die die Salzgeschichte der Stadt von ihren Anfängen bis heute zeigt. Eine Auswahl: Von einem Salzsieder über das Kollegialwappen der Erbsälzer bis hin zu den Weißdornen, die die Sole im Gradierwerk konzentrieren, gibt es viel zu sehen.
Ein Salzsack mit Logo und Salzkristallen soll die heutige Arbeit des Vereins betonen. Höhepunkt: Auf der Südseite des Gebäudes, in Richtung des Wiener Hofes, strahlt ein neues Postkartenmotiv. „Gruß aus Werl“ steht in großen Lettern neben einer farbintensiven Darstellung des Gradierwerks und des alten Kurhauses. Auch der Schutzpatron der Erbsälzer, der Heilige Michael, ist zu finden. Die Motive „zeigen die geschichtliche Entwicklung“, so Prünte. Eine neue Art des Museumsrundgangs, der auch Schulkassen locken soll. Statt Kreide und Geschichtsbuch gelte es jetzt, die Stadtgeschichte im Kurpark zu beleben. Alle Beteiligten hoffen, dass es bei dem Profi-Graffiti bleibt. Es gebe einen Ehrenkodex unter Sprayern, qualitative Bilder nicht zu „übersprayen“.
„Wir wollen das Siedehaus stärker in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit rücken“, sagt Saline-Vereinsvorsitzender Michael Prünte. Unter anderem auf dem großen Salzsack an der Rückseite des Gebäudes finden Betrachter das Vereinslogo. „Wir wollen als Autor zu erkennen sein.“ Das Logo spiegele das Ziel des Vereins wieder, sich weiterhin für die „Marke Salz in Werl einzusetzen“,erklärt Prünte.
„Bis du so malen kannst, vergehen 15 Jahre.“Der Berliner Roger Berndt ist mit der Arbeit des Sprayer-Teams zufrieden. Er hat schon im ganzen Land gesprüht. Zum Beispiel an Hochhäusern in seiner Heimatstadt, jetzt im Werler Kurpark: Das sei eine ruhige und schöne Atmosphäre. Lange hatten die Layouter vorher überlegt, wie man wo welche Motive anordnet. Was er da an die Siederhütte sprayt, hat auch Berndt erst vor Ort durchschaut. Vorher fehlte die Zeit. „Es ist schön, im Laufe der Arbeiten die Geschichte zu verstehen.“
Viele interessierte Werler schauten sich die Arbeiten am Freitag an. Fragen zu den Motiven konnten von den Vereinsmitgliedern direkt beantwortet werden. So auch bei Barbara Wenzel und Marlene Riesing. Sie wohnen direkt am Kurpark und wussten, dass etwas in der Richtung entstehen soll. Jetzt seien sie dennoch „überrascht, wie gut es aussieht. Hoffentlich wird es nicht beschmiert.“