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Aufatmen bei „Brittas Gemüsekiste“ nach Ölunfall: Betrieb ist „sauber“

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Von: Gerald Bus

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Banges Warten hat ein Ende: Britta Berens und ihre „Gemüsekiste“ sind sauber.
Banges Warten hat ein Ende: Britta Berens und ihre „Gemüsekiste“ sind sauber. © Gerald Bus

Eigentlich will sie nur ihre Gemüsekisten vollpacken und verkaufen – aber derzeit ist die Kiste eher verfahren für Britta Berens, sprichwörtlich: Denn nach einem Ölunfall direkt vor ihrer Haustür in Oberbergstraße hatte die Betreiberin von „Brittas Gemüsekiste“ nun erst mal auch abseits der Beete alle Hände voll zu tun – und durchlebte eine vorgezogene „Saure-Gurken-Zeit“.

Werl/Oberbergstraße – Am 18. Februar war ein Fahrzeugführer im Oberbergstraßer Außenbereich mit einem Gespann unterwegs gewesen. Ein 1 000 Liter fassender Kanister, mit Heizöl beladen, kippte in der Straße „Auf der Vöhde“ vom Anhänger.

Dabei liefen zwischen 500 und 700 Liter Öl aus. Eine Umweltsauerei, die für den kleinen Betrieb von Britta Berens weitere Folgen hatte. „Wir wollten eigentlich am Sonntag drauf mit der Werbung für die kommende Saison starten“, sagt sie. Aber der Unfall vor der Tür machte einen Strich durch die Rechnung. Denn altes Heizöl und frisches Gemüse – das ist in der Kombination keine gute Werbung. Auch, wenn beides nicht in Kontakt kam, „das Öl vor allem in die Bereiche der anderen Straßenseite gelangte“, wie Britta Berens sagt.

Um auf der ganz sicheren Seite zu sein und auch womöglich verunsicherte Kunden zu beruhigen, sollte ein Gutachten zur Klärung her, ob die Öl-Havarie sich irgendwie auf die landwirtschaftlich genutzten Fläche und damit den Betrieb „Brittas Gemüsekiste“ ausgewirkt hat oder noch auswirken wird.

Beeinflussungen im Bereich des Grünstreifens sowie auf dem Grundstück der Familie Berens lassen sich nicht erkennen. Aus gutachterlicher Sicht kann die Fläche der Familie Berens somit uneingeschränkt genutzt werden.

 Aus dem Gutachten der „Umweltlabor ACB GmbH“

Mehrere Bodenproben im Bereich zwischen der Straße und der grundstückstrennenden Hecke sowie hinter der Hecke auf dem Grundstück der Familie Berens wurden gezogen. Ergebnis der „Umweltlabor ACB GmbH“ aus Münster: „Beeinflussungen im Bereich des Grünstreifens sowie auf dem Grundstück der Familie Berens lassen sich nicht erkennen. Aus gutachterlicher Sicht kann die Fläche der Familie Berens somit uneingeschränkt genutzt werden.“

Bei dem Unfall war Heizöl aus einem Behälter auf die Straße und die angrenzenden unversiegelten Bereiche „im Wesentlichen im Westen der Straße gelangt“, so die Gutachter. Die angrenzende Fläche von Familie Berens liegt hingegen östlich der Straße „Auf der Vöhde“.

Die Vegetation im Bereich der trennenden Hecke und die Grasnarbe hätten keine optisch erkennbaren Veränderungen gezeigt, so das Umweltbüro. „Üblicherweise ist bei einem Vorhandensein von Heizöl auf Pflanzen eine schnelle Braunfärbung und ein Absterben der Pflanzen zu erkennen“, heißt es in der Expertise, die unserer Redaktion vorliegt.

