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Nach Vandalismus: Profi-Graffiti zieren Siedehütte

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Von: Fabian Neuenzeit

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Nur für’s Foto die Spraydose in der Hand: Thomas Biewer (von rechts), Thomas Grümme und Michael Prünte aus dem Vorstand des Saline-Vereins überlassen die Arbeit lieber Graffiti-Artist Roger Berndt aus Berlin (links) und seinen Kollegen von „More than words“ aus Dortmund.
Nur für’s Foto die Spraydose in der Hand: Thomas Biewer (von rechts), Thomas Grümme und Michael Prünte aus dem Vorstand des Saline-Vereins überlassen die Arbeit lieber Graffiti-Artist Roger Berndt aus Berlin (links) und seinen Kollegen von „More than words“ aus Dortmund. © Fabian Neuenzeit

Es war eine Woche, in der die Werler Salzgeschichte zum Glänzen gebracht wurde. Nicht nur die Eiskristalle am wegen den eisigen Temperaturen abgeschalteten Gradierwerk. Auf der anderen Seite des Salzbachs im Kurpark machte sich eine Gruppe Profi-Sprayer an die Arbeit, die Siedehütte in ein riesiges Kunstwerk, das nicht Teil davon, sondern selbst ein Museumsrundgang ist, zu verwandeln.

Werl - Am Freitag machten sich Kurparkbesucher und der Saline-Verein ein Bild von den Arbeiten. Dessen Vorsitzender Michael Prünte zeigte sich „hocherfreut, dass das Werk endlich umgesetzt wird“. Viel Zeit blieb nämlich nicht mehr: Finanziert wird das Projekt neben Spenden und dem Heimatpreis-Preisgeld auch mit Geldern vom NRW-Förderprogramm „Heimat-Scheck“. Das musste bis spätestens Ende dieses Jahres verwendet sein.

Nun hat die Siedehütte ihr neues Outfit. Das war langersehnt: Schmierereien und Vandalismus machten vor allem die Rückseite des Gebäudes zu einem unliebsamen Schandfleck. Das ist nun Vergangenheit, genauso wie die Toiletten hinten in der Siedehütte. Mit der Eröffnung der neuen Toilettenanlage am Kurparkteich wurden sie geschlossen. Bald werden die Räume zu einem Lagerraum umgebaut, den die Kurparkgärtner vom KBW nutzen.

Wie die Türen und Stahlgitter vor den alten Toiletten in das neue Graffiti-Kunstwerk mit eingearbeitet werden können, überlegt der Saline-Verein noch. Bisher sind die nämlich noch beschmiert.

Man ist froh, dass bei der Umsetzung so viele an einem Strang gezogen haben.

Mehrere Koffer voll mit Spraydosen

Eine Werler Malerfirma machte die Grundierung der Außenwände und die Stadt legte rund um die Siedehütte eine Schotterumrandung an, um die Wände gegen aufsteigende Feuchtigkeit zu schützen. Ein Anfang: Schließlich hat der Saline-Verein große Pläne für die Siedehütte. Die Innenmodernisierung steht noch aus, auch die Holzelemente an der Fassade sollen aufgearbeitet werden: So soll die Siedehütte bald auch für private Feiern, Hochzeiten und Co. vermietet werden. Diese Woche waren nun aber erst einmal die Profi-Sprayer da.

Früher Schandfleck, jetzt Fläche für Salz-Kunst: Die Rückseite der Siedehütte.
Früher Schandfleck, jetzt Fläche für Salz-Kunst: Die Rückseite der Siedehütte. © Fabian Neuenzeit

Damit die arbeiten können und deren Arbeit auch für Kurpark-Besucher sichtbar ist, wurden die Böschungen rund um die Siedehütte zurückgeschnitten. Mit mehreren Koffern voll mit Spraydosen und Material hatten diese seit vergangenem Dienstag viel zu tun.

Eiskalt war es in der vergangenen Woche. Schlecht für die Sprayer. Eigentlich sollte die Grundfarbe gestrichen werden, spontan musste sie aber gesprüht werden. „Weil die Wasserkristalle in der normalen Farbe sonst gefrieren und platzen“, so die Experten.

Für Roger Berndt, Kai David und Fabian Brückner von „More than words“ aus Dortmund war es eine Rückkehr in die Hellwegstadt: Neben verschiedenen Stromkästen ist es vor allem das Riesen-Graffiti an der Schwimmbad-Fassade, das in Werl schon ihre Handschrift trägt.

Auf der blauen-grauen Grundfarbe, für die sich der Verein mehrheitlich entschieden hat, entstanden Motive, die die Salzgeschichte der Stadt von ihren Anfängen bis heute zeigt. Eine Auswahl: Von einem Salzsieder über das Kollegialwappen der Erbsälzer bis hin zu den Weißdornen, die die Sole im Gradierwerk konzentrieren, gibt es viel zu sehen.

Ehrenkodex unter Sprayern

Ein Salzsack mit Logo und Salzkristallen soll die heutige Arbeit des Vereins betonen. Höhepunkt: Auf der Südseite des Gebäudes, in Richtung des Wiener Hofes, strahlt ein neues Postkartenmotiv. „Gruß aus Werl“ steht in großen Lettern neben einer farbintensiven Darstellung des Gradierwerks und des alten Kurhauses. Auch der Schutzpatron der Erbsälzer, der Heilige Michael, ist zu finden. Die Motive „zeigen die geschichtliche Entwicklung“, so Prünte. Eine neue Art des Museumsrundgangs, der auch Schulkassen locken soll. Statt Kreide und Geschichtsbuch gelte es jetzt, die Stadtgeschichte im Kurpark zu beleben. Alle Beteiligten hoffen, dass es bei dem Profi-Graffiti bleibt. Es gebe einen Ehrenkodex unter Sprayern, qualitative Bilder nicht zu „übersprayen“.

Das sagt der Verein

„Wir wollen das Siedehaus stärker in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit rücken“, sagt Saline-Vereinsvorsitzender Michael Prünte. Unter anderem auf dem großen Salzsack an der Rückseite des Gebäudes finden Betrachter das Vereinslogo. „Wir wollen als Autor zu erkennen sein.“ Das Logo spiegele das Ziel des Vereins wieder, sich weiterhin für die „Marke Salz in Werl einzusetzen“,erklärt Prünte.

Das sagt der Profi-Sprayer

„Bis du so malen kannst, vergehen 15 Jahre.“Der Berliner Roger Berndt ist mit der Arbeit des Sprayer-Teams zufrieden. Er hat schon im ganzen Land gesprüht. Zum Beispiel an Hochhäusern in seiner Heimatstadt, jetzt im Werler Kurpark: Das sei eine ruhige und schöne Atmosphäre. Lange hatten die Layouter vorher überlegt, wie man wo welche Motive anordnet. Was er da an die Siederhütte sprayt, hat auch Berndt erst vor Ort durchschaut. Vorher fehlte die Zeit. „Es ist schön, im Laufe der Arbeiten die Geschichte zu verstehen.“

Das sagen die Parkbesucher

Viele interessierte Werler schauten sich die Arbeiten am Freitag an. Fragen zu den Motiven konnten von den Vereinsmitgliedern direkt beantwortet werden. So auch bei Barbara Wenzel und Marlene Riesing. Sie wohnen direkt am Kurpark und wussten, dass etwas in der Richtung entstehen soll. Jetzt seien sie dennoch „überrascht, wie gut es aussieht. Hoffentlich wird es nicht beschmiert.“

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