Minister schweigt zum Weiterbau der A 445: Betroffene sind verunsichert

Der Lückenschluss zwischen Werl und Hamm steht noch aus. Doch das Bundesverkehrsministerium schweigt zum Weiterbau der A 445. Gelassenheit beim Ortsvorsteher und Protest bei der Bürgerinitiative.
Werl – Der Ortsvorsteher demonstriert noch Gelassenheit, die anderen demonstrieren alles andere als gelassen gegen den Weiterbau der A 445 – und niemand weiß, ob und wie es nun weitergeht mit der jahrzehntelangen Planung zum acht Kilometer langen „Lückenschluss“ zwischen Werl und Hamm.
Auch und vor allem, weil das Bundesverkehrsministerium keine Antworten liefert auf die Frage, inwieweit die baureife A 445 betroffen ist vom Maßnahmenpaket der Regierung.
Weiterbau A 445: Das sagt der Ortsvorsteher
Hilbecks Ortsvorsteher Karl-Wilhelm Westervoß spricht von „Unsicherheit“ im Dorf. „Ich weiß auch nicht, was ist“, räumt der Christdemokrat ein, der deswegen den Landtagsabgeordneten Heinrich Frieling und den Bundestagsabgeordneten Hans-Jürgen Thies eingeschaltet hat, beide allerdings als CDU-Leute nicht in Regierungsverantwortung im Bund.
Sie sollen gleichwohl herausfinden, wie es um den Autobahnbau denn nun bestellt ist. Thies habe dazu eine Anfrage beim Verkehrsministerium in Berlin laufen, eine Antwort steht aber noch aus.
Westervoß glaubt aber an den Weiterbau – weil nicht sein kann, was nicht sein darf: „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieses Projekt noch kippen kann – so viel Unvernunft kann es in diesem Land nicht geben“, sagt der Mann, der von je her zu den Verfechtern des A-445-Weiterbaus gehört.

„Es gibt keine Alternative“: Hilbeck profitiert vom Bau der Autobahn
Er betont: „Es gibt keine Alternative.“ Letztlich komme der Lückenschluss ja nicht, um Hilbeck zu entlasten, sondern um Ausweichstrecken und eine direkte Verknüpfung von der A 44 zur A 2 zu haben – davon profitiere aber das Dorf. Es seien bereits etliche Millionen Euro in die Planung gepumpt worden, das Thema Ausgleichsflächen und Flurbereinigung weit gediehen.
„Eigentlich ist alles abgeschlossen bis auf die beklagten Punkte“, sagt der Ortsvorsteher mit Blick auf die aktuell ruhende Klage gegen das Vorhaben beim Bundesverwaltungsgericht. Der Hilbecker betont: „Ich bin fest überzeugt, dass die Autobahn gebaut wird.“
Weiterbau A 445: Bürgerinitiative findet Lückenschluss unnötig
Das sieht die Bürgerinitiative „StoppT A445“ komplett anders – weil der Lückenschluss aus ihrer Sicht unnötig ist. „Die östliche Umfahrung der A1 scheint Geschichte“, titelt die Initiative eine Pressemitteilung – und verweist auf die unklare Entwicklung des mit der A 445 zusammenhängenden Baus der A 46, die „in den Sternen“ stehe.
In einer Sache besteht Einigkeit mit dem Ortsvorsteher: Niemand wolle die A 445 bauen, um Hilbeck zu entlasten. Dafür gebe es preiswertere und schneller umsetzbare Maßnahmen als eine neue Autobahn. Nein, „die A 445 sollte ursprünglich gebaut werden, um in Verbindung mit der (noch zu planenden und zu bauenden) A 46 eine östliche Umfahrung der A1 zu haben“, argumentiert die Bürgerinitiative.

Kommunen lehnen Bau ab: Keine hohe Priorität beim Bund
Aber Kommunen wie Arnsberg oder Ense würden den Bau auf ihrem Gebiet ablehnen, das Land NRW fokussiere „sinnvoller Weise“ seine Planungskapazitäten auf die Sanierung des vorhandenen und maroden Straßennetzes – „und auch der Bund scheint dem Bau der A 46 keine hohe Priorität mehr beizumessen, denn das Projekt hat es nicht auf die jüngst im Koalitionsausschuss vereinbarte Liste der 144 beschleunigt zu planenden Projekte geschafft“, schreibt die BI.
Das könne auch der Grund sein, warum die A 445 ebenfalls nicht in jener Liste auftaucht. „Denn niemand würde ernsthaft 150 bis 200 Millionen Euro für eine Ortsumgehung ausgeben“, sagen Georg Herrmann als Vorsitzender der Initiative und Ludger Palz als sein Vize. Keine A 46 bedeute also auch: keine A 445.
Demonstration der Bürgerinitiative „StoppT A445“
Die Bürgerinitiative „StoppT A445“ demonstriert im Rahmen der Aktionstage für eine Mobilitätswende am Samstag, 15. April, um 15 Uhr am Lindfeldweg Hilbeck. Zum dritten Mal finden jene deutschlandweiten Aktionstage statt, an denen sich Klimagerechtigkeitsgruppen und Bürgerinitiativen beteiligen. 2021 gab es etwa eine Fahrraddemo über die B 63. Am 15. April steht die BI ab 15 Uhr am Lohwald (Lindfeldweg) bereit, „um mit Radfahrern und Spaziergängern ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen und auf die aktuelle Lage der A 445 aufmerksam zu machen.“ Die BI freue sich über alle, „die sich informieren wollen und solidarisch zeigen“. Die Aktion endet gegen 17 Uhr.
Kommentar: (Ver-)Schweigen sorgt für Ängste (Gerald Bus)
Dass die eigenen Mitarbeiter im Hause von Volker Wissing nicht verstanden haben, was der FDP-Bundesverkehrsminister und seine Kabinettskollegen mit ihrem „Genehmigungsbeschleunigungsgesetz“ eigentlich wollen, ließ sich früh erahnen. Bei der ersten Anfrage unserer Zeitung Ende März hieß es aus der Pressestelle lapidar, das könne man nicht sagen, man müsse nachhaken in der Fachabteilung.
Erstaunlich genug, da doch viele Medien Fragen hatten zu Autobahnplänen. Es folgte schließlich eine allgemeine Mitteilung aus dem Wissing-Haus mit unverständlichen, fast wirren Aussagen – keine Klarheit, nahe an der Frechheit. Immerhin kündigte das Ministerium Aussagen zum Stand der A 445 und zum sechsstreifigen Ausbau der A 44 für die Woche drauf an – aber die blieb aus.
Und auch nach Ostern kam trotz mehrfacher Nachfrage unserer Redaktion kein Wort aus dem Ministerium. Das öffnet Spekulationen Tür und Tor. Selbst, wenn sie nicht wissen, was sie tun: Es wäre ein Leichtes, Entwarnung zu geben, wenn die Liste mit 144 Projekten keine Auswirkung auf den dort fehlenden Weiterbau der A 445 hätte.
Aber das beharrliche (Ver-)Schweigen lässt Sorgen berechtigt erscheinen und schürt Ängste bei denen, die die A 445 herbeisehnen, um nachts ruhig schlafen zu können. Oder beruht es doch auf der Ignoranz eines Verkehrsministers, der schon bei der peinlichen Mautbelastung für Werler Fluthelfer im Ahrtal für viel Wut sorgte?
Die Frage ist so einfach: Müsste die planfestgestellte A 445 überhaupt in jener Liste auftauchen? Fällt sie unter die Engpassbeseitigungen als Ausweichstrecke? Die Menschen warten auf Antworten. Zu Recht!