Nach Ölunfall: Bodenproben in bis zu 1,10 Metern Tiefe

Die Bodenproben wurden sowohl oberflächennah, als auch bis zu 1,1 Metern Tiefe gezogen. Die entnommenen Proben wiesen „keine geruchlichen Auffälligkeiten auf, die auf Beeinflussungen mit Mineralölkohlenwasserstoffen bzw. leichtflüchtigen aromatischen Kohlenwasserstoffen hindeuteten“, attestiert das Gutachterbüro.

Das Gutachten geht der Unternehmerin aus Oberbergstraße sprichwörtlich runter wie Öl: „Nun haben wir die Gewissheit, dass wirklich nichts passiert ist.“

„Brittas Gemüsekiste“ geht damit also etwas verspätet in die dritte Saison. Kunden können in der 30-wöchigen Saison immer donnerstags eine Abo-Kiste mit sechs bis acht Kulturen abholen, für alle Kunden gibt es die gleichen Produkte, immer die Saisonware, über 50 Sorten. 40 Kunden hatte das kleine Unternehmen nach dem „guten Start“, es soll noch etwas weiter ausgebaut werden. Auf 5 000 Quadratmeter Fläche verteilen sich die Anbauflächen vor Ort, die reine Beetfläche beträgt 800 Quadratmeter. „Wir nutzen keine Chemie“, sagt Britta Berens.

Nach Ölunfall: Verunsicherung bei Kunden

Als der Unfall mit dem Fahrzeuggespann geschah, waren viele der Feldfrüchte schon in der Erde. „Der Schreck war groß, als immer mehr Feuerwehrwagen vorfuhren“, erinnert sich Michael Berens an den Unfalltag. Die Sorge, dass der eigene Betrieb kontaminiert worden sein könnte, war schnell da – aber galt auch ebenso schnell als unwahrscheinlich. „Aber wir haben auf ein Gutachten gepocht“, sagt Michael Berens. Schließlich war die Verunsicherung bei den Kunden schnell spürbar. „Jetzt können wir ihnen schwarz auf weiß zeigen, dass alles in Ordnung und rückstandsfrei ist.“ Vertrauen in die Ware ist schließlich das A und O.

Den entstandenen Schaden kann Familie Berens noch nicht beziffern. Sie hoffen, dass die Straße bald wieder frei ist, sodass die Kunden zum Start der Saison am 13. April vorfahren können – und dann auch die Radler, die gern mal Pause an dem Hof machen, um Produkte zu erwerben.

Nachbar hat sein Carport verloren

Nach dem Unfall im Außenbereich von Oberbergstraße am 18. Februar sind die Sanierungsarbeiten zur Beseitigung des Umweltschadens noch immer nicht abgeschlossen. Die Bodensanierung ist mittlerweile angelaufen, viel Erdreich abgetragen worden. Ein Nachbar habe sein Carport dadurch verloren, so heißt es. Ein 1 000 Liter fassender Kanister mit Heizöl war beim Transport von einem Anhänger gerutscht. Gegen den Unfallfahrer hatte die Polizei ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen fehlender Ladungssicherung eingeleitet, zudem gab es Ermittlungen wegen eines Umweltdelikts durch die Verunreinigung. Offenbar hatte der Fahrer zunächst selber versucht, mit einem Besen das Malheur zu beseitigen. Dies gelang ihm aber nicht, weil das Ausmaß zu groß war. Weil er sich danach zunächst vom Unfallort entfernt hatte, stand schon früh auch eine Anzeige wegen Fahrerflucht im Raum. Die Ermittlungen seien aber zuletzt nicht weiter verfolgt worden, hatte die Polizei Anfang März mitgeteilt. Feuerwehr, Polizei und Umweltbehörden hatten beim Gefahrgut-Einsatz versucht, die Umweltverschmutzung so weit wie möglich einzudämmen. Auch die gesamte Fahrbahn war voller Öl, das von dort in den Graben neben der Straße und in eine Baugrube gelaufen war – es verteilte sich letztlich auf rund 100 Metern.

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